Kunstwerk zieht von Zerf nach Trier

Zerf/Trier · Das berühmt-berüchtigte Kunstwerk Kleines Rasenstück ist zumindest teilweise wieder zu sehen. Nachdem die Skulptur wegen der massiven Proteste von Motorradfahrern vom Zerfer Kreisel im September 2011 weichen musste, wird sie aktuell an der Außenanlage der staatlichen Weinbaudomäne in Trier ausgestellt. Welche neue Zierde der Zerfer Kreisel erhält, ist aber weiter offen.

Zerf/Trier. Die von den Künstlern Klaus Maßem (Schillingen) und Werner Müller (Zerf) geschaffene Skulptur Kleines Rasenstück fristet nicht mehr länger ein trostloses Dasein in einer Lagerhalle. Das ursprünglich auf dem Zerfer Kreisel stehende Gebilde aus 130 Zinkrohren wird derzeit auszugsweise in Trier ausgestellt (der TV berichtete). 25 Teile, die Pflanzen und Blumen nachbilden, sind an einer Gabionenwand der staatlichen Weinbaudomäne installiert. Sie sollen ein Herbarium - also eine Sammlung getrockneter Pflanzen - darstellen.
Die Vorgeschichte: Das kleine Rasenstück machte im Sommer 2011 bundesweit Schlagzeilen. Motorradfahrer aus der ganzen Republik entrüsteten sich in diversen Internet-Foren über das Kunstwerk auf dem Zerfer Kreisel. Die Biker empfanden die Skulptur wegen ihrer teils spitz zulaufenden Rohre als Bedrohung. Der Proteststurm war so heftig, dass eine Runde von Verkehrsexperten Mitte September 2011 entschied: Das Kunstwerk wird abgebaut. Seitdem ist der Zerfer Kreisel schmucklos.
Die aktuelle Ausstellung: Das Kleine Rasenstück zählt zu den Werken, die acht Künstler des Trierer Kunstvereins Junge Kunst in der Staatlichen Weinbaudomäne zeigen. "Die Skulptur wertet unser Gelände auf. Es ist ein Kunstwerk mit Geschichte, das sich nun wieder in Erinnerung ruft", sagt Ines Steiner von der Weinbaudomäne.
Das Echo der Besucher sei eindeutig: "Sie sind ausnahmslos begeistert." Es gebe auch niemanden, der das Kunstwerk an seinem neuen Standort als bedrohlich empfinden würde.
Die Skulptur werde auf jeden Fall "noch einige Wochen zu sehen sein". Die Verantwortlichen der Domäne wollen außerdem mit der Gemeinde Zerf darüber verhandeln, ob diese das Kunstwerk als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt. Die Gemeinde ist Besitzerin der Skulptur, die komplett 25 000 Euro gekostet hatte.

Das sagen die Künstler: Klaus Maßem findet es "schön, dass man sich jetzt wieder an dem Kunstwerk erfreuen kann." Allerdings würde er sich wünschen, dass für die Zukunft der ganzen Skulptur "eine Lösung gefunden wird". Nach wie vorgibt es nämlich eine Idee der beiden Künstler. Sie haben der Gemeinde Zerf vorgeschlagen, die Skulptur zu verwandeln. Maßem und Müller wollen 80 Rohre des Kleinen Rasenstücks verformen und zu einem runden Heuballen pressen.
Dieses Objekt könnte dann auf der Mitte des Kreisels platziert werden. "Das Kunstwerk würde elf Meter vom Rand entfernt stehen. Alle Spitzen wären nach innen gebogen und es hätte absolut nichts Gefährliches mehr", sagt Maßem. Er und Müller hoffen nach wie vor darauf, dass die Gemeinde diesem Vorschlag zustimmt und ihn umsetzt. "Ob es dazu kommt, ist aber immer noch offen", betont Maßem.

Das sagt die Gemeinde:
Ortsbürgermeister Dieter Engelhardt (SPD) bestätigt, dass im Zerfer Rat nach wie vor kein Beschluss über die Neugestaltung des Kreisels gefallen ist. Das soll nach seiner Auskunft "in der zweiten Jahreshälfte" geschehen. Doch die Entscheidungsfindung ist schwierig und fängt schon beim Grundsätzlichen an. "So wie der Kreisel im Moment aussieht, ist das kein Zustand, der mir persönlich gefällt. Es gibt aber auch Ratsmitglieder, die sagen, dass er genau so bleiben soll", betont Engelhardt.
Die Idee der beiden Künstler, das Kleine Rasenstück in einen Heuballen zu verwandeln, sei zwar noch nicht vom Tisch. Die Gemeinde ist aber nach wie vor auch am Verkauf des Kunstwerks interessiert.
So sei sie deswegen zum Beispiel an die Kulturstiftung des Landes herangetreten. "Uns liegt aber noch kein Angebot vor", sagt Engelhardt. Eine weitere Überlegung ist schon seit längerem, die Skulptur über eine Verkaufsplattform im Internet anzubieten. "Wir haben sie bislang aber noch nicht reingestellt", so der Ortsbürgermeister. Zum Wunsch der Domäne, die 25 ausgestellten Teile als Dauerleihgabe zu behalten, sagt Engelhardt: "Das wird es eher nicht geben." Allerdings ist die Gemeinde gesprächsbereit, wenn die Domäne - eventuell mit Hilfe von Sponsoren - das Herbarium kaufen will.

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