Mandern: Rat will Dorfladen möglich machen

Mandern · Die 930 Bewohner von Mandern sollen ab Mitte 2012 wieder die Möglichkeit haben, im eigenen Ort Lebensmittel zu kaufen. Der Rat hat am Donnerstagabend für die Einrichtung eines Dorfladens die Weichen gestellt. Die Gemeinde will einen Verein gründen, der das Geschäft betreiben soll.

 Ortsbürgermeister Martin Alten steht zusammen mit den Ratsmitgliedern Markus Alten, Hermann Lehnen und Bärbel Witt (von links) vor dem zurzeit leerstehenend Gebäude. TV-Foto: Axel Munsteiner

Ortsbürgermeister Martin Alten steht zusammen mit den Ratsmitgliedern Markus Alten, Hermann Lehnen und Bärbel Witt (von links) vor dem zurzeit leerstehenend Gebäude. TV-Foto: Axel Munsteiner

Mandern. "Wenn man etwas braucht, muss man für jede Kleinigkeit rausfahren", sagt Roswitha Philipp. "Mein Mann und ich haben kein Auto mehr. Deshalb kaufen unsere Kinder für uns mit ein", berichtet Maria Endres, eine ältere Dame. Und Ansgar Eisenring ergänzt: "Leute, die nicht mobil sind, haben in Mandern ein echtes Problem. Es fehlt nicht nur ein Lebensmittelgeschäft, sondern es gibt hier auch beispielsweise keinen Friseur oder Arzt."
Die drei Bewohner des Hochwaldorts sind sich einig: Die Pläne des Gemeinderats, in Mandern einen Dorfladen einzurichten, halten sie für eine "gute Sache". Eisenring fügt hinzu: "Das wäre schon mal ein erster wichtiger Schritt." Wo das Lebensmittelgeschäft seinen Platz finden soll, steht schon fest - nämlich im seit einigen Jahren leerstehenden Gebäude der früheren Bäckerei Blees vis-a-vis der Schule.
Auch ein Ziel für die Eröffnung hat sich die Gemeinde schon gesetzt: "Mitte 2012" hält Ortsbürgermeister Martin Alten für einen realistischen Termin.
Bis dahin sind aber noch einige Fragen - zum Beispiel in puncto Mietvertrag und Betreibermodell - zu klären. Das wurde in der jüngsten Ratssitzung deutlich.
Das frühere Bäckereigebäude in Mandern gehört inzwischen dem aus Luxemburg stammenden Privatmann Robert Adriaansen (Vierherrenborn), der 2010 auch das alte Schulhaus im benachbarten Waldweiler gekauft hat (der TV berichtete). Er ist mit der Einrichtung des Dorfladens einverstanden und würde dafür das Erdgeschoss im einstigen Haus Blees vermieten.
"Für uns gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder finden wir einen Pächter, der das Geschäft auf eigene Rechnung betreibt, oder wir gründen als Gemeinde einen wirtschaftlichen Verein oder eine Genossenschaft, die das Geschäft betreiben würde", sagte Alten in der Ratsdebatte. Das Gremium einigte sich geschlossen darauf, den zweiten Weg zu beschreiten. "Wichtig ist, dass wir jetzt den Zug ins Rollen bringen", sagt Alten. Wenn der Dorfladen-Verein erst einmal existiert, gebe es ja immer noch die Alternative, "an einen privaten Betreiber unterzuvermieten". Wird dieser nicht gefunden, müsste der Verein jemanden einstellen, der eine kaufmännische Ausbildung hat und das Geschäft führt. "Wir können als Gemeinde ja nicht selbst ein Geschäft betreiben. Deshalb würden wir es mit der Vereins- oder Genossenschaftslösung so ähnlich machen wie in Kell", sagt Alten. Dort hatte die Gemeinde voriges Jahr eine Gesellschaft gegründet, die rund fünf Millionen Euro in den Bau des großen Solarparks im Gewerbegebiet Grammert investierte und diesen seitdem betreibt (der TV berichtete). Welche Kosten auf die Manderner für ihren Dorfladen zukommen, steht noch nicht fest. Über den Mietvertrag und dessen Konditionen müsse mit Adriaansen verhandelt werden. Wie Alten betont, erwarte die Gemeinde vom neuen Hausbesitzer, dass er unter anderem die Heizung und die Strom- und Wasseranschlüsse sowie die Toilette im Erdgeschoss neu machen lässt und auch die einfach verglasten Fenster austauscht. Den Innenausbau des Ladens mitsamt Inventar müsste der neue Verein finanzieren. Allerdings könnte es dafür Zuschüsse aus dem Leader-Programm der Europäischen Union geben, die Geld für die Dorfentwicklung im ländlichen Raum bereitstellt. In den 26 Orten der Verbandsgemeinden (VG) Hermeskeil und Kell gibt es mehrere Dörfer ohne Lebensmittelgeschäfte. Im Raum Hermeskeil sind das Grimburg, Damflos, Hinzert-Pölert, Naurath und Züsch. In der VG Kell gilt das für Schömerich, Paschel, Baldringen, Heddert und Vierherrenborn. In den größeren Orten wie Hermeskeil, Reinsfeld, Zerf, Schillingen oder Kell gibt es Supermärkte. Außerdem gibt es in Beu ren, Geisfeld und Hentern Lebensmittelgeschäfte. In Orten wie Neuhütten, Gusenburg, Waldweiler oder Lampaden sind Bäckereien oder Metzgereien mit einer kleineren Auswahl an Grundnahrungsmitteln ansässig. In Rascheid hat vor vier Jahren ein Dorfladen eröffnet, in Greimerath gibt es seit Herbst 2010 wieder ein Geschäft mit Lebensmitteln. Schließlich lässt die Gemeinde Bescheid zurzeit für 300 000 Euro ein marodes Haus im Ortskern sanieren. In ihm wird ein Geschäft eingerichtet, für das es einen Pächter gibt.

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