Langes Leben im Dorf: Wie können Pflegebedürftige zu Hause versorgt werden? - Wissenschaftlerinnen stellen Lösungen vor

Mannebach · Vier Studentinnen von der Universität Jena haben eineinhalb Jahre lang die Wohn- und Lebenssituation in Mannebach analysiert und jetzt Vorschläge für eine wohnortnahe Versorgung und Betreuung von Pflegebedürftigen erarbeitet. Ein vernetztes System ist nach Ansicht der Pflegewissenschaftlerinnen die Lösung.

Langes Leben im Dorf: Wie können Pflegebedürftige zu Hause versorgt werden? - Wissenschaftlerinnen stellen Lösungen vor
Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Mannebach. Wenn sich ein Professor für Pflegewissenschaften wie Dr. Olaf Scupin von der Fachhochschule in Jena im Mannebacher Brauhaus mit Ortsbürgermeister Bernd Gard zusammensetzt, dann kann ein wissenschaftliches Projekt daraus entstehen, das in der Praxis weiterhilft. Die beiden Studentinnen Ursel Basener-Roszak und Doreen Werner, beide gelernte Krankenschwestern, haben Pflegewissenschaften in Jena studiert und in ihrer Abschlussarbeit gemeinsam mit ihren Mitstudentinnen Nicole Hartenstein und Annemarie Lange die Wohn- und Lebensbedingungen in Mannebach analysiert.

"Damit findet der letzte Baustein unseres Mannebacher Mobilitätsmodells nach sechs Jahren Entwicklungszeit seinen Abschluss", schreibt Gard in seiner Einladung an die Bürger.
Vor rund 30 Zuhörern, die dieser Einladung ins Bürgerhaus folgten, zeigen die beiden Pflegewissenschaftlerinnen auf, wie flexibel verschieden schwere Grade von Pflegebedürftigkeit angepackt werden können.
"In eineinhalb Jahren waren wir fünf Mal in Mannebach", sagt Doreen Werner. Nach einer schriftlichen Umfrage führten sie 29 intensive Gespräche mit Bürgern aller Altersgruppen. Dabei habe sich herausgestellt, dass Mannebach bei der gegenseitigen Hilfe im Dorf schon sehr viel erreicht habe: "Dafür sehen wir in ganz Deutschland kein anderes Beispiel."

Die Pflegebedürftigkeit werde im Landkreis Trier-Saarburg bis 2050 von 3500 auf 7500 Fälle steigen, sagen die Wissenschaftlerinnen voraus. Es gelte, in den eigenen vier Wänden die größtmögliche Selbstständigkeit zu erhalten. Dabei sei die vernetzte Versorgung einem Wohngemeinschaftsmodell vorzuziehen: "Gemeinschaftliches Wohnen stößt in Mannebach auf wenig Gegenliebe", stellt Basener-Roszak fest.Manager, der Pflege koordiniert


Die Zuhörer staunen, als Werner und Basener-Roszak erläutern, dass es für eine Vernetzung sogar Mittel der Pflege- und Krankenversicherung gäbe, die noch kaum abgerufen würden. Über eine GmbH oder einen Verein könne ein Pflegemanager eingestellt werden, der alle Pflegedienstleistungen, vom Arzt bis zu den Nachbarn, koordiniere.
Mehrfach unterstreichen Zuhörer, dass eine Pflege durch Angehörige heute immer schwieriger werde, wegen der beruflichen Belastung, weil Kinder da seien und weil die Betroffenen selbst das gar nicht wollten.
"Ein erster Schritt wäre doch, eine Anlaufstelle für Betroffene zu schaffen, die weiterhilft", fordert Ortschef Gard. In seiner früheren Heimat im Saarland sei das der Knappschaftsälteste gewesen. Gard schlägt als Anlaufstelle den Pflegestützpunkt in Saarburg vor. Eine Bürgerumlage zur Sicherung von Pflegedienstleistungen hält er für illusorisch.
Zunächst solle die Prävention für eine größtmögliche Gesundheit Vorrang haben. Im November oder Dezember will Gard, gemeinsam mit Trassem und Kastel-Staadt, eine Zukunftskonferenz einberufen.

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