Mehr Unfälle, weniger Tote und Verletzte

793 Mal hat es im vorigen Jahr auf den Straßen im Hochwald gekracht. Das sind elf Prozent mehr Unfälle als noch 2009, woran vor allem scheue Waldtiere schuld sind. Die Zahl der Verkehrstoten ist von fünf auf vier gesunken. Es gab auch deutlich weniger Verletzte. Das alles zeigt der Blick in die aktuelle Unfallstatistik der Hermeskeiler Polizei.

Hermeskeil. Ist das Risiko auf den Straßen rund um Hermeskeil und Kell am See größer geworden? Wenn man in der Verkehrsbilanz 2010 der Polizeiinspektion (PI) Hermeskeil nur die Gesamtzahl der Unfälle betrachtet, müsste diese Frage bejaht werden. 793 Zusammenstöße - davon allein 276 im Stadtgebiet - hat die PI im vorigen Jahr gezählt. Gegenüber 2009 (719) bedeutet das einen Anstieg um elf Prozent. Doch mehr Unfälle bedeuten nicht zwangsläufig, dass davon auch mehr Menschen am eigenen Leib betroffen waren. In den "schlimmen Kategorien sind die Zahlen erfreulicherweise rückläufig", sagt PI-Leiter Michael Wahlen.

Vier Menschen - und damit einer weniger als 2009 - haben im vorigen Jahr auf den Straßen im Hochwald ihr Leben verloren. Am Rosenmontag endete in Oberzerf die Trunkenheitsfahrt eines Autofahrers für einen Fußgänger tödlich (der TV berichtete mehrfach). Im Juli 2010 starb eine 44-jährige Frau auf der B 407 bei Zerf. Diese beiden Unfälle fielen übrigens in den Zuständigkeitsbereich der PI Saarburg. Die Hermeskeiler Beamten wurden zu den tödlichen Unfällen eines niederländischen Motorradfahrers auf der L 149 bei Lorscheid (Juli 2010) sowie eines älteren Fußgängers auf der K 68 bei Waldweiler (August 2010) gerufen.

Stark zurückgegangen sind vor allem die Kollisionen, bei denen es Verletzte gab. Elf Schwerverletzte und 70 Leichtverletzte weist die aktuelle Bilanz aus. 2009 standen in diesen beiden Rubriken noch die Zahlen 23 und 83.

Polizei sieht Handlungsbedarf



Die gefährlichste Strecke in der Region war 2010 laut Statistik die L 143. In der Senke zwischen Kell und Schillingen gab es wegen zu hoher Geschwindigkeit fünf Unfälle - davon einen mit vier Verletzten. Aus polizeilicher Sicht gibt es auf diesem Abschnitt "Handlungsbedarf. Es soll sich da ja aber auch etwas tun", so Franz Kuhn, Sachbearbeiter der Hermeskeiler PI. Das Land hat den von Kommunalpolitikern schon lange geforderten Ausbau des drei Kilometer langen Stücks zwischen Kell und Schillingen im Jahr 2012 vorgesehen.

Zwar war zu schnelles Fahren die Ursache für elf Prozent aller Unfälle 2010. Es bleibt aber dabei: Die gefährlichste Gruppe im Revier der Hermeskeiler Polizei sitzt nicht hinter dem Steuer, sondern sie lebt im Wald und hat den Anstieg der Gesamt-Unfallzahl in entscheidendem Maße zu verantworten. "Das Problem der Wildunfälle ist noch größer geworden, weil die Population der Tiere offenbar immer weiter zunimmt", sagt Kuhn. 327 Mal haben die Beamten im vorigen Jahr eine Kollision zwischen Auto und Tier aufgenommen - ein deutlicher Anstieg gegenüber 2009 mit 269 Wildunfällen. Im Grunde sei deshalb flächendeckend erhöhte Vorsicht vor Rehen, Wildschweinen und Co. geboten.

Besonders hoch stuft Kuhn jedoch die Wildunfallgefahr auf der L 148 zwischen Reinsfeld und Bescheid sowie praktisch auf der kompletten Hunsrückhöhenstraße B 407/B 327 zwischen Malborn und Hirschfelderhof und dort insbesondere auf dem Stück zwischen Mandern und Waldweiler ein (siehe Extra).

EXTRA

Wildunfälle im Hochwald: Franz Kuhn von der Hermeskeiler Polizei warnt Autofahrer vor allem in den Morgen- und Abendstunden vor der Gefahr von Wildunfällen und rät vor allem in diesen Zeiten dazu, "freiwillig auf Tempo 80 herunterzugehen." Die meisten Unfälle passieren zwischen 21 und 24 Uhr (95 von 327). Allein auf der Hunsrückhöhenstraße gab es im vorigen Jahr 99 Wildunfälle. Auf der B 52 - der wichtigen Verbindung von Hermeskeil nach Trier - wurden 28 Wildunfälle gezählt. Vor drei Jahren wurden auf der B 407 zwischen Kell und Waldweiler an zwei Stellen auffällige Wildwechsel-Warnschilder aufgestellt. Auf diesem Abschnitt ist die Unfallzahl auch von 32 (im Jahr 2007) auf aktuell 16 gesunken. Zusätzliche Schilder hält Kuhn auch aus Kostengründen für wenig sinnvoll. Er könnte sich im Hochwald einen Versuch vorstellen, "mit dem man in Sachsen und Bayern schon gute Erfahrungen gemacht hat." An Wildwechselstellen werden dort an die Rückseite der Leitpfosten am Straßenrand blaue Reflektoren installiert. Diese leuchten in den Wald hinein, stören Autofahrer aber nicht. "Die Stückkosten für diese Reflektoren liegen bei circa 15 Euro", so Kuhn.

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