Leckerbissen für Leisehörer

Sie musizieren auf einem Niveau, das nur wenige a-capella-Vokalensembles erreichen. Und noch wichtiger: Die drei Sängerinnen und drei Sänger von "Sound Affaire" strahlen reine Freude am gesang aus - so überzeugend, dass die Besucher im vollbesetzten Haus spontan ein "Happy Birthday" anstimmten.

Saarburg. Exzellent! Irgendwie passt alles zusammen: die sympathische, ein Stück weit museale Unaufgeräumtheit im ehemaligen Saarburger Glockengießerhaus Mabilon, in die sich auch die piekfeinen Banner der veranstaltenden Mosel Musikfestival einfügen, und dieses junge Ensemble, das auf alle Rituale verzichtet und nur mit einem glänzt: Qualität.

Junge Sänger zielen nicht auf Effekte



Fast programmatisch beginnen die je drei Sängerinnen und Sänger von "Sound Affaire", alle noch Anfang 20, nicht mit dem brillanten Paukenschlag, sondern mit Besinnlichem, sogar Melancholischem: englischen und schottischen Traditionals, Madrigalen aus der Zeit Elizabeths der Ersten, Brahms in einer behutsamen Neufassung, einem an Stimmenreibungen reichem Stück des Münchner Komponisten Wolfram Buchenberg, schließlich einem der schwierigen Chorsätze aus Max Regers spätem Opus 138. "Sound Affaire" zielt nicht auf Effekt, sondern auf leise Überzeugungskraft.

Selbstverständlich bietet das Ensemble Präzision und fast perfekte Intonation. Aber es beeindruckt vor allem mit einem Musizierstil, dem alles Forcierte, Gewollte, Gezwungene fehlt. Die Musik strömt. Damit ernteten diese jungen Sängerinnen und Sänger, im vergangenen Jahr übrigens Sieger beim Leipziger A-Cappella-Wettbewerb, auch in Saarburg nicht nur Anerkennung, sondern offene Sympathie.

Mit Pop-Arrangements zur künstlerischen Mitte



Und wenn sie dann im zweiten Teil des Konzerts die Eierschalen der traditionellen Chormusik abstreifen und zu Pop-Arrangements übergehen, dann haben sie nicht nur zur Musik ihrer Generation gefunden, sondern auch zu ihrer künstlerischen Mitte. So ausgefeilt, so unverspannt-präzise im Rhythmus, so unforciert in den Soli und so ausgewogen im Ensemble streifen diese Interpretation ein Ideal.

Die populäre Musik kommt bei "Sound Affaire" nicht stampfend, brüllend und akustisch vereinnahmend daher, nein, sie bleibt freundlich-beschwingt, lockt mit pointenreich-ironischen Distanzierungen und entwickelt eine Anziehungskraft, die ohne alles angestrengt Überredende auskommt - Leckerbissen für Leisehörer. Begeisterung unter den Zuhörern, und zum guten Schluss sangen alle im voll besetzten Haus für eine der Akteurinnen ein "Happy Birthday", und das so spontan, sicher und vollklingend, als hätte sich im Publikum ein passabler Chor versteckt.

Konzertreise als Abschiedstournee



Für "Sound Affaire" ist die aktuelle Konzertreise eine Abschiedstournee; aus beruflichen Gründen löst sich das Ensemble auf. Da dürfte manch einer eine Träne zerdrücken.

Denn egal, wie sie sich sängerisch entwickeln - mit solcher Leichtigkeit, solcher jugendlichen Selbstverständlichkeit werden sie nie mehr zusammenkommen.

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