Mediziner klagen über Beschwerdetelefon

Klaus Hoebbel von der ärztlichen Bereitschaftszentrale in Birkenfeld kritisiert den Heidenburger Ortsbürgermeister Dietmar Jäger: Mit dem Vorschlag aus seinem Ort, ein Beschwerdetelefon für unzufriedene Patienten einzurichten, verunsichere er die Menschen.

Thalfang/Birkenfeld. Die Verbandsgemeinde Thalfang hat auf eine Empfehlung des Heidenburger Gemeinderats ein Beschwerdetelefon eingerichtet (der TV berichtete). Durch die Hotline soll Kritik von Patienten gebündelt werden, die schlechte Erfahrungen mit der ärztlichen Bereitschaftszentrale in Birkenfeld gemacht haben. Diese ist an Wochenenden und mittwochnachmittags Anlaufstelle für Patienten aus der Region, seit einem Jahr auch für die aus der Verbandsgemeinde Thalfang. Bisher, so Hermann Paulus (Fachbereichsleiter Soziales bei der VG-Verwaltung Thalfang), hat es noch keine Beschwerde gegeben.

Die Einrichtung des heißen Drahts stößt den Ärzten in der Birkenfelder Hausarztzentrale sauer auf. Seit mehr als einem Jahr laufe die Anbindung der VG Thalfang an die Kreisstadt. Und zwar "störungsfrei", wie der dortige Leiter Dr. Klaus Hoebbel dem Heidenburger Ortsbürgermeister in einem Brief versichert, der dem TV vorliegt. Deshalb kann er die Initiative der Heidenburger nicht nachvollziehen. Ihm ist klar, dass die Regelung im Bereich Thalfang keine "Begeisterungsstürme auslöst". Schließlich müssten die Menschen eine längere Anfahrt in Kauf nehmen. Von Heidenburg nach Birkenfeld sind es immerhin 32 Kilometer.

Dennoch wirft Hoebbel Jäger vor, bei den Bürgern "unbegründete Ängste" zu schüren. Wenn sich - wie im Bereich der ärztlichen Bereitschaftszentrale Birkenfeld-Baumholder - rund 40 Hausärzte über kommunale Grenzen hinweg zusammenschließen, um eine medizinische Versorgung auf Dauer zu garantieren, sollte dies "Anlass zur Beruhigung geben".

Wenn es begründete Beschwerden geben sollte, bittet Hoebbel um Information.

Wann wird in Hermeskeil eine Zentrale eingerichtet?



Es sei nicht seine Absicht gewesen, in der Bevölkerung Ängste zu schüren, sagte Dietmar Jäger auf TV-Anfrage. Er habe weder an den Thalfanger Ärzten noch an denen der Birkenfelder Bereitschaftszentrale etwas auszusetzen. Seine Kritik gilt der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), die die Neuregelung der hausärztlichen Vertretung den Kommunen "übergestülpt" habe.

Er fragt sich, warum die Standesorganisation der Kassenärzte die geplante Bereitschaftszentrale im näher gelegenen Hermeskeil "nicht hinkriegt". Er hält es für richtig, wegen der "latent vorhandenen Kritik" in den Gemeinden, das Beschwerdetelefon aufrechtzuerhalten.

Für eine Umstrukturierung wie der in Thalfang bedürfe es einer Abstimmung der Mitglieder der KV Rheinland-Pfalz, nimmt Melanie Götz von der KV Stellung. Mitglieder sind die Kassenärzte. In Thalfang habe Handlungsbedarf bestanden, da sich nur vier Ärzte bei der Bereitschaft abwechseln konnten. Im Bereich Hermeskeil sind es mehr als 20 Mediziner. Ob und wann in Hermeskeil eine Wochenend-Zentrale eingerichtet wird, bei der Frage hält sich Götz bedeckt. Der Träger des St. Josef-Krankenhauses, die Marienhaus GmbH, sei zu Kooperationen bereit. Bis Ende 2012 sollen weitere Zentralen eingerichtet werden. Ob Hermeskeil dabei ist, dazu will sich Götz nicht äußern.

Das Beschwerde-Telefon ist unter 06504/9140-115 erreichbar. Die Bereitschaftszentrale ist mittwochnachmittags und an Wochenenden unter 06782/989444 erreichbar. Bei lebensbedrohlichen Notfällen gilt die 112.

Meinung

Nur Fakten bringen Klarheit

Ja. Es ist der richtige Weg gewesen, in der Verbandsgemeinde Thalfang ein Beschwerdetelefon einzurichten. Schließlich war in diversen Gremien immer wieder die Rede von unerfreulichen Vorfällen, die allerdings bei Nachfrage meist nicht belegbar waren. Derartige Gerüchte schüren Ängste. Sicherlich werden Menschen auch verunsichert, wenn die neue Versorgungsstruktur immer wieder kritisiert wird. Erst durch die neue Hotline wird man zu konkreten Ergebnissen kommen. Fakten bringen Klarheit. Ob die Kritik begründet ist, wird man Ende März wissen. Dann soll Bilanz gezogen werden. Deshalb kann man nur nochmals an die Patienten appellieren, im Zweifel anzurufen, damit klar ist, ob Handlungsbedarf besteht oder nicht. i.rosenschild@volksfreund.de

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