Lärmender "Tausendfüßler"

FELL-FASTRAU. Unerträglich wird für die Bewohner von Fastrau der Lärm, der von der nahen Autobahnbrücke herunterschallt. Die Verbandsgemeinde (VG) Schweich hat eine Studie in Auftrag gegeben. Geprüft wird der Verkehrslärm bei Fastrau und anderenorts.

"Heute Nacht war es besonders laut" - diese Aussage kommt dem Fastrauer Ortsvorsteher Christian Bales häufig zu Ohren. Immer wieder sorgt der Radau, der von der Fellerbachtalbrücke, der 830 Meter langen und 68 Meter hohen A-1-Überführung ins Dorf dringt, für Unmut. "Bei Nord- und Ostwind ist es besonders schlimm", klagt eine Anwohnerin.Knallende Widerlager zerren an den Nerven

Komme der Wind aus dieser Richtung, könne man auch bei schönem Wetter nicht auf der Terrasse sitzen. "Hier in der Dorfmitte sind wir nicht so sehr betroffen", sagt eine andere Bewohnerin. Sie hat sich an den Krach gewöhnt und die Bäume auf ihrem Grundstück so gepflanzt, dass die Brücke nur noch minimal zu sehen ist. Nicht gewöhnen kann sie sich an die durchdringenden Schläge, die beim Überfahren der Widerlager überall zu hören sind. Dazu Christian Bales: "Wenn ein Lastzug darüber fährt, gibt es von jeder Achse dröhnende Stöße." Viele Hausbesitzer haben sich durch Doppelverglasung etwas Ruhe verschafft. Doch Schlafen im Sommer bei offenem Fenster oder ruhevoll im Garten sitzen, ist nicht möglich. Als Hemmschuh erweist sich die im Volksmund "Tausendfüßler" genannte Brücke, auch beim Verkauf von Immobilien. Die Lärmbelästigung ist durch das zunehmende Verkehrsaufkommen stetig gewachsen. "Das Mindeste wäre eine lärmmindernde Tempobegrenzung", sagt Fells Bürgermeister Helmut Schneiders. Paradoxerweise werde die Begrenzung am Mehringer Berg von 130 km/h kurz vor der Brücke aufgehoben. Klagen über Verkehrslärm stapeln sich auf dem Tisch von Bürgermeisters Berthold Biwer. Neben Fell-Fastrauer Bürgern gehören auch Anwohner des alten Stadtkerns in Schweich, Bürger aus Bekond, Riol oder Mehring zu den Lärmgeplagten. Biwer: "Wir haben nun eine Studie in Auftrag gegeben. Das damit betraute Planungsbüro prüft alle klassifizierten Straßen hinsichtlich ihres Verkehrslärms." Das Ergebnis werde voraussichtlich im August vorliegen. Dann werde sich zeigen, ob möglicherweise ein Anspruch auf Lärmschutzmaßnahmen gegenüber dem Bund oder dem Land bestehe. Am "Tag des Lärms" wies das Umweltbundesamt kürzlich auf die schleichenden Gefahren des Krachs - "Lärm stresst und macht krank" - hin und rief dazu auf, Verkehrslärm konsequent zu mindern. Schöne Worte für die Bewohner von Fastrau - doch die wollen endlich Taten sehen. Am Montag: Alte Technik - Besuch in der Molitorsmühle in Schweich.

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