Lokale Themen stehen im Fokus

Grevenmacher · Die Menschen vor Ort wissen am besten, was für sie gut ist. Das ist die Grundidee von Leader, dem Programm der Europäischen Union, das Projekte zur Entwicklung des ländlichen Raumes unterstützt. Die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Moselfranken will jetzt als erste rheinland-pfälzische Gruppe länderübergreifend arbeiten.

Grevenmacher. "Warum können Kinder nicht auf der jeweils anderen Seite der Mosel betreut und warum kann die grenzüberschreitende Mobilität nicht verbessert werden?" Solche und viele weitere Fragen der Zusammenarbeit stellen die beiden Geschäftsführer der Lokalen Arbeitsgruppe (LAG) Moselfranken und Miselerland, Philipp Eschenauer und Thomas Wallrich. Leader heißt dabei das Zauberwort für Geld von der Europäischen Union. Denn dieses Förderprogramm setzt bei den Menschen vor Ort an (siehe Extra).
Premiere mit Luxemburg


Bei den beiden Arbeitsgruppen geht es um jeweils 2,5 Millionen Euro, die bis 2020 in innovative Projekte in Moselfranken und im Miselerland diesseits und jenseits der Mosel fließen können. In dritter Auflage sollen in weiteren sieben Jahren Ideen der Bürger gefördert werden.
Die Zusammenarbeit mit Luxemburg wird diesmal eine wichtige Rolle spielen. Erstmals in Rheinland-Pfalz arbeiten Aktionsgruppen aus Deutschland und einem Nachbarland zusammen (siehe Hintergrund). Rund 100 Menschen aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und Vereinen haben sich auf dem Fahrgastschiff MS Princesse Marie-Astrid in Grevenmacher getroffen, um über dieses Thema zu diskutieren.
Matthias Rettermayer und Sven Lachmann vom Institut für Regionalentwicklung in Quirnbach hatten sieben Tischen verschiedene Themen wie Tourismus, Weinbau, Land- und Forstwirtschaft oder Dorfentwicklung zugeordnet. "Mit Ideen wollen wir erneut Leader-Region werden", sagt auch der Vorsitzende der LAG Miselerland, Marc Weyer. "Eigentlich gehören wir doch zusammen", unterstreicht der stellvertretende Vorsitzende aus Moselfranken, Wolfgang Reiland, ,Bürgermeister der Verbandsgemeinde Trier-Land
Nach zweistündiger Diskussion an den Tischen werden die Ergebnisse präsentiert. Die Teilnehmer stellen sich Dorfgärten vor. Ein Barfußpfad an der Sauer könnte mit einem Fitnessparcours kombiniert werden. Die Renaturierung und Pflege der charakteristischen Streuobstwiesen der Region lag vielen am Herzen. Jungimker sollen gefördert werden, damit die blühenden Landschaften erhalten bleiben.
Die Ausbildung von Junghandwerkern könnte grenzüberschreitend werden, fordern einige Teilnehmer. In vielen Dörfern fehlt inzwischen das Handwerk. Die Mundart als prägendes Element von Heimat und Zusammengehörigkeit darf nicht untergehen, ist ein weiteres Ergebnis der Diskussionen. Historische Bausubstanz soll weiter genutzt werden. Die Pflegesituation muss verbessert, das Ehrenamt weiter gestärkt und das Rettungswesen koordiniert werden.
Kreativer Austausch


Für einen grenzüberschreitenden Nahverkehrsverbund wurde sogar ein Zweckverband vorgeschlagen. Winzer können sich gemeinsame Markenprodukte theoretisch vorstellen.
"Das ist ein sehr kreatives Treffen", meint Winzer Bernd Eilenz aus Ayl und fügt hinzu: "Die Teilnehmer sollten aber Namensschilder tragen, damit man weiß, mit wem man spricht." Nathalie Neiers vom Regionalen Luxemburger Tourismusbüro findet: "Wir müssen über den Tellerrand schauen, denn wir können viel voneinander lernen."
Diese Anregungen werden von den beiden Regionalentwicklern in ein Konzept gegossen, das nach Mainz und Luxemburg geschickt wird.
Im Internet ist unter: www.netzwerk-laendlicher-raum.de/regionen/leader/ ein Trickfilm eingestellt, der das System in 3:35 Minuten anschaulich erklärt.
Extra

An der Lokalen Aktionsgemeinschaft (LAG) Moselfranken sind die Verbandsgemeinden Konz ,Trier-Land und Saarburg beteiligt. Zusammen zahlen sie jährlich 30 000 Euro in einen Regionalfonds ein. Das Bewerbungsverfahren für die Förderperiode von 2014 bis 2020 kostet weitere 15 000 Euro. Der Konzer Bürgermeister Karl-Heinz Frieden erläuterte bei der jüngsten Sitzung des VG-Rats, dass zu den erwarteten 2,5 Millionen Euro Fördergeld bis 2020 weitere 700 000 Euro hinzukommen könnten. Durch die Zusammenarbeit mit den Luxemburgern im Miselerland könne die erste grenzüberschreitende LAG in Rheinland-Pfalz entstehen. Die Bewerbungsunterlagen der beiden Arbeitsgemeinschaften würden zurzeit getrennt in Mainz und in Luxemburg bearbeitet. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir zum Zuge kommen", sagte Frieden. cmk

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