"Manchmal schimpfe ich mit dem Herrgott"

"Und was machen Sie beruflich?" Wer kennt sie nicht, die Frage, die bei den meisten Menschen zum ersten Gespräch dazu gehört. Wer hat dann schon Antworten wie Falkner oder Pfarrer parat? In einer kleinen Serie stellt der TV Menschen mit ausgefallenen Berufen in der Verbandsgemeinde Saarburg vor. Heute im Porträt: Pfarrer Peter Leick aus Saarburg.

 Hat sich seine Zukunft düsterer vorgestellt: Pfarrer Peter Leick. TV-Foto: Susanne Windfuhr

Hat sich seine Zukunft düsterer vorgestellt: Pfarrer Peter Leick. TV-Foto: Susanne Windfuhr

Saarburg. "Bei mir ist der Groschen pfennigsweise gefallen", sagt der 42-jährige Pfarrer und schmunzelt. Bis zu seinem 23. Lebensjahr bewegte sich Peter Leick ganz und gar auf der weltlichen Schiene, war für das weltliche Leben auch beruflich bestens vorbereitet. Aufgewachsen "hinter der Ladentheke" des elterlichen Textilgeschäftes in Perl, war es für ihn selbstverständlich, selbst auch diese Richtung einzuschlagen."Als ich acht Jahre alt war und einigermaßen schön schreiben konnte, habe ich zum ersten Mal bei meinen Eltern im Geschäft mitgeholfen. Ich habe Ware ausgezeichnet", erinnert sich Leick. Nach dem Hauptschul-Abschluss in Perl besuchte der junge Mann zwei Jahre die Handelsschule in Merzig, bevor er eine Ausbildung als Groß- und Außenhandelskaufmann bei "Papier Franzen" absolvierte. "Das war eine schöne Zeit und hat mir viel Spaß gemacht", blickt der Geistliche zurück.Die Fachoberschule für Wirtschaft in Dillingen sollte anschließend dazu beitragen, dass Leick sein Wissensspektrum erweitert. "Die Zeit meiner Ausbildung hat mir einen enormen Entwicklungsschub gebracht. Ich habe begriffen, wozu Lernen wichtig ist." Nach dem Fachabitur habe Leick Betriebswirtschaft studieren wollen. "Der Studiengang war zu der Zeit aber völlig überlaufen. So habe ich mich entschlossen, das Abitur nachzumachen." Dieser Schritt sollte für Leick folgenreich sein, denn er verbrachte dazu drei Jahre an einem Kolleg in Neuss, das vom Erzbistum Köln getragen wird. "Ich war immer schon durch den Glauben geprägt, war in Perl Messdiener und später im Pfarrgemeinderat. Aber den Anstoß, ganz auf diesem Weg weiterzugehen, habe ich während der Zeit im Kolleg bekommen", erzählt der 42-Jährige. Die entscheidende Rolle habe ein enger Freund gespielt, der ebenfalls im Neusser Kolleg war und 1987 ins Priesterseminar in Trier eintrat. Ein Jahr später hat dies auch Peter Leick getan. "Es war die Faszination von Kirche und die Faszination, mit Menschen zurecht zu kommen", beschreibt er seine Motivation für diesen Schritt. Diakon-Weihe war heftiger Einschnitt

Fünf Jahre dauerte das Theologiestudium im Priesterseminar. Dabei ist Leick nach zwei Jahren für zwölf Monate nach München zum Studium gegangen. "Die Zeit, die möchte ich nun aber auch gar nicht missen", sagt er lachend. "Da habe ich alles gemacht, was Studenten eben so machen und mich viel im Umland engagiert", erzählt er mit verschmitztem Lächeln. Nach Diplom und Pastoralkursus folgte 1994 die Diakon-Weihe. "Das war die heftigste Weihe, weil man die Ehelosigkeit verspricht. Das ist ein starker Einschnitt. Schließlich ist man ein Mensch wie jeder andere und hat natürlich auch eine Sexualität." Mit dem Thema habe er sich, der nach Anstellungen im Saarland seit Oktober 2001 Pfarrer der Gemeinde St. Laurentius in Saarburg ist, inzwischen arrangiert. "Ich habe mich für diesen Weg entschieden, da gehört das Zölibat nunmal dazu. Es hilft mir nicht, damit zu hadern. Dadurch, dass ich nicht gebunden bin, kann ich den Menschen näher sein. Das ist der Vorteil. Meine Familie ist die Pfarrfamilie." Gefragt nach dem Positivsten an seinem Beruf nennt Leick die Vielfältigkeit und die Freiheit, selbst Akzente zu setzen. "Und es ist natürlich schön, unter den Menschen zu sein und zu sehen, dass man helfen kann."Das größte Opfer ist für ihn "die Konfrontation mit Leid, das Mitgehen durch die Täler des Lebens". Wie er das kompensiere? "Ich gehe schon mal nachts in die Kirche, um abzuladen, zu beten und manchmal auch mit dem Herrgott ein bisschen zu schimpfen." Seine Zwischenbilanz fällt dennoch positiv aus: "Ich habe mir meine Zukunft düsterer vorgestellt. Aber ich hatte das Glück, in meiner Anfangszeit Priester zu erleben, die mir von meiner Art her verwandt waren und die mir das Priestertum sehr positiv vorgelebt haben. Und zum Glück haben wir ja eine Kirche der Sünder und nicht der Heiligen. Sonst wäre es nicht auszuhalten."

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