Baustelle Monatelang 20 Kilometer Umweg: Warum Hochwälder die Vollsperrung der L152 bei Dhronecken kritisieren

Beuren/Dhronecken · Muss die L152 zwischen Beuren und Dhronecken wirklich so lange vollgesperrt sein? Und hätte man neben den beiden maroden Brücken nicht gleich auch die Straße erneuern können? Das fragen sich Betroffene in den sozialen Netzwerken und üben Kritik. Was der Landesbetrieb Mobilität dazu sagt.

  Hier geht vorerst für längere Zeit nicht weiter: Die Sperrung der L152 zwischen Beuren und Dhronecken bis Dezember verärgert so manchen davon betroffenen Autofahrer im Hochwald.

Hier geht vorerst für längere Zeit nicht weiter: Die Sperrung der L152 zwischen Beuren und Dhronecken bis Dezember verärgert so manchen davon betroffenen Autofahrer im Hochwald.

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber

Kurz nach Ostern überraschte die Vollsperrung der Landesstraße 152 bei Dhronecken manchen Autofahrer. Die direkte Verbindungsstraße in Richtung Geisfeld und Beuren ist seitdem nicht mehr passierbar – voraussichtlich bis Ende des Jahres. Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Trier hatte die Arbeiten angekündigt, die wegen des Austauschs zweier maroder Brücken über die Kleine Dhron notwendig sind.

Dass der Weg so lange versperrt bleibt, sorgt offenbar bei Betroffenen vor Ort für Verdruss. Auf der Facebook-Seite eines Onlineportals, das wie der Trierische Volksfreund über die Arbeiten berichtet hat, machen einige ihrem Ärger Luft. So beschwert sich eine Mutter: „Meine Tochter muss in Beuren zur Schule. Jetzt fahre ich täglich knapp 20 Kilometer Umweg. Dass man das nicht hätte anders lösen können, ist wirklich ärgerlich.“ Ein anderer Facebook-Nutzer beklagt sich ebenfalls, nun ein halbes Jahr lang die Umleitungsstrecke über die B327 fahren zu müssen: „Das sind locker 500 Euro Mehrkosten an Benzin für Leute, die täglich den Weg zur Arbeit fahren müssen!“ Viele Kommentatoren des Berichts bezweifeln, dass es keine Alternative zur Vollsperrung gegeben hätte. Sie kritisieren zudem, dass nicht in einem Zug die Fahrbahn der L152 Richtung Beuren erneuert werde: „Die ist schlimmer als jeder Urwald-Pfad in Papua Neuguinea“, lautet ein Eintrag.

Es gibt allerdings auch Leser, die Verständnis äußern. Der Umweg nerve zwar, heißt es da. Doch eine Brücke mit einseitiger Sperrung der Straße zu erneuern, sei „mit klaren Menschenverstand betrachtet logischerweise nicht möglich“. Bei der Bauzeit seien zudem vermutlich aktuelle Lieferverzögerungen wegen Pandemie und Krieg einkalkuliert.  

Der Ortsbürgermeister von Dhronecken, Detlef Jochem, hat persönlich noch keine Beschwerden in seinem Dorf vernommen. „Viele sind hier Richtung Thalfang orientiert und daher nicht so sehr betroffen“, vermutet er. Problematischer sei die Sperrung wohl für Bürger aus Beuren und Geisfeld, die in Thalfang arbeiteten. Für Dhronecker Patienten der Hausarztpraxis in Beuren sei der weite Umweg allerdings schon „aufwendig“.

Ob es eine andere Lösung als die monatelange Vollsperrung der L152 gegeben hätte, mag Jochem nicht beurteilen. Zur Kritik, dass die Sperrung nicht für eine Erneuerung der Fahrbahn genutzt werde, sagt er: „Von der Planung her hätte man das vielleicht dranhängen können.“

 Kein Durchkommen ist derzeit auf der Landesstraße 152 zwischen Dhronecken und Beuren. Unsere Grafik zeigt den gesperrten Straßenabschnitt und die ausgeschilderte Umleitungsstrecke.

Kein Durchkommen ist derzeit auf der Landesstraße 152 zwischen Dhronecken und Beuren. Unsere Grafik zeigt den gesperrten Straßenabschnitt und die ausgeschilderte Umleitungsstrecke.

