LANDSCHAFTSPFLEGE

ZEMMER. Das Flurbereinigungsverfahren der Gemeinde Zemmer ist abgeschlossen. In der "Schlussfeststellung" des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR, ehemals Kulturamt) sind Verlauf und Ergebnis einer 20 Jahre währenden Herkules-Arbeit detailliert beschrieben.

"Angefangen hatte alles im Jahr 1985, als zunächst der Vorstand der aus rund 800 Grundstücksbesitzern bestehenden Teilnehmergemeinschaft gewählt und die ersten Vermessungsarbeiten sowie die Wertermittlung der Grundstücke angestellt wurden", zitiert DLR-Projektleiter Manfred Heinzen aus der Schlussfeststellung. Zuhörer und Diskussionspartner sind Zemmers Ortsbürgermeister Winfried Wollscheid, Ortsvorsteher Walter Kirn sowie Gerhard Krütten und Werner Weber, Letztere als Vorstandsmitglieder der Teilnehmergemeinschaft Männer der ersten Stunde. Mit dem Verfahren habe man vor allem eine Verbesserung der Produktions- und Arbeitsbedingungen der bis dato noch stark verbreiteten Landwirtschaft durch größere Bewirtschaftungsflächen und eine sinnvolle Wege-Erschließung erreichen wollen, so Heinzen. Gleiches habe für die Forstwirtschaft gegolten.Jetzt rechtlich einwandfreie Eigentumsverhältnisse

Die Durchschnittsgröße der Besitzstücke sei von 0,24 Hektar auf 1,51 Hektar gewachsen. Die Neuvermessung und Vermarkung der Grundstücke habe baurechtswidrige Zustände beseitigt und zu rechtlich einwandfreiem Eigentumsnachweis geführt. An der Planung eines neuen Wegenetzes war der Vorstand der Teilnehmergemeinschaft ebenfalls maßgeblich beteiligt. Galt es doch, alle land- und forstwirtschaftlich genutzten Flurstücke zugänglich zu machen. Neue Parallelwege entlang der Landesstraßen (L) 43 und L 46 wurden angelegt, um den normalen Verkehr nicht zu behindern. "Über die Planungen wurde oft und intensiv diskutiert", erinnert sich Gerhard Krütten, "schließlich haben wir immer eine Lösung gefunden." Fast zehn Kilometer schwer und leicht befestigter Wirtschaftswege sind das beeindruckende Ergebnis. Auch in Sachen Naturschutz und Landschaftspflege hat die Bodenneuordnung viel verbessert. In der intensiv bewirtschafteten Feldflur sowie in der Ortsrandlage entstanden zahlreiche landespflegerische Objekte. Hohe Priorität galt der Verwirklichung wasserwirtschaftlicher Erfordernisse. Neben notwendigem Ausbau wurden die Gewässer wieder in einen naturnahen Zustand versetzt. Ein durch neue Strukturen belebtes Biotopverbundsystem entstand. Krütten zufolge hat man schon vor 20 Jahren mit einem Rückgang der Landwirtschaft gerechnet und darauf hingewiesen. Auf Verständnis sei das freilich nicht immer gestoßen. Derweil ist die Gesprächsrunde einig: "Heute haben wir die Bestätigung: Das Ringwegekonzept war unbedingt richtig." In der Tat ist es hervorragend gelungen. Zwar fehlt es weitgehend an land- und forstwirtschaftlicher Nutzung, dafür haben begeisterte Spaziergänger, Wanderer und Sportler die reizvoll in die Landschaft integrierten Wege längst als ideales Freizeitgelände entdeckt. Selbst der Anschluss an die in Entstehung befindlichen Wegenetze der Ortsteile Rodt und Schleidweiler ist konzipiert. Rückblickend loben Gerhard Krütten und Werner Weber die stets gute Zusammenarbeit aller am Flurbereinigungsverfahren beteiligten Gremien einschließlich der Grundstücksbesitzer "auch in Phasen, wenn es mal holprig wurde". "Es hat nie großen Zirkus gegeben", bestätigt Ortsbürgermeister Wollscheid. "Die neue Bodenordnung wird den Belangen der Menschen auf lange Zeit gerecht werden: Vergleichbares dürfte in dieser Intensität so schnell nicht möglich sein", sagt Ortsvorsteher Walter Kirn. Als eines der bisher am günstigsten finanzierten Verfahren bezeichnet Manfred Heinzen die Zemmerer Flurbereinigung. Er rechnet vor: "Die investiven Maßnahmen haben insgesamt 1,16 Millionen Euro gekostet: 87 Prozent davon hat das Land bezuschusst."

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