Lesestoff aus Übersee

HENTERN. (hm) Freudestrahlend fällt eine Schulklasse über einen Postsack voll mit Büchern her. Der ist gerade aus Amerika gekommen. Die Bücher sind ein Geschenk einer alten Dame an die Schule in Hentern – das Dorf, in dem ihre Wurzeln sind.

Grundschullehrer Karl-Heinz Marx war sehr erstaunt, als er eine E-Mail aus Milwaukee in Amerika von einer gewissen Loretta Lenertz erhielt. In dieser Mail wurde lediglich gefragt, ob er Englisch spreche. Und der Hinweis "Your school site is charming". Marx, der die Website der Grundschule Hentern pflegt, bemühte sich sofort um einen näheren Kontakt. In einer weiteren Mail erfuhr er, dass die Vorfahren der Dame aus Hentern stammen. Daher auch das Interesse an der Henterner Schule. So tauschten sich die beiden in mehreren E-Mails aus, wobei das Interesse der Dame an Hentern zunahm. Sie wollte immer mehr erfahren. "I'm so neugierig", schrieb sie. "Meine Ur-Großeltern stammen aus Hentern", schrieb sie. "Sie waren dort Bauern. Geheiratet haben sie 1857 in der Henterner Pfarrkirche." Die Ur-Großeltern und deren Kinder hätten nie die Gelegenheit gehabt, eine Schule zu besuchen, berichtete Lenertz weiter. "Aber heute ist das alles anders", schrieb die Dame, die offensichtlich ständig im Internet stöbert. Die Fotos der Schulkinder aus Hentern machten ihr besondere Freude. "Such happy faces on the children", schrieb sie - "Die Kinder sehen so glücklich aus." Der Kontakt zwischen Lenertz und Marx via E-Mail wurde intensiver und die Mails wurden immer länger. Dann ergriff die alte Dame - sie ist über 70 Jahre alt - weitere Initiativen. Sie habe sich etwas einfallen lassen und sei zu dem Ergebnis gekommen, der Henterner Schule englischsprachige Bücher zu schenken. Diese habe sie in dieser Absicht ersteigert. Und es dauerte nicht lange, da klingelte auch schon der Postmann an der Schule in Hentern und übergab einen riesigen Postsack, gefüllt mit jeder Menge Bücher. Absender war Loretta Mikula, geborene Lenertz. "Das ist ein tolles Geschenk an die Schule", sagte Marx und freute sich gemeinsam mit Schulleiter Ingo Brausch über das Geschenk. "Das wird auch die Kinder für die englische Sprache zusätzlich begeistern." Nach dem Empfang der Post erhielt Marx das bisher letzte Schreiben. "Ende Oktober werden mein Mann und ich einen Trip nach Deutschland machen", schrieb die Amerikanerin, deren Großeltern aus Hentern nach Amerika ausgewandert waren. "Dann werden wir auch nach Hentern kommen, um einmal zu sehen, wo meine eigentlichen Wurzeln sind."

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