Letzte Ruhe an einer Baumwurzel

KONZ-FILZEN/HAMM. Laut nachgedacht wird in Filzen derzeit über das Ausweisen eines Friedwalds. In der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats Filzen/Hamm stellten Ortsvorsteherin Angela Schneider und Revierförster Martin Bee die ersten Überlegungen vor.

Die letzte Ruhestatte inmitten der Natur ist für immer mehr Menschen ein reizvoller Gedanke. Statt in einer Urne oder auf einem Friedhof können sich viele vorstellen, auf einem Friedwald an der Wurzel eines Baumes beigesetzt zu werden. Mit diesem Gedanken setzten sich die Mitglieder des Ortsbeirats Filzen/Hamm derzeit auseinander. Dort denkt man darüber nach, das alternative Bestattungsmodell auch im Filzener Wald (und womöglich auch im Konzer Kaiserwald) zu ermöglichen. In Gesprächen mit einem Mitarbeiter der "Friedwald GmbH" mit Sitz im hessischen Griesheim, die dieses Konzept umsetzen könnte, haben sich Ortsvorsteherin Angela Schneider und Revierförster Martin Bee an Ort und Stelle über diese alternative Form der Bestattung informiert. In der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats stellten sie den aktuellen Sachstand erstmals öffentlich vor. Eine Bürgerversammlung zu dem Thema soll noch folgen. Tabuthema oder gute Alternative?

Die Überlegungen seien noch ganz am Anfang, betonten Schneider, Bee und Manfred Wischnewski, Erster Beigeordneter der Stadt. Auch Ortsbeiratsmitglied Adolf Schmitt erklärte, diese Informationen seien erste Ansätze, man wolle prüfen, ob es in Filzen möglich oder ein "Tabuthema" sei. "Ein Friedwald ist ein naturbelassenes Stück Wald, in dem Menschen ihre Asche in einer biologisch abbaubaren Urne an den Wurzeln eines Baumes beisetzen lassen können." So stellt die Gesellschaft das Konzept auf ihrer Homepage vor. "Die Grabpflege übernimmt die Natur", erklärte Angela Schneider den Ratsmitgliedern und den interessierten Einwohnern. An der Wurzel eines Baums kann sich eine Person oder auch eine ganze Familie beisetzen lassen. Die Grabstätte wird mit einer Tafel am Baum markiert, sodass Angehörige einen Ort für ihre Trauerarbeit haben. Der ausgesuchte Baum werde durch einen Eintrag ins Grundbuch geschützt, erklärte Bee. Die "Nutzungsdauer" eines Walds als Friedwald ist auf 99 Jahre angelegt. Die "Grabstellen" werden mit einem Förster ausgesucht, denn "es kommt nicht jeder Baum als Bestattungsbaum ifrage", wie Bee erläuterte. Für die Nutzung des Filzener Walds als Friedwald müsse ein Schotterparkplatz angelegt werden. Da die nächsten Friedwälder im Saarland, im Hunsrück und in Bad Münstereifel sind, sei durchaus damit zu rechnen, dass die Ruhestätten in Filzen überregional auf Interesse stoßen, sagte Schneider.Langwieriges Genehmigungsverfahren

Um einen solchen "Friedwald" auszuweisen, bedürfe es eines langwierigen Genehmigungsverfahrens, schilderten Schneider und Bee. Der Stadtrat und die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier müssen beispielsweise ihre Genehmigung dazu erteilen. Deshalb habe der Mitarbeiter der Friedwald-Gesellschaft vorgeschlagen, nicht nur den Filzener Wald, von dem er laut Bee "entzückt" gewesen ist, in ein mögliches Genehmigungsverfahren einzubeziehen, sondern auch den Konzer Kaiserwald. Pro Jahr würden etwa zwei Hektar für Beisetzungen freigegeben, das weitere Waldgebiet könne bis zur "Nutzung" als Friedwald forstwirtschaftlich genutzt werden, schilderte Bee. Dies sei eine alternative Möglichkeit, den "Wald in Wert zu setzten", ging Martin Bee auch auf den wirtschaftlichen Aspekt des Konzepts ein. Die Einnahmen lägen nach Angaben der Gesellschaft über denen, die durch forstwirtschaftliche Nutzung erzielt werden. Kritisch hinterfragt wurden bei der Sitzung einige Punkte durch Ratsmitglieder und durch Einwohner. Was passiert beispielsweise, wenn ein Baum durch einen Sturm umfällt? "Wer sich dafür entscheidet, dem ist bewusst, dass ein Baum auch mal stirbt", erklärte Bee. Auch über die Verkehrssicherungspflicht oder ein erhöhtes Verkehrsaufkommen durch einen Friedwald wurde diskutiert. Bislang sei das Ausweisen eines Friedwalds nur eine Idee, erklärte Bee, die noch nicht ausgegoren sei. Und Manfred Wischnewski erklärte: "Die Stadtteile Filzen und Hamm haben vorgedacht." In weiteren Gesprächen - auch mit den Bürgern - soll es zusätzliche Informationen geben. Weitere Informationen zum Thema "Friedwald" unter

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