"Man fühlt sich 30 Jahre jünger" - Rocklegende "Ton Steine Scherben" in Wawern

Wawern · Volles Haus und begeisterter Beifall für die deutsche Kultband "Ton Steine Scherben" in der Synagoge Wawern

 Ton Steine Scherben in kleiner Besetzung in der Synagoge Wawern. TV-Foto: Jürgen Boie

Ton Steine Scherben in kleiner Besetzung in der Synagoge Wawern. TV-Foto: Jürgen Boie

Foto: Jürgen Boie (jbo) ("TV-Upload Boie"

Die Rocklegende Ton Steine Scherben spielte in der Synagoge Wawern. Wie schon vor eineinhalb Jahren in kleiner Besetzung (Bass Kai Sichtermann und Cajón Funky K. Götzner) und mit dem Nürnberger Liedermacher Gymmick, der durchaus glaubwürdig in die Rolle des vor 20 Jahren verstorbenen Frontmanns Rio Reiser schlüpfte.

Die Synagoge Wawern platzte aus allen Nähten - die Kultband Ton Steine Scherben hatte sich angesagt. Die ungefähr 100 Besucher durften zunächst Markus Sommer, Liedermacher mit Hip-Hop-Wurzeln und Wohnsitz in Berlin, zuhören. Sommer präsentierte nett gedrechselte Texte mit origineller Gitarrenbegleitung. So nutzte er sein Instrument auch als Perkussionswerkzeug. Freundlicher Beifall nach knapp 30 Minuten gut anzuhörender Musik als Einstimmung auf Ton Steine Scherben.

Das Publikum, zum großen Teil im gleichen Alter wie die Ton-Steine-Scherben-Veteranen Sichtermann und Götzner, war bereit für einen Abend mit guten Erinnerungen an geschlagene Schlachten im Kampf um eine gerechtere Gesellschaft - und vergewisserte sich zugleich, dass die sozialkritischen Themen der Band wie Wohnungsnot oder Niedriglöhne immer noch aktuell sind. "Mehr Mitbestimmung, die schwierige Wohnsituation für Menschen mit 'normalem' Einkommen, das sind immer noch offene Probleme", fand Anita Tullius aus Saarburg. Die Musiker sind ebenfalls überzeugt, dass die Visionen aus den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts weiterhin ihre Berechtigung haben. "Auch wenn wir nicht mehr ständig auf Demos gehen, stehen wir zu unseren Gedanken und Träumen von damals", sagt Perkussionist Funky K. Götzner.

Entsprechend ging das Publikum ab, wenn Sänger Gymmick die "revolutionären Gassenhauer" wie "Keine Macht für Niemand" oder "Macht kaputt was euch kaputt macht" voller Inbrunst vortrug. Songs, die auch Herbert Dewald aus Trier hören wollte. Er war schon 1984 beim Konzert von Ton Steine Scherben in der Fachhochschule dabei - damals noch mit Rio Reiser. Und natürlich war Dewald auch im letzten Jahr beim Konzert der "Scherben" in Wawern dabei.
Doch auch Rio Reisers Liebeslieder und eine überraschende Version von David Bowies "Heroes" kamen bestens an. Bei Reisers erfolgreichen Hits nach der Trennung der Band im Jahr 1985 - "Junimond" und "König von Deutschland" - sangen dann auch die meisten Frauen im Saal mit. Birgit Jakobs aus Wiltingen fasste treffend zusammen: "Nach so einem Konzert fühlt man sich gleich 30 Jahre jünger."

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