Dorfentwicklung Freudenburger Rat öffnet Tür für Wohnbau-Investor

Freudenburg · Das Freudenburger Gremium beschließt, trotz Bedenken einen Bebauungsplan im beschleunigten Verfahren für ein Areal im Zentrum aufzustellen. Unabhängig davon bereitet das alte Amtshaus weiter Sorgen.

 Oberhalb des flachen Gebäudes vom Möbelladen (im Zentrum des Bildes) will ein Investor ein Baugebiet entwickeln. Weiteres wichtiges Thema in Freudenburg ist das alte Amtshaus oberhalb der Kirche.

Oberhalb des flachen Gebäudes vom Möbelladen (im Zentrum des Bildes) will ein Investor ein Baugebiet entwickeln. Weiteres wichtiges Thema in Freudenburg ist das alte Amtshaus oberhalb der Kirche.

Foto: Flugschule Portaflug

Das Interesse an der jüngsten Gemeinderatssitzung in Freudenburg war groß, wurden doch Fragen verhandelt, die viele Bürger direkt betreffen. Gut ein Dutzend Besucher hatten sich im Bürgerhaus eingefunden, ebenso wie Projektentwickler Claudius Frühauf und Landschaftsarchitekt Karl-Heinz Fischer, der die Pläne zur Kompensations-Bepflanzung in den Baugebieten Burgbungert und Steffensbungert vorstellte. In diesen schon seit 1998 und 2007 erschlossenen Gebieten soll ein naturschutzgerechter Ausgleich für die überbauten Flächen entstehen. Dabei kommen nur auf die Bewohner des Steffensbungert Umlagekosten zu, die Besitzer von Grundstücken im Burgbungert hatten bereits damals mit dem Kaufpreis diese Zahlungen geleistet. In jedem Fall will die Ortsgemeinde die Bewohner beider Gebiete mit in die Entscheidungen einbeziehen. Hierzu sind zeitnah Gespräche geplant, sagt Ortsbürgermeister Alois Zehren.

Einen gewissen Sprengstoff barg der Auftritt von Projektentwickler Claudius Frühauf, der einen ungenannten Investor vertrat. Dieser beantragte, im Ortskern bergseitig hinter dem Möbelhaus in der Lindenstraße ein kleines Baugebiet zu entwickeln. Dieses soll kurzfristig, nach Paragraf 13b des Baugesetzbuchs, in einem verkürzten Planverfahren genehmigt werden, Fristablauf ist der 31. Dezember 2019. Bürgermeister Zehren führte aus, dass man grundsätzlich entscheiden müsse, ob man in Freudenburg einem privaten Investor die Gelegenheit geben wolle, ein Baugebiet zu entwickeln. Dabei „vertun wir uns aber nichts“, die Ortsgemeinde bleibe jederzeit Herr des Verfahrens und könne das Projekt bei Bedenken auch wieder stoppen. Zehren: „Aber direkt die Tür zuzumachen, halte ich nicht für gut.“ Einige Ratsmitglieder aus den Reihen der SPD hatten trotzdem Bedenken. UWG und Freie Liste waren froh, dass „zentrumsnah überhaupt etwas passiert.“ Mit neun Ja-Stimmen und drei Nein-Stimmen wurde der Antrag dann angenommen.

Sorgenkind in Freudenburg ist und bleibt das ehemalige Amtshaus neben der Kirche im Ortskern (der TV berichtete mehrfach). Die Gemeinde hat im September für den Abbruch des seit mehr als 50 Jahren ungenutzten und baufälligen Gebäudes gestimmt. Die Auseinandersetzung mit der Denkmalschutzbehörde gleiche mittlerweile einem „Schildbürgerstreich“, sagte Alois Zehren sichtlich verärgert. Nun müsse auch noch für mindestens 2800 Euro ein Bodengutachten erstellt werden. Hierfür und einige andere Sicherungsmaßnahmen genehmigte der Rat zähneknirschend noch einmal rund 35 000 Euro an außerplanmäßigen Ausgaben. Zehren: „Das Bodengutachten warten wir noch ab, wenn sich dann beim Denkmalschutz nichts tut, werden wir rechtliche Schritte einleiten, um den Abriss zu erzwingen.“

Diese Woche wurde der Gemeinde dann noch eine bauaufsichtliche Anordnung zugestellt, in der untersagt wird, die Trauerhalle zu nutzen. Die Halle und ihr Umfeld sind genauso wie der Bereich um das Amtshaus bereits seit 22. Oktober abgesperrt. Die Bestattungsunternehmen behelfen sich laut Ortschef dann in den Nachbarorten. Die Trauerfeiern finden weiter in der Pfarrkirche in Freudenburg statt.

Weitere Punkte der Sitzung: Da der Müll-Abfuhrtakt verringert werde, plant die Gemeinde vom Zweckverband Abfallwirtschaft Region Trier (ART) eine Biotonne aufstellen zu lassen. Als Standort wird das Bürgerhaus genannt. Die Hangsicherung am Eiderberg wird nun doch teurer als ursprünglich geplant. Die Erkenntnis, dass hier wohl mehrere Hunderttausend Euro anfallen, die über Kredite finanziert werden sollen, traf den im Mai gewählten Rat recht überraschend, man sei darüber nicht informiert gewesen.

Außerdem startet Ortsbürgermeister Zehren eine Art Transparenzoffensive. Er will, dass mehr Punkte aus dem nichtöffentlichen Teil öffentlich verhandelt werden, die Beschlüsse des nichtöffentlichen Teils werden in Zukunft auf die Homepage der Gemeinde gestellt und zu Beginn der jeweils nächsten Sitzung – natürlich anonymisiert – vorgetragen.

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