Mathe lernen im Provisorium

Irsch · Das Pfarrheim als Übergangsschule: Seit Ostern sind die Irscher Grundschüler dort untergebracht, weil das Schulgebäude saniert wird. Die Kosten liegen mittlerweile bei rund 800 000 Euro.

Wie wird der Umfang eines Rechtecks berechnet? Die vierte Klasse der Grundschule Irsch hat Mathe. Ganz normaler Unterricht - wenn da nicht die Umgebung wäre. Denn der Blick aus dem Fenster zeigt: Da ist kein Schulhof zu sehen, sondern die Pfarrkirche. Der Unterricht für die 52 Kinder läuft seit Ostern bereits im Pfarrheim, weil das Schulgebäude saniert wird.

"Wir fühlen uns hier eigentlich ganz wohl, auch wenn alles etwas eng ist", sagt Maja Brandscheit, die Leiterin der Grundschule.

Voraussichtlich bis Ostern müssen Kinder und Lehrer mit dem Provisorium leben. Denn die Sanierung hat es in sich: Aus einer ursprünglich geplanten energetischen Sanierung, die mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II bezahlt wird, ist eine umfassende Kernsanierung geworden. Die Konsequenz: statt 300 000 Euro kostet die Sanierung des Gebäudes aus dem Baujahr 1938 nun rund 800 000 Euro (der TV berichtete). Brandschutz, Elektroleitungen, Heizung, Wasser, Wärmedämmung - alles muss neu gemacht werden. Die "Überraschungen", die ein altes Gebäude mit sich bringt, sind auch in den letzten Monaten nicht weniger geworden. "Im Kellerraum haben wir einen Wasserschaden", sagt Ortsbürgermeister Jürgen Haag.

"Das bedeutet 130 000 Euro Mehrkosten, denn das Gebäude muss dichtgemacht werden." Die Kommunalaufsicht hat der Gemeinde, die Träger der Schule ist, vorgeschrieben, dies durch zusätzliche Einnahmen zu finanzieren. "Wir wollen dazu eine Spielplatzparzelle im alten Neubaugebiet in eine Bauparzelle umwandeln, die wir dann verkaufen", sagt Haag.

Vor kurzem gab es eine weitere Entdeckung: Unter den Fliesen in den Toilettenräumen im Keller gibt es keinen Estrich, sondern nur gestampften Lehmboden. Nun muss also auch noch dort neuer Betonboden her.

Bis zu 12 000 Euro könnte das kosten. "Wir hoffen, dass wir das auch mit dem Verkauf des Grundstücks gedeckt bekommen", sagt Haag. Er appelliert angesichts der hohen finanziellen Belastung für die Gemeinde - rund 500 000 Euro - an die Eltern und Freiwilligen. "Gerade beim Bodenaushub als Vorbereitung für die Einbetonierung in den Toilettenräumen sind Freiwillige gefragt."

Die Viertklässler finden ihre Übergangsschule nicht nur gut. Zwar freut sich Niklas, "mal eine andere Schule zu haben." Anne, Vanessa, Emma und Elisa können es aber kaum erwarten, wieder umzuziehen: "Es ist doof, dass wir hier fast gar nicht draußen spielen können", sagt Elisa. Denn die Wiese ist inzwischen zu matschig, und auch auf dem Parkplatz vor der Kirche ist nicht wirklich Platz.

Das sieht auch Maja Brandscheit als das größte Problem an. Emma hat deshalb einen Wunsch: "Die Arbeiter sollen sich ein bisschen beeilen!"

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