Lebenshilfe reagiert auf steigenden Bedarf

Konz/Saarburg · Die Lebenshilfe-Kreisvereinigung Trier-Saarburg ist die wichtigste Institution bei der Betreuung von Menschen mit Behinderungen im Kreis Trier-Saarburg. In Schweich und Konz will sie ihr Angebot noch weiter ausbauen.

 Nach Abrissarbeiten wird nun gebaut: In der Konstantinstrasse in Konz entsteht ein neues Lebenshilfe-Wohnheim.TV-Foto: Friedemann Vetter

Nach Abrissarbeiten wird nun gebaut: In der Konstantinstrasse in Konz entsteht ein neues Lebenshilfe-Wohnheim.TV-Foto: Friedemann Vetter

Konz/Saarburg. Stationäre Wohnheime in Konz und Saarburg. Wohngemeinschaften für Behinderte in Saarburg, Konz und Ockfen. Kitas in Reinsfeld, Konz-Könen und Issel. Hinzu kommen Werkstätten in Konz, Trier und Serrig und eine Förderstätte in Longuich. Weitere Einrichtungen sind in Schweich und Konz geplant.
Schon jetzt ist die Lebenshilfe-Kreisvereinigung im Kreis Trier-Saarburg nicht mehr wegzudenken, wenn es um die Betreuung von Menschen mit Behinderungen geht. Insgesamt leben 380 Menschen mit Behinderungen in ihren stationären und ambulanten Einrichtungen. Etliche wohnen in den eigenen vier Wänden, arbeiten aber in den Lebenshilfe-Werkstätten - Tendenz steigend. Der Betreuungsbedarf ist gewachsen, und die Lebenshilfe ist vom Selbsthilfeverein zu einem der größten Arbeitgeber im Kreis Trier-Saarburg geworden. Insgesamt hat sie 200 Mitarbeiter bei der Kreisvereinigung und 120 in einer untergeordneten GmbH.
Der ehrenamtliche Vorsitzende Walfried Heinz geht davon aus, dass die Organisation weiter wächst. Die Zeiten, in denen die Familien ihre behinderten Angehörigen bis zum Tod betreut hätten, seien vorbei, sagt er. Es gebe zudem immer mehr ältere Behinderte. Der Bedarf verlagere sich von der Kinderbetreuung zur Betreuung Erwachsener und zur Pflege älterer Menschen.
Dem Bedarf entsprechend investiert der Verein in Konz 1,2 Millionen Euro in den Bau eines ambulanten Wohnangebots. Die Arbeiten auf dem Grundstück in der Konstantinstraße 34 bis 36 haben begonnen. Im August wurde das alte Gebäude abgerissen. Danach folgten die Tiefbauarbeiten. Zurzeit läuft der Hochbau.
Auf drei Etagen entsteht hier ein ambulantes Wohnangebot für Menschen mit Behinderungen. Elf Mitbewohner sollen in einer Art Wohngemeinschaft zusammenleben. Auf drei Ebenen sind die 15 bis 18 Quadratmeter großen Zimmer mit Bad untergebracht - im Erdgeschoss drei, im ersten und zweiten Obergeschoss jeweils vier. Im Erdgeschoss und im zweiten Stock werden zudem jeweils eine Küche sowie einen Ess- und Wohnbereich sein.
Die Tendenz gehe dahin, Menschen mit geistiger Behinderung möglichst ihre Eigenständigkeit zu bewahren, sagt Bernhard Hoellen, pädagogischer Leiter der Lebenshilfe. Deshalb seien gerade solche Wohngemeinschaften zukunftsweisend. Dort könne die Betreuung individuell an die einzelnen Bewohner angepasst werden (siehe Extra). Und in Konz sei die Hilfe durch die räumliche Nähe zum Lebenshilfe-Haus nah.
Weiter weg sind die drei Projekte des Lebenshilfe-Vereins in Schweich. Dort will sie ein stationäres Wohnheim mit 24 Plätzen und einen integrativen Kindergarten für 85 Kinder bauen. Walfried Heinz rechnet 2014 mit dem Baubeginn. Nach diesen Projekten ist als nächstes der Bau einer Behindertenwerkstatt im Schweicher Handwerker-Hof geplant. Diese soll die Förderstätte in Longuich ersetzen.Extra

