Lernen im Legoland

KONZ-KARTHAUS. Die Grundschule St. Johann bietet seit knapp zwei Wochen Ganztagsunterricht an. Für die Schüler, die dieses Angebot nutzen, heißt es in der Schule nicht nur lernen. Sie essen dort, spielen, musizieren, basteln oder leben ihre Kreativität im Legoland aus.

Beim Mittagessen im Kloster Karthaus schmiedet Julian Syla aus der dritten Klasse schon Pläne für den Nachmittag. Er berichtet begeistert von einer großen Figur aus Legosteinen, die er in der Arbeitsgruppe Legoland gebaut hat. Zwar hat er sich mit dem Unterricht am Nachmittag noch nicht so ganz angefreundet, gesteht aber: "Fußball, das Töpfern und Lego finde ich gut." Talente entdecken und fördern

Zum Angebot des Ganztagsunterrichts, den die Grundschule St. Johann seit Ende der Sommerferien anbietet, gehören nicht nur Lernen und Hausaufgabenbetreuung, sondern auch zahlreiche Arbeitsgruppen mit sportlichen, spielerischen und musikalischen Angeboten. Die "ganzheitliche Betreuung der Kinder" stehe bei der Ganztagsschule im Mittelpunkt, erklärt der kommissarische Schulleiter Thomas Kürwitz. Gesellschaft und Schule hätten den Auftrag, den Kindern Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen man versucht, "sie bestmöglich zu fördern, zu fordern und ihre Fähigkeiten zu erkennen", sagt Kürwitz. Mit diesem ganzheitlichen pädagogischen Konzept sei es besser möglich, Talente der Kinder zu entdecken, die im Unterricht kaum zu Tage träten. Sei ein Schüler im Unterricht eher schüchtern und zurückhaltend, könne er beispielsweise selbstbewusst und couragiert auf der Bühne der Theater-AG auftreten. Unter dem Motto "Mehr Zeit für Kinder" möchten er, seine Kollegen und die Fachkräfte die Ganztagsschüler besser kennen lernen und fördern. Mit zwei Modellen ist sie vor knapp zwei Wochen mit dem ganztägigen Angebot gestartet. Die Klasse 1a wird im "rhythmisierten Modell" betreut, das später für alle Ganztagsschüler geplant ist. Die Kinder bleiben den ganzen Tag im Klassenverband, lernen zusammen, spielen, machen ihre Hausaufgaben oder nutzen Förderangebote. In diesem Modell können die Pädagogen flexibler auf die Bedürfnisse der Schüler reagieren. Die Ganztagsschüler der älteren Jahrgangsstufen werden nach dem "additiven Modell" betreut. Sie gehen am Vormittag in ihre "normalen" Klassen und besuchen nach dem Mittagessen zusätzlich Arbeitsgemeinschaften, die sie selbst auswählen konnten. Kurz vor 16 Uhr endet der Schulbesuch der Ganztagsschüler von montags bis donnerstags. An den Freitagnachmittagen haben sie frei. Von den 258 Kindern in St. Johann nutzen bereits 62 das neue Angebot ihrer Schule. Um sie bestmöglich zu betreuen, wurden die Stunden der Lehr- und Fachkräfte ordentlich aufgestockt, außerdem wurde auch die Ausstattung verbessert: Neue Tischtennisplatten stehen bereit, Fördermaterialien, Spiele, Computerausrüstung und mehr wurden bestellt. Auch baulich stehen noch Veränderungen an. Die ehemalige Hausmeisterwohnung soll beispielsweise für die Schule genutzt werden. Der kommissarische Schulleiter Kürwitz hat außerdem noch einen größeren Wunsch: den Bau einer größeren Turnhalle. Eine neue Kantine braucht die Grundschule nicht, denn die Kinder marschieren mittags ins Kloster Karthaus, wo das Hausmeisterehepaar das Essen bereithält. Dort können sie mittags in festlichem Ambiente mit Parkettfußboden und Kronleuchtern planen, wer am Nachmittag in welcher Mannschaft Fußball spielt oder welche Figuren aus Lego gebaut werden. "Mir gefällt das gut", sagt Sven Gansemer aus der vierten Klasse mit einem Lächeln im Gesicht. "Ich spiele gerne, und das Essen schmeckt mir auch."

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