Landschaften aus dem Tante-Emma-Laden

FÖHREN. Als die französischen Soldaten in den 80er-Jahren das Trierer Land verließen und in ihre Heimat zurückkehrten, blieb ihr Zivilangestellter Bernard Bardy in Föhren. Seit dieser Zeit hat er mit seiner Kunst viele Menschen erfreut.

Den Maler und sein perfekt eingerichtetes Atelier vermutet man nicht in der Butzengasse. In einem früheren Lebensmittelgeschäft in der kleinen Seitenstraße hat er eine Heimat gefunden, wo er sehr zufrieden tätig ist. Beliebt und bekannt ist Maler Bernard Bardy im gesamten Ort. Die große Fensterfront des einstigen Ladens hat er erhalten, und so kann ihn jeder Passant bei seiner Arbeit beobachten.Die ersten Ölfarben - ein Gefühl wie Weihnachten

Schon in jüngster Kindheit begann Bardy, der sich auch regelmäßig sportlich betätigt, mit dem Zeichnen und Malen. "Wenn ich damals nach dem Fußball- oder Leichtathletiktraining die Ruhe suchte, griff ich nach Papier und Stift", erzählt er. Als seine Mutter ihm irgendwann Ölfarben schenkte, sei dies ein Gefühl wie Weihnachten gewesen. Der seit 1965 in Deutschland lebende Bernard Bardy wurde 1945 in Razès (Frankreich) geboren. Seine stärksten Anregungen findet der Künstler in den Landschaften seiner Wahlheimat. Auch historische Gebäude, alte Dorfwinkel und Ausschnitte aus dem altbäuerlichen Leben sind seine Motive. Vor allem die Jahreszeiten Herbst und Winter wecken seine Inspiration. "Regelmäßig bin ich auf größeren Touren mit dem Fahrrad unterwegs. Dann habe ich immer eine Kamera dabei, fotografiere schöne Ansichten und zeichne sie später vom Foto ab", erklärt er eine seiner Arbeitsweisen. So entstehen Bilder in verschiedenen Größen, vorzugsweise mit Hilfe von Holzkohle, Aquarell-, Pastell- und Ölfarben. Es liegt nahe, dass er seinen Heimatort Föhren aus allen Ecken und Perspektiven unter die Lupe und "unter den Pinsel" genommen hat. Zwischen den Landschaftsbildern von Eifel und Mosel fallen immer wieder Gemälde auf, die eindeutig Südfrankreich zuzuordnen sind. "Dort sind wir immer im Frühjahr für längere Zeit", sagt der Künstler, der auch diese Gegend Europas mit Stift und Farben festhält. Wie viele tausend Bilder er in seinem Leben gemalt hat, kann er nicht mehr sagen. Er schätzt: "Jährlich werden es wohl so rund 120 Gemälde sein." Doch nicht nur seinen eigenen kreativen Ideen lässt er freien Lauf. "Immer wieder kommen Kunden und lassen sich von einem jahrzehntealten Foto beispielsweise ihr Elternhaus nochmals in Öl malen", erzählt der Vater zweier Töchter. So kürzlich auch ein aus Ostdeutschland stammender und seit Jahren an der Mosel wohnender Mann. Er hatte von seinem Elternhaus ein Schwarzweiß-Foto von 1943. Bardy fertigte anhand dieses Fotos ein exaktes Ölgemälde in der Größe von 50 mal 60 Zentimetern. Auf ähnliche Weise ist auch die Kohlezeichnung von der Detzemer Kirche entstanden. Bardy: "Das scheinbar an die Kirche angebaute Haus hat mir der Kunde aus seinem Gedächtnis beschrieben. Mehrfach haben wir geändert und ergänzt, bis das Elternhaus des Auftraggebers einschließlich Scheune und Plumpsklo neben dem Gotteshaus wie einst zu sehen war." Die Kenntnisse in der klassischen Malerei gibt er gerne an interessierte Leute weiter. Der Dozent an der Volkshochschule in Kordel unterrichtet auch direkt in seinem Atelier. Erwachsenen und Kindern gibt er sein Wissen weiter. Einige Frauen lernen bei ihm schon seit einigen Jahren den Umgang mit Pinseln und Farben. Bei den Kindern hat er seine eigene Einstellung: "Sie sollen den Weg zur Malerei selbst finden und nicht von den Eltern geschickt werden."

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