LKW fährt sich im verschneiten Wald fest

Im verschneiten Wald zwischen Greimerath und Bergen war für einen LKW-Fahrer Endstation. Sein Navigationsgerät hatte ihn hierhin von der Hunsrückhöhenstraße nach Bergen gelotst.

 Ein Traktor befreit den LKW aus seiner misslichen Lage im Wald bei Bergen. Foto: Werner Krewer

Ein Traktor befreit den LKW aus seiner misslichen Lage im Wald bei Bergen. Foto: Werner Krewer

Greimerath/Bergen. Wohin sprichwörtlich blinde Technikgläubigkeit führen kann (nämlich in die Irre), zeigt ein Vorfall, von dem der Bergener Ortsvorsteher Werner Krewer jetzt berichtete. Er erzählt: "Die neue Nachbarin erwartete vor ein paar Tagen eine Lieferung aus Hennef, Ankunft gegen Abend." Der Abend kommt, aber die angekündigte Lieferung nicht. Die Frau ruft bei der Autobahnpolizei in Schweich an und erfährt: Die Autobahn von Daun in Richtung Hermeskeil ist bestens geräumt und frei. Es gab am Abend und in der Nacht auf dieser Strecke keine Besonderheiten. Es folgten Anrufe zur Firma, von der die Lieferung kommt. Die versucht, ihren Fahrer auf dem Handy zu erreichen, aber auch das ist vergebens.

Ortsvorsteher hilft spontan



Die Geduld der Bergenerin ist langsam erschöpft. Ihr Nachbar und Ortsvorsteher hilft spontan: "Ich fahre im Dorf umher und suche einen blauen LKW mit SU-Nummer, doch nichts ist zu finden." Dann fällt ihm ein: Es gab schon so manche Fahrer, die auf ihrer Route von der Hunsrückhöhenstraße nach Losheim am See von ihrem Navigationsgerät durch den Wald bei Bergen gelotst wurden. Sollte es auch diesen LKW-Chauffeur erwischt haben? Ist er im Wald stecken geblieben, denn der Weg dort ist verschneit und vereist? Zusammen mit seiner Frau macht sich Werner Krewer im geländegängigen Auto auf die Suche. "Doch wir konnten nichts finden." Irgendwann gaben die Krewers die Suche auf - überzeugt, dass der Fahrer auf irgendeinem Parkplatz angehalten hat. Weitere Versuche, den Mann auf dem Handy zu erreichen, schlagen fehl - auch deshalb, weil es in diesem Wald fast keine Telefonverbindung gibt, "wie ich aus eigener Erfahrung weiß". Am frühen Morgen kam dann mit mehreren Stunden Verspätung eine Kurznachricht (SMS): "Hänge im Wald, Akku leer, Hilfe". Werner Krewer: "Ich machte mich dann wieder mit unserem Jagdaufseher auf die Suche. Mit den Geländefahrzeugen ging es durch den dichten Wald." Plötzlich taucht, tief im Wald, hinter ihnen ein weiterer PKW mit einem unbekannten Kennzeichen auf. Die ortskundigen Helfer halten an und fragen den Fahrer, wo er denn hin wolle. Seine Antwort: "Mein Navi hat mich auf dem schnellsten Weg nach Losheim am See hierher gelotst."

Fahrt auf verbotenen Waldwegen



Die beiden Männer klären ihn auf, dass er hier auf verbotenen Waldwegen fährt und zurück nach Greimerath soll. Kopfschüttelnd kehrt der Fremde um. Aber vielleicht war ihm das Gleiche passiert wie dem vermissten LKW-Fahrer? Und tatsächlich: "Mitten im Wald zwischen Greimerath und Bergen fanden wir am Ende eines Wildackers zwischen den Bäumen unseren LKW", erzählt Werner Krewer. Er hatte sich total festgefahren, der Fahrer lag zitternd bei minus 13 Grad Außentemperatur in seinem Fahrzeug und wusste überhaupt nicht, wo er war. Krewer: "Nach den Angaben von seinem Navi war er nur noch 1300 Meter vor dem Ziel. Aber hier gab es nur noch einen kleinen Fußpfad." Entsprechend groß war die Freude bei dem Mann, als er die Helfer erblickte. Allerdings, so der Ortsvorsteher: "Landwirte aus dem Ort waren nicht mehr bereit, uns beim Bergen der Autos zu helfen." Denn es komme laufend vor, dass auf dieser Waldwiese Autos, Laster und Taxis landen.

"Sie vertrauten alle ihrem Navi und schalteten den Verstand aus." Bei den früheren Bergungsversuchen wurden schon zahlreiche Seile und Ketten beschädigt, die Landwirte verbrachten Stunden bei der Bergung und erhielten im Höchstfall ein Dankeschön. Aber Werner Krewer und der LKW-Fahrer hatten Glück: "Ich fand dann doch einen Helfer. Eine abenteuerliche Aktion begann." Erst mussten noch zwei kleinere Bäume gefällt werden, um den Laster wieder auf den Weg zu bekommen - und das alles bei Eis und Schnee.

Der Bergener Ortsvorsteher kann angesichts solcher Tücken der Technik nur den Kopf schütteln: "Es ist unverständlich, das viele Navigationsgeräte für die schnellste Verbindung von der Hundsrückhöhenstraße nach Losheim am See diesen Waldweg anbieten."

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