Foto: TV/TV-Grafik

Jochems Beurener Amtskollegin Petra Adams-Phlippi bestätigt den „sehr schlechten Zustand“ der L152, insbesondere in Richtung Beurener Ortseingang: „Eine Erneuerung wäre natürlich in unserem Interesse.“ Versprechen dazu hätten Landespolitiker allerdings schon „vor 30 Jahren“ abgegeben, passiert sei bislang nichts. Auf die aktuelle Vollsperrung angesprochen, habe sie bislang noch kein Beurener Bürger: „Zu ändern ist es ja ohnehin nicht.“ Der Umweg sei zwar „nicht schön, aber man gewöhnt sich daran“.

Und was sagt der LBM? Auf Nachfrage erläutert Mitarbeiter Guido Bauer ausführlich die Hintergründe der Arbeiten. Die Vollsperrung sei für die Erneuerung der Brücken „unvermeidbar“, stellt er fest. Bei beiden Brücken führe die L152 über einen etwa fünf Meter hohen Damm. Die Konstruktionen aus Wellstahl bildeten ein zusammenhängendes Bauwerk, das „nur in einem Stück  abgebrochen“ werden könne. Dazu müsse allerdings der gesamte  Straßenkörper aufgebrochen und der Bach mittels großer Stahlbetonrohre um die Baugrube geleitet werden. Benötigt werde eine sechs Meter tiefe Grube, deren Länge und Breite rund 25 mal 10 Meter betrage: „Diese Arbeiten beginnen jetzt. Hätte es eine Alternative zur Vollsperrung gegeben, hätten wir diese liebend gern umgesetzt“, sagt Bauer.

  Eine der beiden Brückenbaustellen: Das Foto zeigt, dass für die Erneuerung der Bauwerke der gesamte Straßenkörper über der Kleinen Dhron aufgebrochen wird. Laut LBM sind die Arbeiten daher nicht ohne Vollsperrung  zu erledigen.

Eine der beiden Brückenbaustellen: Das Foto zeigt, dass für die Erneuerung der Bauwerke der gesamte Straßenkörper über der Kleinen Dhron aufgebrochen wird. Laut LBM sind die Arbeiten daher nicht ohne Vollsperrung zu erledigen.

Foto: LBM Trier

Der LBM-Fachmann erläutert zudem, dass das Land beide Brücken zunächst getrennt in den Haushaltsjahren 2021 und 2022 habe erneuern wollen. „Um diese zweijährige Beeinträchtigung zeitlich deutlich zu reduzieren, haben wir uns entschieden, beide Bauwerke gleichzeitig zu erneuern.“ Dadurch müsse die Strecken nur einmal vollgesperrt werden. Eine getrennte Ausschreibung der Brücken habe zudem den Vorteil ergeben, dass zwei Firmen vor Ort „praktisch unter einem gewissen Konkurrenzdruck arbeiten“. Für die Umleitungsstrecke seien die Alternativen im klassifizierte Straßennetz „überschaubar“, stellt Bauer fest und verweist darauf, dass auch LBM-Mitarbeiter der Straßenmeisterei Thalfang den Umweg in Kauf nehmen müssten.

Zur Forderung nach einem gleichzeitigen Ausbau der L152 verweist Guido Bauer auf den Landessstraßen-Investitionsplan, der alle fünf Jahre die priorisierten Ausbauprojekte nach Erfassung des Straßenzustands und anderer Faktoren festlege. Im Plan 2019-2023 habe die L152 „leider keine Berücksichtigung im landesweiten Ranking gefunden“. Dieses Jahr werde der Zustand der Landesstraßen neu erfasst, die Auswertung der Messungen erfolge 2023. Ob es der Abschnitt der L152 ins nächste Fünf-Jahres-Programm bis 2028 schaffe, bleibe abzuwarten. „Auf dieser vagen Kenntnislage konnte mit den Ersatzneubauten der beiden Dhronbrücken nicht gewartet werden, zumal diese wiederum im Landesinvestitionsplan bis 2023 enthalten waren.“ Die Kosten beziffert der LBM mit rund 1,5 Millionen Euro.

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