Mehring vor dem Bau der Moselbrücke

MEHRING. (fcg) Wie sah es früher in den Verbandsgemeinden Schweich, Ruwer und Trier-Land aus? Dieser und anderen historischen Fragen geht der Trierische Volksfreund jeden Donnerstag in seiner Reihe "Stadt- und Dorfgeschichte(n)" nach.

Heute präsentiert der TV ein historisches Foto des Dorfes Mehring, das um 1900 herum entstanden ist. Barbara Weiter-Matysiak vom Kreisarchiv Trier-Saarburg hat sich zu dem Bild Gedanken gemacht. Das uralte Mehring ist heute ein weitgehend neugestalteter Ort. 156 Wohn- und Wirtschaftsgebäude wurden durch den großen Brand 1840 und 17 Häuser durch die Bombardierung im März 1945 vernichtet. Der größte Eingriff in die Struktur des Orts war aber der Abbruch der gesamten Uferbebauung im Zuge der Moselkanalisierung: Insgesamt 73 typische Bauern- und Winzerhäuser im Uferbereich - teils freistehend, teils in geschlossener Zeile - wurden ab 1963 abgebrochen. Stattdessen entstand auf angeschüttetem Gelände bis 1967 ein neuer Ortsteil. Die Fotografie zeigt den südöstlichen Ortsrand von Mehring vor dem Bau der Moselbrücke. Noch ist das Fährseil gespannt und die Fähre in Betrieb. Der Fährturm aus dem 18. Jahrhundert hat als einziges Gebäude der Uferbebauung die Moselkanalisierung in den 60er-Jahren überstanden, allerdings wurde er bis auf drei Meter Höhe zugeschüttet und der Vorbau entfernt. Am linken Bildrand, auf halber Höhe, ist das 1881 erbaute Schulgebäude mit seinem Glockentürmchen erkennbar - das Gebäude wurde um 1911/12 erweitert und steht heute noch. Oberhalb der repräsentativen Villa "Hölzenbein" am rechten Bildrand (1963 auch abgebrochen) wurde zwischen 1903 und 1905 die erste Brücke gebaut. Sie erleichterte den Mehringern den Zugang zu ihren Gemarkungsteilen und dem Bahnhof der Moselbahn (seit 1903) auf dem rechten Moselufer. Noch bis 1933 diente entlang des linken Ufers lediglich ein Gemeindeweg dem Verkehr. Das Haus mit großem ummauertem Vorgarten zwischen Fährturm und Villa diente nach einem Umbau ab 1910 als Amtsgebäude der Bürgermeisterei Mehring bis zu deren Auflösung 1934, dann als Kindergarten und ab 1938/39 als Reichsarbeitsdienstlager für die weibliche Jugend. Die Baumgärten hinter Fährturm und Bürgermeisterei, in Gramisch Garten, wurden im 20. Jahrhundert nach und nach bebaut. Den heute selten gewordenen Beruf des Moselfischers bezeugen die Nachen auf dem Moselvorland und die beiden Fischer auf dem Fluss. Damals umgab ein Saum aus Gärten und Bäumen das Dorf, auf der Hochfläche im Hintergrund der linken Bildhälfte wurde um 1900 noch Ackerbau betrieben - lediglich die Hänge im rechten Bildhintergrund waren mit Reben bestockt. Heute ist der Ort ganz von Weinbergen umgeben, die bis unmittelbar an die Häuser reichen. * Wenn auch Sie eine historische Anekdote kennen, einen für viele unverständlichen Namen eines Hauses, einer Straße oder eines Flurstücks erklären können oder zu einem historischen Ereignis eine ganz persönliche Geschichte zu erzählen haben, dann schreiben Sie unter dem Stichwort "Stadtgeschichten" mit Ihrem Namen, Adresse und Telefonnummer für etwaige Rückfragen an die E-Mail-Adresse trier@volksfreund.de. Wichtig für eine rasche Veröffentlichung ist, dass Ihre Geschichte knapp formuliert ist und etwa 60 Druckzeilen (à 30 Anschläge) umfasst. Falls Ihnen ein historisches Foto vorliegt, ist dieses (hinreichende Qualität vorausgesetzt) sehr willkommen.

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