Majestäten verzweifelt gesucht

Konz/Saarburg · Noch fehlen die passenden Bewerberinnen für das Amt der Weinkönigin in der Region Saar-Obermosel. Dabei kann das Ehrenamt ein attraktives Sprungbrett für eine Karriere im Tourismusbereich sein.

"Zeit für eigene Aktivitäten bleibt auf jeden Fall", stellt Stefanie Koch gleich mal klar. Die Leiterin der Saar-Obermosel-Touristik kümmert sich für den Verein der Saarweinfreunde und den Verein der Elblingfreunde um junge Frauen, die das Amt der Weinkönigin für die Regionen Saar und Obermosel übernehmen möchten.

Die Suche nach geeigneten Kandidatinnen wurde in den vergangenen Jahren nicht leichter, obwohl das Amt attraktive Begegnungen ermöglicht und für die eigene berufliche Zukunft ein Türöffner sein kann.

Kriegt man alles unter einen Hut?

Dass die potenziellen Weinköniginnen der Saar-Obermosel-Touristik nicht gerade die sprichwörtlichen Türen einrennen, liegt nach Meinung von Stefanie Koch nicht zuletzt daran, dass zahlreiche junge Frauen vermuten, das Amt und die Berufsausbildung oder das Studium seien zeitlich nicht unter einen Hut zu bringen.

"Dabei reden wir von rund 100 Terminen im Jahr, aufgeteilt auf drei Personen", umreißt Koch das Programm. Darunter seien auch recht attraktive Reisen zur Grünen Woche nach Berlin oder zur Fachmesse ProWein nach Düsseldorf.

Genug Zeit für Freunde

Die Mehrzahl der Veranstaltungen finde aber in der Region statt. "Auch an den Wochenenden bleibt trotzdem meistens noch genug Zeit, um sich mit Freunden zu treffen oder abends auszugehen", sagt die Tourismus-Managerin.
Umfangreiche Kenntnisse über den Wein und die Region können bei den zukünftigen Weinmajestäten immer seltener vorausgesetzt werden.

"In den Winzerbetrieben findet zurzeit ein Generationenwechsel statt. Es gibt an Saar und Obermosel momentan nur wenige Betriebe, in denen junge Frauen im "richtigen" Alter von 16 bis Mitte 20 leben", hat Koch beobachtet. "Branchenfremde" Bewerberinnen hätten daher ebenso gute Chancen wie Winzerstöchter, die Wahl zur Weinkönigin zu gewinnen - eine "echte Wahl mit oftmals überraschendem Ausgang", wie Koch betont.
Große Chance für junge Frauen


Das notwendige Fachwissen würden die Winzer der Region im Vorfeld vermitteln. "Wir schulen die Bewerberinnen gründlich und erläutern das Besondere unserer Weinregion", sagt der Saarburger Winzer Armin Appel, Vorsitzender des Vereins Freunde des Saarweins.
Koch, früher selbst einmal Saar-Weinkönigin, weiß, dass sich die Aufgaben einer Weinkönigin in den vergangenen Jahren stark geändert haben: "Neben der Repräsentation des Weins werben die jungen Damen heutzutage auch für die ganze Region."

Interesse am Bereich Tourismus

Darin liege eine große Chance für junge Frauen, die sich für den Bereich Tourismus interessieren. Kontakte knüpfen, die passenden Leute kennen lernen, all das sei beim Amt der Weinkönigin praktisch inklusive.
"Nicht zu vergessen die persönliche Entwicklung während des Jahres", sagt Koch noch zum Schluss. Auftritte in der Öffentlichkeit, freies Sprechen vor größeren Menschenmengen, der Umgang mit Aufmerksamkeit, all diese Erfahrungen könnten nirgendwo so leicht gemacht werden wie im Amt einer Weinkönigin.
Wer Interesse hat sich zu bewerben, kann sich bei der Saar-Obermosel-Touristik unter Telefon 06581/995980 (Saarburg) oder 06501/6018040 (Konz) melden.
Meinung

Warum nicht mal ein König?
Vielleicht ist es nicht nur die Angst vor dem vollen Terminkalender, der junge Frauen davon abhält, sich auf das Amt der Weinkönigin zu bewerben. Es ist schließlich nicht jedermanns Sache, mit Kleid und Krönchen im Mittelpunkt zu stehen. Nicht zu bestreiten ist aber, dass das Amt der Weinkönigin eines mit Tradition ist. Und diese Tradition darf nicht sterben, auch nicht an Saar und Obermosel. Zwar wird der Wein inzwischen über die Dachmarke Mosel vermarktet, Saar-Riesling und Elbling von der Obermosel verdienen aber weiterhin einen eigenen Repräsentanten. Und da sind wir beim Thema: Wenn die Frauen nicht mehr wollen, warum lässt man nicht mal die Männer ran? Repräsentieren können sie auch, und von Wein verstehen sie bestimmt nicht weniger als ihre weiblichen Kollegen. Ein König für den Saarwein - ein Versuch wäre es wert. j.kalck@volksfreund.de
Extra

Drei Weinmäjestäten von Saar und Obermosel haben es bis zur Deutschen Weinkönigin gebracht: Marie-Elisabeth Steffen (geb. Pütz, 1950/51) aus Saarburg, die zweite Deutsche Weinkönigin und die erste, die aus einer förmlichen Wahl hervorging. Carina Curmann (geb. Dostert, 2000/01) aus Nittel, heute Chefin des gastronomischen Bereichs "Culinarium" im elterlichen Weingut in Nittel. Petra Zimmermann (2004/05) aus Temmels, ihre Wahl zur Deutschen Weinkönigin war eine echte Sensation. Heute arbeitet sie außerhalb der Weinbranche in Luxemburg. jbo/jka/cmk

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