Markt und Monopol

Die ehemals staatlichen oder halbstaatlichen Versorgungsunternehmen bei Kommunikation und Energie sind Zwitter. Einerseits drängen sie an die Börse, werben um Anleger und wirtschaften so, dass sie Gewinne erzielen, andererseits besitzen sie noch immer in vielen Bereichen faktisch die Alleinherrschaft der alten Monopolunternehmen.

Das bekommt Tawern jetzt zu spüren. Weil die Verpflichtung zur flächendeckenden Versorgung nicht mehr besteht und sich andererseits der DSL-Anschluss des Orts für das Unternehmen nicht lohnt, sitzt die 2600-Einwohner-Gemeinde jetzt haargenau zwischen den Stühlen von Markt und Monopol. Da ist es verständlich, wenn sich eine Bürgerinitiative rührt und deutlich auf den bestehenden Bedarf aufmerksam macht. So lobenswert die aktuelle Unterschriftenaktion indes auch ist, ihr kurzfristiger Erfolg bleibt durchaus zweifelhaft. In den Konzernzentralen gibt es leider wichtigere Entscheidungskriterien als eine Petition von einigen hundert Bürgern. Dort wird kühl gerechnet. Und darum hat auch rein politischer Druck eher wenig Chancen, so verdienstvoll er sein mag. Mittelfristig hilft nur die Suche nach einem Alternativangebot und damit eine Marktöffnung. Die Verhandlungen der politischen Spitzen von Orts- und Verbandsgemeinde mit einem zweiten Unternehmen sind darum zweifellos der richtige Weg. "Konkurrenz hebt's Geschäft", sagten die Kaufleute zu Zeiten, als viele Versorgungsbetriebe noch im seligen Monopolzustand schlummerten. Mehr Konkurrenz und mehr Markt könnten in der Tat auch das Problem der Breitband-Internetverbindungen in Tawern beheben - zumindest auf lange Sicht. m.moeller@volksfreund.de

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