Laster sollen draußen bleiben

Gusenburg · Nach dem jüngsten Unfall mit einem Langholztransporter ist der Geduldsfaden vieler Gusenburger endgültig gerissen. Sie fordern, dass die Ortsdurchfahrt - die Landesstraße 147 - für den Schwerlastverkehr über 7,5 Tonnen gesperrt wird.

 Glück im Unglück hatte die Fahrerin dieses Wagens beim Zusammenstoß mit einem Holztransporter in Gusenburg. Bewohner fordern jetzt, die Ortsdurchfahrt für die schweren Laster zu sperren. Foto: Archiv/Polizei

Glück im Unglück hatte die Fahrerin dieses Wagens beim Zusammenstoß mit einem Holztransporter in Gusenburg. Bewohner fordern jetzt, die Ortsdurchfahrt für die schweren Laster zu sperren. Foto: Archiv/Polizei

Der Zusammenstoß am 20. Juli war spektakulär, endete aber zum Glück glimpflich. In der engen Kurve in der Gusenburger Ortsmitte (Hauptstraße/L 147) wurde der Mercedes einer Autofahrerin von einem entgegenkommenden Langholztransporter erfasst und mehrere Meter weit mitgeschleift. Die Frau stieg unverletzt aus ihrem schwer beschädigten Auto (der TV berichtete).

Dieser aktuelle Unfall lässt nun in der 1300-Einwohner-Gemeinde eine alte Forderung laut werden: Die Ortsdurchfahrt von Gusenburg soll für den Schwerlastverkehr gesperrt werden. "Das sagen hier fast alle", ist sich Anlieger Karl-Heinz Nellinger sicher. Und Rainer Anell spricht von einem "Unding", wenn er sich die derzeitige Situation vor Augen führt. Aus Sicht der Gusenburger rollen immer mehr schwere Transporter durch ihr Dorf. Dafür haben sie auch eine Erklärung. "Wir sind Leidtragende einer Entscheidung im Saarland", sagt Ortsbürgermeister Josef Barthen. In der Nachbarschaft haben die dortigen Verkehrsbehörden vor einigen Jahren die L 149 in der Ortsdurchfahrt Wadern-Kostenbach für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen gesperrt. Sie reagierten damit auf einen ebenfalls spektakulären Unfall: "Die Sperrung wurde eingerichtet, nachdem in der Haarnadelkurve in der Kostenbacher Ortsmitte ein Kranwagen der Bundeswehr von der Fahrbahn abgekommen und in einem Wohnhaus zum Stehen gekommen war", so die Auskunft von Klaus Kosok vom saarländischen Landesbetrieb für Straßenbau.

Fahrer nehmen kürzesten Weg nach Trier

Der LKW-Verkehr wird seitdem offiziell über die L 329 bis zur A-1-Anschlussstelle Braunshausen umgeleitet. Spätestens nach der Einführung der LKW-Maut würden viele Brummi-Fahrer, die aus dem Saarland Richtung Trier unterwegs sind, aber den kürzeren Weg wählen, der über Wadrill und Gusenburg zur A-1-Auffahrt Hermeskeil führt. Das sagen die Gusenburger. Belegen lässt sich diese Beobachtung derzeit nicht.

Wenn der Landesbetrieb für Mobilität (LBM) in Trier aber auf TV-Anfrage davon spricht, "dass es seit den 1990er Jahren keine entscheidende Änderung der Verkehrszahlen gegeben hat", dann muss berücksichtigt werden, dass die letzte Messung aus dem Jahr 2005 datiert.

Jedenfalls setzt sich nun auch Hermeskeils Verbandsgemeinde-Bürgermeister Michael Hülpes dafür ein, dass die L 147, die von 2007 bis 2009 in Gusenburg erneuert wurde, für den Schwerlastverkehr gesperrt wird. Diesen Antrag hat er beim LBM gestellt. "Auch wegen der in der Ortsdurchfahrt eingebauten Verkehrsinseln, die verkehrsberuhigend wirken sollen, ist aus meiner Sicht ein gefahrloser Begegnungsverkehr mit Schwerlastfahrzeugen nicht möglich - weitere Gefahrensituationen und Unfälle sind programmiert", sagt Hülpes. Ein solches Verbot ist seiner Meinung nach auch deshalb möglich, weil es mit der L 329 - der sogenannten Nordsaarlandstraße - bereits "eine hervorragend geeignete Alternativstrecke gibt". Barthen sagt: "Wir wissen, dass wir Gusenburger eine solche Sperrung nicht allein durchdrücken können. Aber klar ist: Schwerlastverkehr, der nur durch unseren Ort fährt, um von A nach B zu kommen, müssen wir nicht haben".

Meinung

Zu eng für dicke Brummis

Von Axel Munsteiner

Was die Verkehrsbehörden im Saarland können, müsste doch auch für ihre Kollegen in Rheinland-Pfalz machbar sein. In Wadern-Kostenbach wird nach einem schweren Unfall eine gefährliche Ortsdurchfahrt mit dem Status Landesstraße für große Laster gesperrt. Das verschärft die Probleme in Gusenburg, wo es für dicke Brummis auch eng wird. Und nun kommt dort noch ein Unfall dazu, bei dem man nur von Glück sagen kann, dass er kein Menschenleben gekostet hat. Das alles zusammengenommen, lässt sich nachvollziehen, warum es für viele Gusenburger kaum einzusehen wäre, wenn die von ihnen geforderte Sperrung der L 147 für Schwertransporter an bürokratischen Hürden scheitern sollte. a.munsteiner@volksfreund.de

Extra

Kriterien für Straßensperrung

"Grundsätzlich spricht nichts dagegen, ein streckenbezogenes LKW-Fahrverbot auszusprechen", heißt es beim LBM Trier zu den Forderungen aus Gusenburg. "Dabei gelten aber sehr strenge Voraussetzungen. Viele Gemeinden wünschen sich nämlich nach dem St. Floriansprinzip, den Schwerlastverkehr auf Kosten anderer zu verdrängen", sagt der stellvertretende LBM-Leiter Hans-Michael Bartnick. Deshalb müsse vor einer solchen Sperrung zunächst eine neue Verkehrsuntersuchung gemacht werden. Außerdem ist ein Verfahren vorgeschrieben, in dem auch die Meinung anderer Kommunen oder Behörden angehört wird. Danach könne auf Grundlage von Paragraph 45 der Straßenverkehrsordnung die zuständige Behörde - im Normalfall die Kreisverwaltung - "die Benutzung bestimmter Straßen aus Gründen der Sicherheit und Ordnung des Verkehrs beschränken". Kreis-Pressesprecherin Martina Bosch betont: "Wir können jetzt nicht so einfach ein Verbot aussprechen, sondern müssen uns zunächst ein genaues Bild vom Geschehen machen." (ax)

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