Lernen im Kreis soll bunter werden

Wiltingen · Alle Kinder, ob mit oder ohne Beeinträchtigung, sollen in Regelschulen unterrichtet werden, wenn ihre Eltern dies wünschen. Förder- und Beratungszentren sollen helfen, diesen Anspruch umzusetzen. Im Landkreis Trier-Saarburg fehlt ein solches Zentrum, weil man sich bisher nicht auf einen Standort einigen konnte. Nun gibt es eine Lösung.

Wiltingen. Früher war nicht alles besser, aber vieles einfacher. Hatten Schüler eine Beeinträchtigung, war klar, dass sie auf spezielle Sonderschulen gingen. Inzwischen firmieren diese Einrichtungen unter dem Namen Förderschulen, und Eltern können wählen, ob sie ihr Kind dorthin, in eine inklusive Schwerpunktschule oder in eine Regelschule schicken. Fünf Schwerpunktschulen gibt es derzeit im Kreis: die Grundschulen St. Johann in Konz sowie die Grundschulen Hermeskeil und Schweich, die Realschule plus Konz und die IGS Hermeskeil.
Inklusion (siehe Hintergrund) ist ein komplexes Thema. In einer Schule ändern sich viele Abläufe, wenn beispielsweise ein Schüler im Rollstuhl mit in der Klasse sitzt. Da muss ein Konzept her, da bedarf es einer Menge Sachverstand. Den sollen Förder- und Beratungszentren zur Verfügung stellen. Dabei handelt es sich um Förderschulen, die mit ihrem sonderpädagogischen Fachwissen ihre Kollegen in den Regelschulen unterstützen.
In Trier ist die Medardschule seit Anfang August ein solches Beratungszentrum, das mit der Privatschule St. Josef Trier, der Martin-Luther-King-Schule Traben-Trarbach/Wolf und der Valdocco-Schule Welschbillig zusammenarbeitet. Und im Landkreis Trier-Saarburg? Dort hätte man auch gern ein Förder- und Beratungszentrum. 2015 legte man ein dezentrales Konzept vor, das eine Kooperation der drei Förderschulen mit den Schwerpunkten Lernen und Sprache im Landkreis vorsah.
Doch die Schulaufsicht bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) spielte nicht mit. Sie teilte mit, dass man sich wie in anderen Kreisen auch bitteschön auf eine Schule einigen solle, die Förder- und Beratungszentrum werde. Die Botschaft der ADD scheint nicht überall angekommen zu sein. Denn dem zuständigen Ausschuss des Kreistags, der den offiziellen Namen Bauausschuss, Ausschuss für Schulen, Kultur und neue Medien (Schulträgerausschuss) hat, lagen nun gleich zwei fertige Konzepte vor: eines von der Don-Bosco-Schule Wiltingen, ein anderes von der Meulenwald-Schule Schweich.
Normalerweise wird in den Vorlagen für Sitzungen eine Richtung vorgegeben. In diesem Fall hielt sich die Verwaltung jedoch zurück und schrieb: "Die Anträge und die konzeptionelle Ausrichtung beider Schulen haben in gleicher Weise überzeugt."
Und wo soll nun das neue Beratungszentrum entstehen? Martina Bosch, Sprecherin der Kreisverwaltung Trier-Saarburg, verkündet das Ergebnis: "Der Ausschuss hat sich für den Standort Wiltingen ausgesprochen."
Der nächste Schritt ist nun, dass der Kreisausschuss die Verwaltung ermächtigt, einen Antrag auf Einrichtung eines Förder- und Beratungszentrums für den Landkreis einzureichen. "Bauliche Veränderungen sind nicht notwendig", sagt Martina Bosch. "Bei der Einrichtung eines Förderzentrums geht es eher um organisatorische und schulinterne Dinge."Extra

Der Namenswechsel der Aktion Sorgenkind im Jahr 2000 zu Aktion Mensch zeigt, dass sich der Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigung gewandelt hat. Auf ihrer Internetseite definiert die Aktion Mensch Inklusion so: "Wenn jeder Mensch - mit oder ohne Behinderung - überall dabei sein kann, in der Schule, am Arbeitsplatz, im Wohnviertel, in der Freizeit, dann ist das gelungene Inklusion. Inklusion ist ein Menschenrecht, das in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben ist. Deutschland hat diese Vereinbarung unterzeichnet - mit der Umsetzung von Inklusion stehen wir aber noch am Anfang eines langen Prozesses." harExtra

Auch wenn für ihre neue Funktion als Förderzentrum keine Umbauten nötig sind: Die Don-Bosco-Förderschule in Wiltingen platzt aus allen Nähten. Sie zählt 132 Schüler. Laut Kreisverwaltung sind diese enger zusammengerückt, zudem wird ein Raum in der Grundschule Wiltingen genutzt. Für die Zukunft hat die Verwaltung drei Varianten ausgearbeitet. Die eine sieht die Anschaffung neuer Container-Klassen vor, was rund 170 000 Euro kosten würde. Eine weitere Möglichkeit wäre, bis Ende 2019 gemietete Container aus Kenn heranzuschaffen, die nicht mehr für Asylsuchende gebraucht werden. Kosten: rund 123 000 Euro. Umgesetzt wird voraussichtlich die Variante, sechs Schulcontainer zu nutzen, die am Schulzentrum Schweich ausgedient haben. Sie wurden als Übergangsquartier während der Bauphase des Schulzentrums genutzt und waren zuvor bereits ein Ausweichquartier für Hermeskeiler Gymnasiaten. Diese Lösung kostet rund 62 000 Euro. har

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