Die Lebenshilfe-Kreisvereinigung Trier-Saarburg wurde 1969 in Saarburg als Selbsthilfeverein von Eltern gegründet, die Kinder mit Behinderungen hatten. Die ersten Förderstätten entstanden 1973 in Konz und 1975 in Temmels. Noch in den 1980er Jahren hatte der Verein nur fünf Mitarbeiter - inzwischen sind es 200 im Verein und 120 in einer untergeordneten GmbH. Im September hat die Mitgliederversammlung des Vereins den Schritt von der ehren- zur hauptamtlichen Führung gemacht. Das sei nach 45 Jahren ein Paradigmenwechsel, der nötig gewesen sei, weil die Verantwortung zu groß geworden sei, um sie ehrenamtlich zu tragen, sagt der ehrenamtliche Vorsitzende Walfried Heinz. In Kraft getreten ist die Änderung noch nicht. Der Aufsichtsrat wird im ersten Halbjahr 2014 einen hauptamtlichen Geschäftsführer einsetzen, der die Verantwortung für das Unternehmen übernimmt. cmkExtra

Manfred Kugel (TV-Foto: Christian Kremer) lebt in einer der Lebenshilfe-Einrichtungen in Ockfen. Der 53-Jährige hat eine schwere Lernschwäche und arbeitet seit mehr als 20 Jahren in den Betrieben der Lebenshilfe. Zunächst hat er als Schlosser in Trier gearbeitet. Jetzt ist er beim Hofgut Serrig beschäftigt. Vor zweieinhalb Jahren ist Kugel in der ehemaligen Abtei St. Martin in Ockfen eingezogen - das ist eine Wohngemeinschaft (WG) mit Platz für 21 Bewohner. Kugel lebt in einem etwa 20 Quadratmeter großen Zimmer mit Bad und Dusche. Er hat einen eigenen Briefkasten und eine Kochnische. Ab und zu übernachtet seine Freundin bei ihm. Höhepunkt sind für ihn die Fahrten mit seinen Freunden zu den Heimspielen von Eintracht Trier. Kugel kann seine Zeit aber auch in den Gemeinschaftsräumen verbringen. Die WG soll den Bewohnern laut dem pädagogischen Leiter der Lebenshilfe Trier-Saarburg, Bernhard Hoellen, ein selbstständiges Leben ermöglichen. Deshalb gebe es auch keine Betreuung rund um die Uhr, sondern nur die Hilfe, die nötig sei. Und zum Teil helfen sich die Bewohner gegenseitig. So unterstützt Kugel zum Beispiel seinen Nachbarn, der am Down-Syndrom leidet. "Es ist schön, wenn wir alle zusammenstehen", sagt Kugel. Sein Fazit: "Das Zimmer könnte ein wenig größer sein, und die Zugverbindungen besser. Ich bin aber zufrieden." cmkExtra

Manfred Kugel (TV-Foto: Christian Kremer) lebt in einer der Lebenshilfe-Einrichtungen. Der 53-Jährige hat eine schwere Lernschwäche und arbeitet seit mehr als 20 Jahren in den Betrieben der Lebenshilfe. Zunächst hat er als Schlosser in Trier gearbeitet. Jetzt ist er beim Hofgut Serrig beschäftigt. Vor zweieinhalb Jahren ist Kugel in der ehemaligen Abtei St. Martin in Ockfen eingezogen - das ist eine Wohngemeinschaft (WG) mit Platz für 21 Bewohner. Kugel lebt in einem etwa 20 Quadratmeter großen Zimmer mit Bad und Dusche. Er hat einen eigenen Briefkasten und eine Kochnische. Ab und zu übernachtet seine Freundin bei ihm. Höhepunkte sind für ihn Fahrten mit Freunden zu den Heimspielen von Eintracht Trier. Kugel kann seine Zeit auch in den Gemeinschaftsräumen verbringen. Die WG soll den Bewohnern laut dem pädagogischen Leiter der Lebenshilfe Trier-Saarburg, Bernhard Hoellen, ein selbstständiges Leben ermöglichen. Deshalb gebe es keine Betreuung rund um die Uhr, sondern nur die Hilfe, die nötig sei. Zum Teil helfen sich die Bewohner gegenseitig. So unterstützt Kugel zum Beispiel seinen Nachbarn, der am Down-Syndrom leidet. "Es ist schön, wenn wir alle zusammenstehen", sagt er. Sein Fazit: "Das Zimmer könnte ein wenig größer sein, und die Zugverbindungen besser. Ich bin aber zufrieden." cmk

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