Mannebach macht ältere Bürger fit

Mannebach · Mannebach will auch in Zukunft ein lebenswertes Dorf bleiben. Und weil die Bewohner im Durchschnitt immer älter werden, testen die Mannebacher nun besondere Angebote für Senioren, darunter eine Gesundheitshütte und eine Seniorenbegleiterin. Bei Erfolg könnten andere Gemeinden das Konzept kopieren.

Mannebach. Es gibt ein Schlagwort, das wie ein Schreckgespenst durch die Dörfer der ländlichen Regionen schleicht: der demografische Wandel. Die Gleichung scheint einfach. Die Bürger werden im Schnitt immer älter, es kommen kaum junge Menschen hinzu. Also steht die sogenannte Alterspyramide, die vor Jahrzehnten ihren Namen noch verdiente, bald Kopf.
Viele ältere Menschen sind nicht mehr mobil. Kleine Renten sind ein Grund für Altersarmut. Und so droht ihnen das gesellschaftliche Abseits. Etliche Gemeinden haben bereits begonnen, sich über die Zukunft Gedanken zu machen. Zum Repertoire gehören Dorfmoderationen und Sanierungsprogramme für die Ortskerne (der TV berichtete).
Die Mannebacher starten nun mit einem eigenen Konzept. Sie nennen es das Mannebacher Mobilitätsmodell. Es umfasst im Wesentlichen vier Projekte: ein Dorfmobil, eine Seniorenbegleitung, eine Gesundheitshütte und eine wissenschaftliche Studie. "Wenn wir Erfolg haben, könnte das Konzept zu einem Modell für andere Gemeinden werden", sagt Mannebachs Ortsbürgermeister Bernd Gard. In der Verbandsgemeindeverwaltung hat er es bereits präsentiert.
"Wir müssen etwas tun. In zehn Jahren wohnen hier 150 Menschen, die älter als 60 Jahre sind", sagt Gard. Derzeit hat das Dorf etwa 360 Einwohner. Das Mobilitätsmodell sei eine Art Experimentierkasten. "Wir wissen noch nicht, ob die Projekte Zukunft haben. Aber man muss es ausprobieren."

Das Dorfmobil: Der Kleintransporter ist kein klassischer Bürgerbus, der festgelegte Linien zu bestimmten Zeiten bedient. Das Mobil steht dem ganzen Dorf zur Verfügung. So kann auch ein Verein den Transporter für Fahrten benutzen. Und wenn Senioren für Arztbesuche oder Einkäufe auf Hilfe angewiesen sind, steht ein Bürgerarbeiter als Fahrer bereit. Bürgerarbeiter erledigen gemeinnützige Aufgaben wie Ein-Euro-Jobber. Das Mobil wird seit fast zwei Jahren getestet. Laut Gard hat es in 18 Monaten 670 Fahrten gemacht. Für die Anschaffung hat die Gemeinde 15 000 Euro bezahlt. Die Betriebskosten werden von Spenden gedeckt. "2012 war das kostendeckend. Wir haben 17 Werbeträger, die wohl auch im kommenden Jahr mit dabei sind", sagt der Ortsbürgermeister. Inzwischen sei ein Anhänger gekauft worden, der das Mobil zu einem Multifunktionsfahrzeug mache. "So kann Material transportiert werden", sagt Gard. "Auch die Gemeinde nutzt den Wagen."

Die Dorfgesundheitshütte: Vorbild ist laut Gard eine Schweizer Firma, die Fitnessräume für Senioren in Japan entwirft. Von großen Erfolgen der Seniorenfitness habe er auch bei den Diakonissen in Speyer gehört. Ein Finne habe dort berichtet, in dem nordeuropäischen Land machten Senioren vor Aufnahme in eine Betreuungseinrichtung ein Training. Ein beträchtlicher Teil kehre dann nach Hause zurück, weil sich etwa die Leistungsfähigkeit Demenzkranker verbessere. In Mannebach wird Mitte 2013 ein Blockhaus mit etwa 50 Quadratmetern Fläche gebaut. Bis zu neun Trainingsgeräte soll es geben. Die Hütte entsteht direkt neben dem Bürgerhaus, so dass die Sanitäranlagen dort benutzt werden können. Insgesamt 53 000 Euro kostet das Projekt. 10 000 Euro kommen aus Spenden, 20 000 Euro von der Ortsgemeinde, der Rest voraussichtlich aus Fördertöpfen des Landes.

Die Seniorenbegleiterin: Bereits im Januar beginnt eine Seniorenbegleiterin ihre Arbeit. Ihre Qualifikation bekommt sie mit einem Lehrgang im Saarburger Mehrgenerationenhaus. Das Projekt dauert zunächst ein Jahr. Die Seniorenbegleiterin soll den Kontakt zu älteren Menschen halten, als Ansprechpartnerin in allen Lebenslagen dienen, unter Umständen professionelle Hilfe vermitteln oder bei alltäglichen Dingen wie dem Einkauf, Arztbesuch oder Behördengang helfen. 2012 wird das 2100 Euro an Aufwandsentschädigung kosten. 50 Prozent könnten als Pilotprojekt gefördert werden. "Langfristig sollte diese Aufgabe von einer oder einem Hauptamtlichen erledigt werden", sagt Gard.

Die Studie: Drei Studentinnen der Fachhochschule Jena werden im kommenden Jahr für mehrere Tage Mannebach besuchen. Als Teil ihrer Abschlussarbeiten im Fach Pflegemanagement bei Professor Olaf Scupin untersuchen sie altersgerechte Wohnformen. Sie analysieren sowohl die bauliche Ausstattung von Häusern als auch Formen des Zusammenlebens. Mit den Erkenntnissen aus der Studie soll das Mobilitätsmodell weiterentwickelt werden.

Verbandsbürgermeister Leo Lauer lobt das Modell: "Das Konzept ist realistisch. Es gibt keine Utopien." Die Ideen hätten das Zeug, zum Modell für andere Orte zu werden. Finanziell ist die Verbandsgemeinde nicht beteiligt. Lauer sagt: "Wir prüfen aber, ob Mittel aus dem Leaderprogramm der EU fließen können."

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