"Leben reinbringen"

HERMESKEIL. "Es ist ganz einfach ein Traumjob für mich. Es ist meine Pflicht und auch mein Wunsch, mich für die Belange der Jugendlichen einzusetzen." Seit drei Jahren ist Bernd Hermesdorf hauptamtlicher Jugendpfleger der Verbandsgemeinde Hermeskeil.

Bernd Hermesdorf ist die Ruhe selbst. Er gehört zu den Menschen, die man sich nur sehr schwer in schneller Bewegung vorstellen kann, seine akkurate Sprechweise ohne Schwankungen in Tempo und Lautstärke suggeriert Sorgfalt und Belastbarkeit. Beide Eigenschaften, besonders letztere, hat der Lampadener in den letzten drei Jahren oft nutzen müssen. 2000 wurde Hermesdorf der erste hauptamtliche Jugendpfleger der Verbandsgemeinde.Ritterspiele und Überlebenstraining

"Ich habe damals kaum an Schwierigkeiten oder Hürden gedacht", sagt Hermesdorf im TV -Gespräch. "Ich kannte den Hochwald, und ich wollte mich mit den Jugendlichen zusammensetzen, Leben reinbringen und Veranstaltungen und Treffs organisieren." Das ist ihm gelungen: Ritterspiele auf der Grimburg, Überlebenstraining im Hochwald und aktuell ein Jugendaustausch mit der polnischen Partnerstadt Hel gehören zu den Projekten, die Bernd Hermesdorf auf die Beine gestellt hat. Der Wunsch, sich professionell für Jugendliche und ihre Interessen einzusetzen, prägte den Lebenslauf des Lampadeners spät. Zuerst wusste er nicht, was er nach der mittleren Reife machen soll. Er lernte den Beruf des Vermessungstechnikers, studierte später Sozialpädagogik in Koblenz. Der Weg des Lampadeners zur Position des Jugendpflegers der Verbandsgemeinde Hermeskeil führte über Dresden. Nach dem Abschluss des Sozialpädagogik-Studiums in Koblenz - seine Abschlussarbeit handelte von Rechtsextremismus unter ostdeutschen Jugendlichen - zog es Hermesdorf in die neuen Bundesländer. Schönfeld-Weissig in Sachsen wurde sein Revier, hier hob er Jugendclubs aus der Taufe und gründete einen Verein. Aber nach der Eingemeindung des Ortes in die sächsische Landeshauptstadt verlor die Arbeit ihren Charme, der von bürokratiebedingtem Frust abgelöst wurde. "Jede meiner Aktionen musste plötzlich von vielen Menschen abgezeichnet werden. Das zog sich schon mal über mehrere Wochen hin." Als hauptamtlicher Jugendpfleger der Verbandsgemeinde Hermeskeil betrat er vor drei Jahren Neuland, denn es gab in dieser Funktion keinen Vorgänger. "Mittlerweile habe ich ein sehr gutes Verhältnis zu vielen Jugendlichen", sagt Hermesdorf. Er überlegt kurz. "Das ist meiner Ansicht nach nicht selbstverständlich."Zusammenarbeit mit lokalen Leistungsträgern

Nicht überall habe er sich durchsetzen können, räumt Hermesdorf ein. "Es gibt Ortsgemeinden, die keinen Jugendclub brauchen oder wollen. In Beuren beispielsweise wollen die Jugendlichen lieber unstrukturiert ihr Ding machen." Eine Spur von Verdruss klingt in seiner Stimme mit. "Natürlich bin ich nicht immer zufrieden. Aber so ist das. In manchen Orten funktioniert es, in manchen nicht." Selbstverteidigung für junge Frauen, der Ferienspaß für Kinder, die Jugendclub-Olympiade - Veranstaltungen wie diese hat Hermesdorf auf die Beine gestellt. "Ohne die Zusammenarbeit mit vielen Jugendlichen und lokalen Leistungsträgern wäre das natürlich nicht drin", sagt er. "Alleingänge bringen nichts." Wie sieht ein Arbeitstag des Jugendpflegers aus? Die Antwort kommt spontan und sehr schnell. "Zuviel Büro, zuviel Zeit am Telefon. Organisieren ist eben wichtig. Manchmal hat ein Arbeitstag acht Stunden, manchmal vier, manchmal 16."

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