Kunst und Kunsthandwerk "grenzenlos"

KELL/BOURGLINSTER. Metall-Skulpturen und gefilzte Mode aus Kell gehen bei einer Ausstellung in Bourglinster eine "grenzenlose" Verbindung mit Werken luxemburgischer Künstler ein.

"Ein grenzenloser Zufall brachte sie zusammen", wirbt die Ankündigung zu der vom luxemburgischen Kultusministerium geförderten Ausstellung. Fünf Künstler präsentieren ihre Werke im Schloss Bourglinster. Das gilt auch für die beiden Deutschen im Team, Filzerin Christine Conter und Metallgestalter Joachim Marx. Denn beide leben seit Jahren in Kell. Vom kreativen Schaffen des anderen erfuhren sie aber erst über eine Ferienfreizeit, bei der Marx mit Metall arbeitete. Den 37-jährigen Schlosser begleiten Bronze, Messing, Edelstahl und Stahl seit frühester Jugend. Bereits im Elternhaus hatte er eine Werkstatt, in der er mit dem Gedanken "da kann man was draus machen" das deponierte, was andere zum Schrott warfen. Nach knapp 20-jähriger Schlosserei-Arbeit gründete er 2002 in Kell seine Werkstatt "Metallgestalt". Seither mutieren in der separaten Scheune seines Hauses Platten und Bleche zu Wesen der Mythologie oder Schrott zu Skulpturen. Oft verarbeitet der - seit 2004 staatlich anerkannte - Künstler auch Bronze zu Schmuck, oder er kombiniert Wetterfahnen mit Materialien wie Stein oder Holz. "Die Ideen kommen bei mir, wenn andere Leute feiern", erzählt er von seiner Vorliebe, abends und nachts zu arbeiten. Workshops bei der Europäischen Kunstakademie sind für ihn Inspiration und Urlaub zugleich. Was ihn am Werkstoff Metall fasziniert, ist das "uneingeschränkte Spiel mit den Formen" und "der Spaß am experimentellen Denken". Seine Arbeiten stellt der Vater eines fünfjährigen Sohnes in Kall in der Eifel ebenso aus wie derzeit im Trierer Atelier Jonas oder demnächst in der Tufa. Außerdem ist er bei internationalen Ausstellungen im Saarland, der Pfalz und in Thionville präsent, wo er 2003 einen ersten Preis erhielt. Die Präsenz bei renommierten Ausstellungen und Märkten ist auch für Conter unverzichtbar. Da die eigentliche Arbeit eine sehr einsame sei, erzählt die 40-Jährige, brauche sie den Kontakt und den Austausch mit ihren Kunden. Die gelernte Fotografin hatte nach der Geburt ihrer Kinder - heute 13 und zehn Jahre alt - kreative Ideen und Impulse reifen lassen. Letztlich fand sie ihr Metier im Filzen, einem alten Handwerk, das sie die Mühsal des früheren Waschens nachempfinden lässt: "Das ist eine körperlich anstrengende Arbeit." Die selbst erarbeiteten Fertigkeiten für das Herstellen von Hüten und Kleidung - teils komplett gefilzt, teils kombiniert mit anderen Stoffen - erhielten bei internationalen Filzdozentinnen den letzten Schliff. Conter ist fasziniert von Filz, weil dieser "sehr fein zu arbeiten und trotzdem haltbar" ist. Außerdem sei das für Möbel, Bilder und Skulpturen verwendbare Material so grenzenlos: "Man kann jede Idee umsetzen - es gibt kein Ende." Allerdings kommt die Inspiration oft zu unerwarteter Stunde: "Es kann schon passieren, dass ich nachts aufwache und in meiner Werkstatt verschwinde." Ideen ließen sich eben keiner Uhrzeit unterwerfen. Die Ausstellung in Bourglinster - erreichbar über die E 29 Luxemburg-Echternach, Abfahrt Gonderange - ist geöffnet vom 15. bis 30. Oktober, mittwochs bis sonntags, 14 bis 18 Uhr. Mit Conter und Marx stellen die Luxemburger Josy Braun (Schriftsteller), Malerin Josée Klincker und Schmied Romain Schleich aus.

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