"Mal’ mir mein Kind"

FELL. Reiner Krämer malt, wenn er gut gelaunt ist und wenn er Frust hat. Wenn die Finger jucken, weil er ein Objekt unbedingt zu Papier bringen will oder ein Auftrag ansteht.

Der Grundschüler Reiner Krämer hatte Glück. Franz-Josef Seiwert, sein damaliger Physik- und Chemielehrer, erkannte das Maltalent des jungen Schülers und förderte ihn auf etwas ungewöhnliche Weise. Chemische Experimente durfte der kleine Reiner Krämer detailgetreu an die Tafel malen und erntete damit viel Anerkennung der Klasse. Krämer: "Dass Franz-Josef Seiwert mir diese Möglichkeit gegeben hat, werde ich ihm nie vergessen." Mit 14 Jahren begann der "Feller Junge" eine Lehre als Fliesenleger. Heute noch arbeitet er in dem "körperlich harten Beruf, der auch viel Raum für Gestalterisches lässt". Der 48-Jährige sagt: "Ich mache diese Arbeit gerne." Doch wenn er von der Malerei erzählt, dann leuchten seine Augen. Schon als Teenager ist er manches Mal mitten in der Nacht aufgestanden und hat gemalt, weil er Gesehenes unbedingt zu Papier bringen wollte. Die erste Staffelei und einen Ölmalkasten schenkte ihm seine damalige Freundin und heutige Frau Marie-Therese. Hunderte von Bildern hat er seitdem gemalt, Fotoalben erinnern an etliche Ausstellungen, zahlreiche Gemälde an den Wänden seines Eigenheims geben diesem eine besondere Note. Oft hat er schon gehört: "Mal' mir mein Kind oder mal' mir meine Frau." Immer wieder schaut er sich dann das zu reproduzierende Porträtfoto an, um sich das Gesicht einzuprägen und es in Öl, Acryl oder mit Bleistift authentisch wiederzugeben. "Im Moment reizen mich experimentelle Sachen

Derzeit entsteht ein Werk, das seinen Beruf mit dem Hobby vereint. Er hat Fliesen, die an einen Weg erinnern, auf die Leinwand geklebt und auf der verbleibenden Fläche mit Farbe gespielt. "Im Moment reizen mich experimentelle Sachen", gesteht er. Der zweifache Vater greift zu den Malutensilien, um Frust abzubauen, sich zu entspannen oder, "wenn ich gut gelaunt bin". Er malt überall dort, wo er sitzen oder stehen kann. Am Küchentisch, in der Garage oder im ruhigen Kellerraum. Auf die Frage, wer sein Lieblingsmaler ist, kommt die klare Antwort mit Erklärung: "Salvador Dali, weil er klassisch gemalt hat und ein absoluter Fantast ist." Anregungen für die Bilder von Reiner Krämer liefern Impressionen aus dem Urlaub und dem Alltag oder sie entspringen seiner Phantasie. Und da der Apfel bekanntlich nicht weit vom Stamm fällt, ist es nicht verwunderlich, wenn Reiner Krämer manchmal einige seiner Farben vermisst. Dann, wenn die Töchter Angela und Julia ihre Wohnungen und Zimmer renovieren - selbstverständlich nach eigenen Vorstellungen.

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