Kunst zwischen Saarufer und Waterkant

Geht das: ein "maritimer Liederabend" ohne Shantys und Seemannschor? Rund 25 Besucher der Kanzemer "Alten Schule" erlebten das neue Soloprogramm des Kleinkünstlers und Liedermachers Günter Gall mit dem Titel "Überall ist Kattegatt" - und die wissen jetzt Bescheid.

 Nicht nur mit der „Flüstertüte“ verschafft sich der Kleinkünstler Günter Gall bei seinem „maritimen Liederabend“ im Kanzemer Kulturzentrum „Alte Schule“ die nötige Sprachgewalt – das Programm mit Texten von Joachim Ringelnatz und Fritz Graßhoff sorgte für Amüsement. TV-Foto: Jürgen Boie

Nicht nur mit der „Flüstertüte“ verschafft sich der Kleinkünstler Günter Gall bei seinem „maritimen Liederabend“ im Kanzemer Kulturzentrum „Alte Schule“ die nötige Sprachgewalt – das Programm mit Texten von Joachim Ringelnatz und Fritz Graßhoff sorgte für Amüsement. TV-Foto: Jürgen Boie

Kanzem. (jbo) Zu Beginn Verwirrung, und am Ende wollte kaum einer der etwa 25 Besucher im Veranstaltungssaal des Kanzemer Kulturzentrums "Alte Schule" wieder gehen. Der Osnabrücker Kleinkünstler und Liedermacher Günter Gall hatte unter dem Titel "Überall ist Kattegatt" einen "maritimen Liederabend" nach Joachim Ringelnatz und Fritz Graßhoff versprochen.

Hofnarr mit Schellen am Fuß



Erleben durfte das Publikum aber zunächst einen Künstler Gall, dessen Auftritt eher an einen mittelalterlichen Hofnarren mit Schellen an Fuß und Kniebundhose erinnerte. Als Gall die rund zwei Stunden dauernde Nummern-Revue auch noch mit einer satirischen Reportage aus dem Boxring begann, machte sich zunächst etwas Ratlosigkeit breit. Doch im weiteren Verlauf des Programms entwickelte das Publikum ein Gespür für Galls Kunst, und der Künstler erkannte, wie er die Zuschauer packen konnte: Die verstärkt nach der Pause vorgetragenen Texte des Dichters Joachim Ringelnatz und des Schriftstellers und Liedertexters Fritz Graßhoff - teils gesungen, teils gesprochen - standen plötzlich im Kontext zum Thema des Abends, und aus der in verschiedene Abteilungen gegliederten Folge von Liedern und Rezitationen entstand doch noch ein Bogen heiterer Lyrik. Die Qualität von Ringelnatz' Gedichten und Graßhoffs Liedertexten, aus dessen Feder Erfolgsschlager wie "Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise" stammen, sorgte ebenfalls dafür, dass auf den Zuschauergesichtern immer häufiger Schmunzeln und Freude zu erkennen waren. Man sang mit, eine Dame aus dem Publikum half bei einer Karaoke-Nummer auf der Bühne aus, und am Ende waren Künstler und Zuschauer zufrieden und man "erbettelte" sich noch einige Zugaben. "Speziell der zweite Teil war sehr kurzweilig und amüsant", fasste Reiner Weber aus Konz seine Eindrücke zusammen. Sicherlich ist es auch der familiären Atmosphäre in der "Alten Schule" zu verdanken, dass am Ende auch Ortsbürgermeister Günter Frentzen als Veranstalter trotz des eher schwachen Besuchs ebenfalls ein positives Fazit zog.

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