Letzte Ruhe ohne Namen

Mit Schoden geht der dritte Ort der Verbandsgemeinde (VG) Saarburg in Sachen Bestattung einen Schritt in die Zukunft: Auch dort soll es ein anonymes Gräberfeld geben, ebenso wie es bereits seit Jahren in Beurig existiert und in Ockfen kommen soll. Der Bedarf ist jedoch (noch) nicht überall da.

 Auf dem Schodener Friedhof wird es demnächst ein anonymes Grabfeld geben. TV-Foto: Gina Inman

Auf dem Schodener Friedhof wird es demnächst ein anonymes Grabfeld geben. TV-Foto: Gina Inman

Schoden. Ein Grab ohne Namen? In Schoden wird das nun möglich werden. Der Gemeinderat hat beschlossen, ein anonymes Gräberfeld auf dem Friedhof einzurichten. Diese Form der Bestattung gibt es immer häufiger. "Wir stellen eine rapide Zunahme nach pflegeleichten oder pflegefreien Gräbern fest", bestätigt Detlef Rech, der Vorsitzende des Bestatterverbands Rheinland-Pfalz. Anonyme Bestattungen haben keine Blumen, keinen Grabstein, keine Kerzen - und sind oftmals gewünscht von Menschen, die keine Angehörigen mehr vor Ort haben, die sich um das Grab kümmern könnten.

Ockfener Rat stimmt demnächst auch ab



"Es handelt sich um ein rund fünf Meter breites und 30 Meter langes Rasenstück direkt links am Eingang des Friedhofs", sagt Ortsbürgermeister Andreas Pauly. Ganz schlicht soll es werden. Neben dem Rasen, der vom Gemeindearbeiter ohnehin gemäht wird, wird es keine Platte oder Hinweistafel geben, die auf die Bestimmung der Fläche hinweist. "Die Idee zu dem Feld kam nach der Berichterstattung über die Pläne in Ockfen", sagt Pauly. Dort ist seit Sommer ebenfalls ein anonymes Gräberfeld auf dem Friedhof im Gespräch (der TV berichtete).

In Ockfen laufen die Planungen zurzeit noch. Laut Ortsbürgermeister Leo Steinmetz sei diese Bestattungsform ein Wunsch vieler Mitbürger. Der Gemeinderatsbeschluss steht noch aus. Steinmetz: "Die Planungen haben etwas länger gedauert." Ende November stehe die nächste Ratssitzung an. "Ich gehe davon aus, dass wir es dann über die Bühne bekommen." Der Bedarf sei da. So gebe es demnächst die zweite anonyme Bestattung, für die man nach Beurig ausweichen müsse, wo dies schon möglich ist. Die Schodener seien mit dem Wunsch noch nicht konkret an ihn herangetreten, sagt hingegen Andreas Pauly. Die Gemeinde mache die relativ neue Bestattungsform dennoch möglich. "Das ist für uns auch eine zusätzliche Einnahmequelle", erklärt Pauly, "auf solche können Gemeinden heute nicht mehr verzichten."

Rund 300 Euro beträgt die reine Gebühr für ein Urnengrab in der VG Saarburg - auch für ein anonymes -, bei Erdbestattung sind es 450 Euro. "Die Gebühren fließen komplett in den Haushalt der Ortsgemeinde", sagt Jürgen Kremer, Leiter des Bauamts bei der VG. Allerdings könne man damit keinen Haushalt sanieren: In Beurig, wo seit Jahren ein solches Feld vorhanden ist, gibt es im Schnitt drei bis vier Bestattungen im Jahr. "Der Renner ist die anonyme Bestattung in der VG also noch nicht", stellt Kremer fest. Allerdings sei die Entscheidung, ein solches Feld einzurichten, Sache der Ortsgemeinde. Insofern könne die VG-Verwaltung die Notwendigkeit von solchen Feldern in gleich mehreren Ortsgemeinden zwar hinterfragen, jedoch keine Vorgaben machen. Demnächst wolle die Verwaltung aber in der Ortsbürgermeisterbesprechung über sämtliche Bestattungsformen in der VG informieren und damit auch auf Alternativen zur anonymen Bestattung aufmerksam machen, die ebenfalls wenig Pflege nach sich ziehen.

Meinung

Entscheidung für die Zukunft

Die Einrichtungs- und Instandhaltungskosten sind gering, weil das Rasenmähen im Grunde in den üblichen Arbeitsschritten des Gemeindearbeiters inbegriffen ist. Warum also nicht ein anonymes Gräberfeld in mehreren Gemeinden einrichten? Erst recht, wenn - wie es in Ockfen der Fall war - der Wunsch der Bürger besteht. Aber auch, wenn - wie im Falle Schoden - die Gemeinde es auch ohne konkreten Wunsch aus der Mitte der Bürger tut und damit zusätzliche, wenn auch geringe Einnahmechancen wittert. Solange das anonyme Gräberfeld die glücklich macht, denen es nützt, solange es mehr einbringt, als es kostet und vor allem all denen nicht entgegen- steht, die die traditionelle Bestattung bevorzugen, spricht nichts gegen ein solches Gräberfeld auf den Friedhöfen der Gemeinden. Vielmehr kann es vorausschauend sein, auch wenn jetzt die Nachfrage noch nicht so hoch ist. Schließlich haben auch die Urnenbestattungen sich inzwischen etabliert - wer weiß, wie es in einigen Jahren mit der anonymen Bestattung sein wird. j.kalck@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort