Lavendelfelder auf Weinbergsflächen

Zehn Projekte zur Entwicklung des ländlichen Raums hat die Lokale Aktionsgruppe Moselfranken beschlossen und auf ihre Förderliste gesetzt. Die Mehrzahl der Vorhaben betrifft die Verbandsgemeinde (VG) Trier-Land. Zwei Projekte sollen in der VG Konz, eines in der VG Saarburg realisiert werden.

 Statt Wein soll demnächst an manchen Stellen im Konzer Tälchen Lavendel blühen. TV-Foto:Archiv/Anke Pipke

Statt Wein soll demnächst an manchen Stellen im Konzer Tälchen Lavendel blühen. TV-Foto:Archiv/Anke Pipke

Saarburg/Konz/Wasserbilligerbrück/Welschbillig. Seit dem Jahr 2000 versuchen die drei Verbandsgemeinden Trier-Land, Konz und Saarburg im Zusammenschluss der so genannten Lokalen Aktionsgruppe Moselfranken, kurz LAG, für Projekte innerhalb ihrer Ortsgemeinden Mittel aus dem europäischen Fördertopf "Lea der +" "anzuzapfen". Rund 1,1 Millionen Euro stehen für die aktuelle Förderperiode bis 2013 zur Verfügung. Konkrete erste Projekte hat die LAG Moselfranken nach mehreren Ideen-Sammel-Runden und einer Sitzung mit dem 25-köpfigen Gremium vor kurzem beschlossen.

"Gefördert werden innovative Projekte, die der Entwicklung der jeweiligen Orte dienen, das kulturelle Erbe in Wert setzen und die touristische Vermarktung unterstützen", erläutert Thomas Wallrich, Geschäftsführer der LAG Moselfranken, im Gespräch mit unserer Zeitung (der TV berichtete mehrfach).

EU und Gemeinde übernehmen je 50 Prozent



Die Krux: Die EU bezuschusst die Projekte mit rund 50 Prozent. Die übrigen 50 Prozent müssen die Ortsgemeinden aufbringen. Vereine, Firmen oder auch Privatpersonen, die möglicherweise bereit wären, einen Teil der Kosten zu übernehmen, dürfen dies nach den Förderbedingungen nicht. Zudem werden ausschließlich neue Vorhaben unterstützt. Sanierungen sind von der Förderung ausgeschlossen. Außerdem brauchen alle Projekte einen Träger.

Aus diesem Grund hätten auch einige Vorschläge von Bürgern beziehungsweise von Vereinen - die prinzipiell bei diesem Förderprogramm erwünscht sind - nicht berücksichtigt werden können, so Wallrich. "Es kamen bei der öffentlichen Veranstaltung, die wir im Kloster Karthaus in Konz gemacht haben, durchaus gute Ideen aus der Bevölkerung. Manche sind aber daran gescheitert, dass sich dafür kein Träger findet beziehungsweise sie wegen der Selbst-Beteiligung der Gemeinden nicht finanzierbar sind."Von der LAG Moselfranken "abgenickt" ist hingegen unter anderem die Wasserwanderroute Mosel, bei der von Palzem bis Koblenz die Kanu-Anlegestellen entlang der Mosel vernetzt werden sollen. Ebenfalls auf der Liste tauchen die Mosel-Erlebnis-Route, die Straße der Römer oder die Moselweinstraße auf.

Jedes Projekt einzeln beim Land beantragen

 Das Burgtor in Welschbillig soll wieder „in Wert gesetzt werden“. Foto: LAG Moselfranken

Das Burgtor in Welschbillig soll wieder „in Wert gesetzt werden“. Foto: LAG Moselfranken



Auch das Burgtor in Welschbillig, das "kulturell wieder in Wert gesetzt werden soll", wie Wallrich beschreibt, und das Lavendelprojekt im Konzer Tälchen sind aufgeführt. "Dahinter steckt die Idee, auf den Weinbergsbrachen Lavendel und Heilkräuter zur späteren Vermarktung anzupflanzen." Die VG Saarburg ist mit einer Idee für die Saargau-Gemeinde Fisch vertreten. Dort soll in der Dorfmitte ein gemeinsamer Vorschlag der Ortsgemeinde und der Planerin Rosa Vollmuth aus der Dorfmoderation verwirklicht werden. Anhand der geplanten Wasser-Installation "Lebensfluss" sollen die einzelnen Stationen von der Geburt bis zum Tod symbolisiert werden. Für jedes Projekt muss beim Land ein Zuschuss-Antrag gestellt werden. Mehr als ein Drittel des Gesamt-Budgets wäre mit den bisherigen Projekten bereits verplant.

Meinung

Sehr genau abwägen

Dass die Entwicklung des ländlichen Raums in unserer Region als mittel- und langfristige Aufgabe und Herausforderung hohe Priorität genießt, hat seine Berechtigung. Zudem ist nachvollziehbar, dass Ortsbürgermeister und andere Kommunalpolitiker betroffener Gemeinden nicht müde werden, immer wieder auf die besondere Struktur hinzuweisen und davor zu warnen, beim Aufteilen der Geldtöpfe abgehängt zu werden. Sicher sind seit Beginn der ersten Förderperiode reizvolle Projekte realisiert worden - und werden es zweifelsohne auch in der aktuellen Förderperiode. So sehr jeder einzelnen Gemeinde ihr Vorzeige-Projekt gegönnt sein mag: Angesichts zum Teil riesiger Löcher in den Gemeindesäckeln und einem vielerorts eklatanten Sanierungsstau etwa bei Schulen oder anderen Einrichtungen des täglichen Lebens erscheint so mancher dieser Leader-Vorschläge als reines "Luxus-Projekt". Ob der geplante "Lebensfluss" in Fisch nun tatsächlich die touristische Anziehungskraft der Saargau-Gemeinde erhöht und eine Leader-Förderung von knapp 37 000 Euro rechtfertigt oder die - unter dem Mäntelchen der "Inwertsetzung des kulturellen Erbes", da als reine Sanierung nicht förderfähig - vorgesehene Sanierung des Burgtors in Welschbillig mit veranschlagten Bruttokosten von 300 000 Euro derzeit eine dringliche Aufgabe sein sollte, ist zumindest fragwürdig.Natürlich ist der 50-Prozent-Zuschuss verlockend - aber nach den Förder-Richtlinien verbleibt eben die andere Hälfte immer noch bei den Gemeinden. Und dort sollte sehr genau abgewogen werden, wofür das knapp gewordene Geld investiert wird. s.rendenbach@volksfreund.deDie Projekte im Einzelnen Wasserwanderroute Mosel Mosel-Erlebnis-Route Straße der Römer Moselweinstraße Dachmarke Mosel Dachmarke Eifel Lavendelprojekt Konzer Tälchen Burgtor Welschbillig Lebensfluss Fisch Modell vicus tabernae Tawern

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