"Macht nicht so ein Aufhebens"

KELL AM SEE. (hm). Weil 99 Jahre schon ein methusalemisches Alter sind, hatte der Trierische Volksfreund bereits im vergangenen Jahr Nikolaus Marx aus Kell am See zu einem Gratulationsgespräch aufgesucht.

Nun wurde der rüstige Keller 100 Jahre alt. Nicht nur der TV machte dem Keller Altbürgermeister deshalb seine Aufwartung. Rund 500 Bürger hatten sich auf den Weg gemacht, um dem seltenen Jubiläum beizuwohnen und dieses gebührend zu feiern. Die Feier wurde zu einem kleinen Volksfest. Schul- und Kindergartenkinder sangen, die örtlichen Vereine gratulierten, der Männergesangverein brachte sein Ständchen und der Musikverein kam in Marschformation zu einem Platzkonzert. War der Jubilar an seinem 99. Geburtstag noch sehr gesprächig, als er von den vergangenen Zeiten mit den erlebten Kriegen, seiner Zeit als Ortsbürgermeister oder über seine Leidenschaft zu Traktoren und Elsässer Wein geplaudert hatte, so war er an seinem denkwürdigen 100. etwas zurückhaltender. Nicht, dass er nicht konnte, nein, der große Bahnhof, die prominenten Gratulanten und fast das gesamte Dorf, das eigens wegen seiner Person auf den Beinen war, war der Grund. "Macht nicht so ein Aufhebens", war der spontane Kommentar des Geburtstagskindes, das bereits eine Gratulation des Bundespräsidenten in Händen hielt. Doch da war nichts zu machen. Landrat Richard Groß ließ es sich nicht nehmen, dieses außergewöhnliche Ereignis gebührend zu würdigen. Groß, der auch die Glückwünsche des Ministerpräsidenten überbrachte, erinnerte unter anderem an die Zeit, als Marx noch Ortsvorsteher war. Die Rüstigkeit des Jubilars überraschte ihn. "Wenn ein älterer Herr so munter ist und sich bei den Ansprachen nicht einmal hinsetzen will, dann hat er die besten Aussichten auf noch etliche weitere Lebensjahre." Marx habe sich für die Allgemeinheit gründlich und mit großem Erfolg eingesetzt. "Dass der Ort so ist, wie er sich heute darstellt, dazu haben Sie erheblich beigetragen." Bürgermeister Werner Angsten erinnerte an die Zeit, als Marx sich für den Bau des Keller Sees eingesetzt hatte. "Wäre kein See gebaut worden, hieße der Ort heute nicht Kell am See. Daran haben Sie großen Anteil." Marx, der fünf Kinder und 18 Enkelkinder hat, sei auch derjenige gewesen, der damals die Initialzündung dafür gab, Gelder in den Haushalt einzuplanen, damit die (damals zwei) Musikvereine finanzielle Unterstützung erfahren sollten. Dafür dankte der Vorsitzende des Musikvereins, Karl-Heinz Willger, dem ehemaligen Musiker in einem kultur-historischen Rückblick. Auch die beiden Fraktionsvorsitzenden machten ihre Aufwartung, und Ortsbürgermeister Markus Lehnen gratulierte seinem Vor-Vor-Vorgänger. Es sei ein besonderer Tag für die gesamte Verbandsgemeinde, so Angsten, und erinnerte an den letzten Hundertjährigen. Vor 73 Jahren habe Matthias Marx aus Schillingen dieses seltene Jubiläum gefeiert. Ein Relikt aus alter Zeit hatte Angsten dabei: die Geburtsurkunde von Marx. Auf Meldung des Vaters Matthias Marx hatte das Standesamt vor 100 Jahren registriert, dass "Frau Anna Marx, geborene Lehnen, katholischer Religion, in Kell in seiner Wohnung, am 10. September des Jahre 1904, nachmittags, fünfeinhalb Uhr, einen Knaben geboren, und das Kind soll den Namen Nikolaus tragen." Dem Gratulanten Dieter Schmitt (MdL) gab Marx noch einen Tipp mit auf den Weg, wie man in Zukunft die Landtagswahl gewinnen könne: "So wie dir dat maacht, bestemmt net."

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