Macher zwischen Baufirma und Sitzungssälen

Konz · Franz Görtz ist seit 50 Jahren Bauunternehmer und seit 45 Jahren Politiker. In der Konzer Politik ist er die Stimme der mittelständischen Wirtschaft. Für seine ehrenamtliche Tätigkeit ist er kürzlich mit der Freiherr-vom-Stein-Plakette ausgezeichnet worden.

 Franz Görtz mischt seit 45 Jahren für die FDP in der Konzer Politik mit. Dafür ist er mit der Freiherr-vom-Stein-Medaille ausgezeichnet worden. TV-Foto: Christian Kremer

Franz Görtz mischt seit 45 Jahren für die FDP in der Konzer Politik mit. Dafür ist er mit der Freiherr-vom-Stein-Medaille ausgezeichnet worden. TV-Foto: Christian Kremer

Konz. Seine politischen Vorbilder sind die FDP-Urgesteine Hans-Dietrich Genscher und Theodor Heuss, aber auch der SPD-Altkanzler Helmut Schmidt. Mit ihm verbindet den Konzer Unternehmer und FDP-Politiker Franz Görtz nicht nur seine Leidenschaft fürs Rauchen. Auch der Geburtstag ist der gleiche: Beide sind am 23. Dezember geboren, Schmidt 1919, Görtz 1938.Nach der Wahl geht es weiter


Der Karthäuser, der sich dem Konzer Stadtteil noch tief verbunden fühlt, wird am Montag 75. Kürzlich ist er mit der Freiherr-vom-Stein-Plakette des Landes Rheinland-Pfalz (siehe Extra) ausgezeichnet worden - weil er seit 45 Jahren ehrenamtlich Politik betreibt. Seit 1969 arbeitet Görtz im Verbandsgemeinderat Konz - oft als FDP-Einzelkämpfer. Und er kündigt an, so lange weiterzumachen, wie es seine Gesundheit zulässt - auch nach der Kommunalwahl 2014. Genau wie Helmut Schmidt sei er ein typischer Steinbock: "Ein Draufgänger."
Görtz - immer im feinen Zwirn und mit zurückgekämmten weißen Haaren unterwegs - ist bekannt für seine bissigen Reden, die meist mit Vergleichen und ausgeklügelten Zahlenspielen gespickt sind. Oft kritisiert er mit dem ihm typischen Galgenhumor die Bürokratisierung. Görtz: "Damals war es leichter. Heute wird zu viel geredet und zu wenig gehandelt."
Die Politik hat der Chef der Baufirma Elenz trotz seiner rar gesäten Freizeit nie aufgegeben. Damit gehört Görtz zu einer seltenen Spezies. Denn nur wenige Unternehmer sind politisch aktiv - für Görtz sind es viel zu wenige. Kaum ein Politiker denke gleichzeitig ökonomisch und ökologisch, sagt er. "Und viele in den Gremien wissen daher nicht, wo der Schuh drückt." Es fehlten Kenntnisse über die Probleme des Mittelstands.
Im Büro ist Görtz immer noch täglich. Die Baufirma Elenz führt er seit 50 Jahren - als Macher, der gerne Entscheidungen trifft, denn er ist der alleinige Inhaber. "Das hat den Vorteil, dass ich alleine entscheiden kann - nicht ohne mein hervorragendes Führungsteam hinzuzuziehen", setzt Görtz hinzu. "Der Nachteil ist, dass alle Verantwortung bei mir liegt." Urlaub habe er immer wenig gehabt: "Vielleicht 15 Tage pro Jahr", sagt er. Und die Firma ist unter seiner Führung gewachsen (siehe Extra). Elenz-Geschäftsführer Jürgen Thelen kommentiert das so: "Wenn man seine Lebensarbeitszeit betrachtet, müsste er inzwischen weit über 100 Jahre alt sein."
Als Bauunternehmer kennt Görtz viele Projekte in der VG aus zwei Perspektiven: als planender Politiker und als ausführender Unternehmer - so ist es zum Beispiel zurzeit bei der Erschließung des Neubaugebiets Pferdsgarten Könen. Für ihn sei es ein großer Spagat, seine unternehmerische und seine politische Tätigkeit unter einen Hut zu bringen, sagt Görtz. Das habe ihn manchmal "an den Rand seiner psychischen und physischen Kräfte gebracht. "All das kann man nur schaffen, wenn man einen Lebenspartner hat, der einem zur Seite steht", meint Görtz. Damit meint er seine Frau Gisela, die im Oktober 2012 gestorben ist.
Wenn er über sie spricht, wird Görtz ganz sanft. Er hat noch viele Hobbys, zum Beispiel Tennis-, Hammondorgel- oder Gitarrespielen, aber die Winterabende seien für ihn einsamer geworden. Oft verbringe er sie mit seinem zugelaufenen Kater Hansi: "Der ist dick wie ein Eisbär", scherzt er.Extra

Leo Elenz hat die Firma 1940 gegründet. Damals hatte das Straßenbauunternehmen zehn Mitarbeiter. Franz Görtz stieg mit 24 Jahren nach seinem Ingenieursstudium und auf Wunsch seines Schwiegervaters am 1. Januar 1963 als Bauführer in die Firma ein. Die Betriebszweige Abwasserbeseitigung, Wasserversorgung und Betonbau entstanden in der Folge. Das Unternehmen war auf Wachstumskurs. Seit dem Tod von Leo Elenz am 10. Februar 1991 führte Franz Görtz die Firma zusammen mit seiner Frau. Heute ist Franz Görtz alleiniger Inhaber der Firmengruppe Elenz. Sie besteht aus der Hauptniederlassung in Konz, einer Filiale in Hönningen an der Ahr sowie Niederlassungen in Moersdorf und Grevenmacher, wo die Gruppe unter anderem ein Schotterwerk hat. Insgesamt hat die Gruppe laut eigenen Aussagen 200 Mitarbeiter. cmkExtra

Die Freiherr-vom-Stein-Plakette verleiht die rheinland-pfälzische Landesregierung seit 1954 als Auszeichnung für kommunalpolitisches Engagement - seit 2001 im Dreijahresrhythmus. Geehrt werden laut Ministerium Menschen, die sich um die kommunale Selbstverwaltung verdient gemacht haben. Die Geehrten stammen in der Regel aus fast allen Kreisen und kreisfreien Städten des Landes und werden von den jeweiligen Kreisverwaltungen ausgewählt. Diese wiederum nehmen Vorschläge aus den Verbandsgemeinden an. Die Plakette ist nach Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein benannt, der im 19. Jahrhundert als preußischer Staatsreformer tätig war und als Vorkämpfer für die kommunale Selbstverwaltung gilt. cmk

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