Liebesgrüße aus dem Hochwald kommen an

Saarburg/Kell am See · Nach Hermeskeil wollen viele Dörfer in der VG Kell am See im Rahmen der Kommunalreform lieber nicht fusionieren. Richtung Saarburg schon eher. Dort reagiert man offen, aber dennoch zurückhaltend auf die Liebesbekundungen einiger Hochwaldgemeinden.

Saarburg/Kell am See. Der Hochwald ist im Hochzeitsfieber - nur will die Braut nicht so, wie der Bräutigam es ihr anbietet. Die Braut, das ist die Verbandsgemeinde Kell am See. Der Bräutigam: der Nachbar, die Verbandsgemeinde Hermeskeil.
Der hat der Braut die Ehe vorgeschlagen, um so ihre Zukunft zu sichern. Doch die Braut ziert sich. Sie möchte sich nicht binden - und sollte sie es müssen, dann nicht unbedingt an diesen Bräutigam.
Sieben von 13 Ortsgemeinden der VG Kell am See haben sich in einer TV-Umfrage gegen eine mögliche Fusion mit der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil ausgesprochen - attraktiver sei, wenn überhaupt, der Nebenbuhler aus Saarburg (der TV berichtete).
So ist Manfred Rommelfanger (SPD), Ortsbürgermeister der 1550-Einwohner-Gemeinde Zerf, überzeugt, dass die Zerfer keinen Bezug zu Hermeskeil hätten.
Wohl aber könne er sich vorstellen, sich mit dem Saarburger VG-Chef Leo Lauer (CDU) zusammenzusetzen. Attraktiver als Hermeskeil wird Saarburg im Falle einer Auflösung der VG Kell auch von den Ortsbürgermeistern von Baldringen, Greimerath, Hentern, Paschel, Schömerich und Vierherrenborn angesehen.
Die Diskussion ist bisher nur eine theoretische. Denn die VG Kell am See ist zwar mit aktuell 9600 Einwohnern kleiner als das Gesetz als Mindestgröße vorsieht (12 000). Weil sie aber mit 160 Quadratkilometern eine große Fläche hat und weil sie ans Saarland grenzt, zählt sie sich selbst nicht zu den Kandidaten, die zu einer Auflösung gezwungen sind. Die Grenze zum Saarland ist einer der "besonderen Gründe", die das Landesgesetz als Ausnahmen zulässt.
Was sagt aber nun der ins Spiel gebrachte potenzielle Heiratskandidat? Die "Liebeserklärung" aus dem Hochwald nimmt der Saarburger Verwaltungschef gerne an. Allerdings betont er, dass die Bewohner der VG Kell selbst entscheiden müssen. Nach vorne preschen und offensiv auf einige Gemeinden zugehen wolle die VG Saarburg nicht: "Wir üben uns in Zurückhaltung und lassen die Dinge in aller Gelassenheit auf uns zukommen." Die Saarburger Seite sei aber offen für Gespräche - sei es, dass Teilbereiche der VG Kell oder die gesamte VG irgendwann in die VG Saarburg integriert werde. Demokratischen Entscheidungen in Kell möchte man aber nicht vorgreifen, sagt Lauer.
Bisher war die Kommunalreform in der VG Saarburg kein akutes Thema. Schließlich liegt die VG mit fast 22.000 Einwohnern weit über der Mindesteinwohnerzahl, eine Auflösung stand und steht somit nicht zur Debatte - zumal die VG stetig an Einwohnern hinzugewinnt. Es könnte aber ein Thema werden, sollte die VG Kell am See doch noch ihre Eigenständigkeit verlieren und sich anderen Verbandsgemeinden anschließen müssen. Denn dann kommt neben Hermeskeil und Ruwer eben auch Saarburg in Betracht.Extra

Dass Teile der Verbandsgemeine Kell im Falle einer Auflösung eher mit einem Anschluss an die VG Saarburg liebäugeln, hat auch historische Gründe: Sie gehörten einst zum Amt Saarburg-Ost. Mit den Ämtern Konz, Saarburg-Land, Tawern und Palzem bildete es einst den Landkreis Saarburg. Im November 1970 wurde aus Teilen des Amts Saarburg-Ost, Palzem und dem Amt Saarburg-Land sowie der Ortsgemeinde Fisch, die bislang zum Amt Tawern gehörte, die Verbandsgemeinde Saarburg. jka

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