Mehr als 55 000 Unterstützer für Wildtiere

Bernkastel-Kues/Saarburg/Wiltingen · Eine Bernkastel-Kueserin hat eine Petition zur Rettung des Wildtierzentrums Wiltingen/Saarburg ins Leben gerufen. Zehntausende haben unterschrieben. Der Behördenhickhack um die Finanzierung des Zentrums geht weiter. Das Trierer Tierheim quillt derweil über.

Bernkastel-Kues/Saarburg/Wiltingen Kleiner Fuchs, große Wirkung. Bis Mai dieses Jahres hatte Nicole Wende in ihrem Leben noch keine Petition ins Leben gerufen. Mit dem Wildtierzentrum Wiltingen/Saarburg hatte die Geschenkboutiquebesitzerin aus Bernkastel-Kues bis dahin ebenfalls noch nichts zu tun. Dann strandete ein Füchslein vor ihrer Haustür. Wende beschreibt: "Seine Hinterbeine waren gelähmt, und es schleppte sich qualvoll nur mit den Vorderbeinchen vorwärts." Sie fing das Tier ein und erkundigte sich, wo sie Hilfe bekommen könnte. Dadurch wurde sie auf das Wildtierzentrum und das Ringen um dessen Existenz aufmerksam (der TV berichtete).
Maria und ihr Mann Jürgen Meyer haben das Zentrum mehr als 30 Jahre lang betrieben. Sie pflegten bis zu 1300 Wildtiere pro Jahr aus der Region von Cochem bis ins Saarland und Luxemburg. Zum 1. April haben die Meyers das Zentrum geschlossen. Aus gesundheitlichen Gründen. Sie konnten das Ehrenamt, das sie teils rund um die Uhr in Anspruch genommen hat, nicht mehr stemmen. Ein Jahr zuvor hatten sie bei allen Behörden bereits Alarm geschlagen - erfolglos.
Nun ist das Heim zu, die Tiere landen im Trierer Tierheim. Dessen Mannschaft ist überfordert. Jürgen Meyer würde seinen Vollzeitjob aufgeben, um das Wildtierzentrum fortzuführen. Doch dazu fehlt das Geld (siehe Info).
Nicole Wende war entsetzt, dass für die geschwächten Wildtiere kein Geld da ist. Laut Jürgen Meyer geraten diese zu 90 Prozent durch menschliches Verschulden in eine Notlage. Nicole Wende postete die Geschichte des jungen Fuchses und des Zentrums samt Foto des verletzten Tieres auf Facebook. Der Post endete mit dem Vorschlag von Maria Meyer, dass genug Geld zusammen käme, wenn jede Gemeinde, die an das Wildtierzentrum verwiese, monatlich 100 Euro bereitstellen würde. Nicole Wende schrieb weiter: "Wer Einfluss hat, möge diesen bei entsprechenden Stellen geltend machen!...Spenden sind natürlich auch willkommen. … Und jetzt bitte TEILEN TEILEN TEILEN!!!"
Tierfreunde, von denen offensichtlich jede Menge auf Facebook unterwegs sind, erhörten den Wunsch umgehend. Der Post verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Wende: "Innerhalb von ein oder zwei Tagen wurde er 10 000 mal geteilt. Viele Leute waren aufgebracht und haben die Geschichte entsprechend kommentiert."
Die Resonanz ließ die Boutiquebesitzerin nicht nur staunen. Wende: "Ich habe dann gedacht: Da musst du eine Petition draus machen." Und so startete Nicole Wende mit 45 Jahren ihre erste Petition. Auf der Homepage <%LINK auto="true" href="http://www.change.org" text="www.change.org" class="more"%> rufen Menschen weltweit Kampagnen ins Leben und mobilisieren Unterstützer.
Das mit dem Mobilisieren klappte bestens. 55 249 Menschen unterstützen bislang die Suche nach Rettung für das Wildtierzentrum online. Hinzu kommen Unterschriften auf Listen, die bei Tierärzten, in der Trierer Tierklinik, beim Trierer Friseursalon Mees und in Wendes Boutique gesammelt wurden.
Die Petition richtet sich unter anderem an das Umweltministerium Rheinland-Pfalz, die Kreisverwaltungen der Region sowie die Stiftung Natur und Umwelt. Die Liste der Unterstützer soll den Adressaten übergeben werden.
Die Petition läuft erfolgreich, die Rettung des Füchsleins war dies allerdings nicht. Auf Rat von Maria Meyer ließ Wende das Tier bei einer spezialisierten Tierärztin untersuchen. Ergebnis: Das Rückgrat war gebrochen. Das Tier musste eingeschläfert werden.
Die Petition ist im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.change.org/p/rettet-die" text="www.change.org/p/rettet-die" class="more"%> wildtierauffangstation-in-wiltingen-rheinland-pfalz.
Extra: MIT DIESEN ARGUMENTEN STREITEN DIE BEHÖRDEN


Die Kreisverwaltung Trier-Saarburg sieht für eine dauerhafte Finanzierung des Wildtierzentrums das Land in der Verantwortung. Sie argumentiert damit, dass die Wildtiere nicht nur aus dem Kreisgebiet in das Zentrum gebracht würden, sondern auch aus Luxemburg, dem Saarland und der Eifel. Zudem hätten die Kommunen kein Geld. Das Land verfüge hingegen über Finanzmittel und zwar in der Stiftung Natur und Umwelt. Der Kreis hat beantragt, dass die Stiftung eine Stelle im Wildtierzentrum finanziert. Das Land nennt hingegen die Stiftung den falschen Adressaten. Sie fördere nur projektbezogen und nur Artenschutzprojekte. Das Umweltministerium bietet an, wie bisher 30 Prozent der Unterhaltungskosten und zusätzlich 30 Prozent der Kosten für eine Personalstelle zu übernehmen. Die Übergangslösung, mit Hilfe derer das Wildtierzentrum in wenigen Wochen wieder in Betrieb gehen sollte, ist laut Martina Bosch, Sprecherin der Kreisverwaltung, noch nicht spruchreif. Die Verwaltung hatte vergangene Woche angekündigt, diese Lösung bald zu präsentieren.

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