Leichte Unterhaltung aus Uropas Zeiten

Konz · Das Freilichtmuseum Roscheider Hof hatte zum Internationalen Museumstag die Besucher bei freiem Eintritt auf eine Reise in die Geschichte eingeladen. Am Tag der offenen Tür startete auch die Sonderausstellung "Groschenhefte". Sie zeigt eine bunte Auswahl an Trivialliteratur aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und ist bisher einmalig in der Region.

Klaus Gerteis zeigt einen seiner Schätze: eine Ausgabe des Heftes „Buffalo Bill“. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Klaus Gerteis zeigt einen seiner Schätze: eine Ausgabe des Heftes „Buffalo Bill“. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Konz. "Wir haben heute keine Eintrittskarten verkauft, aber dennoch die Besucher gezählt - am Ende waren es mehr als 500", erklärt Hermann Kramp, Geschäftsführer des Freilichtmuseums Roscheider Hof am Sonntagabend auf Anfrage. Sicher sind die meisten Gäste gekommen, um das Konzer Museum mit seinem breiten Spektrum an historischen Bauten, alter Technik und den originalgetreu nachgestellten Geschäfts- und Lebenswelten vergangener Zeiten zu erleben. Seit Sonntag ist noch ein weiterer Teil hinzugekommen - die Sonderausstellung "Groschenhefte 1905-1930", initiiert von dem Trierer Historiker Professor a. D. Klaus Gerteis.Dachbodenfund in Vitrinen

Im Clambour-Pavillon in Nähe des Eingangsbereichs präsentiert der Geschichtswissenschaftler eine umfassende Sammlung alter Groschenhefte, die er vor etwa 20 Jahren auf dem Dachboden seines väterlichen Anwesens in Aach gefunden hatte. Nach der "Wiederentdeckung" ordnete Gerteis den Fund nach Themen und Epochen. Zeitlich beginnt die Sammlung um das Jahr 1905, als die damals für jedermann erschwingliche Literatur erstmals im deutschsprachigen Raum erschien. Zwar reiche die gefundene Sammlung nur bis 1930, erklärt Gerteis, aber dieses Genre lebe bis heute weiter - in den Kioskheftchen mit Arzt-, Heimat- und Science-Fiction-Geschichten á la Perry Rhodan.Wie alles begann, zeigt die Konzer Sonderausstellung: Hunderte Exemplare mit ihren typisch bunten, reißerischen und stets gezeichneten Titelbildern führen den Besucher in eine Welt, als für einfache und populäre Unterhaltung nur Gedrucktes zu haben war. Es ist die heute unbekannte Welt vor der Erfindung von Fernsehen, Internet, CD & Co.Der Handlungsablauf der Romane folgt meist einem Grundmuster: Obwohl jedes Heft eine abgeschlossene Geschichte enthält, bleibt der Held und Hauptdarsteller der gleiche. Mit "Buffalo Bill" und Meisterdektiven, Agenten, Gruselbösewichten, aber auch Kriegshelden ging es schon kurz nach der Jahrhundertwende für die männlichen Leser zum erschwinglichen Preis von einem Groschen (zehn Pfennig) in den Wilden Westen, in die kriminelle Unterwelt oder aufs Schlachtfeld. Die weibliche Leserschaft erbaute sich lieber an Herz- und Schmerzgeschichten von der "Verfolgten Unschuld", der "Schönen Krankenschwester" oder der Geschichte vom tapferen "Fräulein Mutter - Betört - Verführt - Verlassen"."Diese Hefte passen auch zum Schwerpunkt meiner Arbeit als Historiker - die Medien im Wandel der Zeiten", sagt der Initiator der Ausstellung. Es gehe um die Frage, womit die Leute im Laufe der Geschichte berieselt wurden. Und berieselt worden seien die Menschen schon immer.Die Ausstellung wurde am Sonntag vom Vorsitzenden des Vereins Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof, Ulrich Haas, eröffnet. In einer launigen Einführungsrede erläuterte Initiator Klaus Gerteis dabei seine Exponate."Groschenhefte" ist bis zum Herbst dieses Jahres im Museum Roscheid während der üblichen Öffnungszeiten zu sehen. Zu der Ausstellung liegt kostenlos ein ausführliches Begleitblatt bereit. Weitere Infos: roscheiderhof.de

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