Menschliche Wärme inklusive

Für zehn Senioren ist sie ihr neues Zuhause: Der TV hat sich in der ersten betreuten Wohngemeinschaft (WG) für ältere, pflegebedürftige und an Demenz erkrankte Menschen des Landkreises Trier-Saarburg umgeschaut.

 Kaffeekränzchen unterm „Old-People-Port“: Alexa Stiebeler (rechts) und ihre sieben Mitarbeiterinnen gehen sehr liebevoll mit den Bewohnern um. Jeden Tag sind Angehörige da und helfen ebenfalls, damit nie Langeweile aufkommt. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Kaffeekränzchen unterm „Old-People-Port“: Alexa Stiebeler (rechts) und ihre sieben Mitarbeiterinnen gehen sehr liebevoll mit den Bewohnern um. Jeden Tag sind Angehörige da und helfen ebenfalls, damit nie Langeweile aufkommt. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Greimerath. (doth) Es ist kein Prachtbau, in der die zehn betagten Bewohner in der Greimerather Senioren-Wohngemeinschaft leben. Aber sie würden ihr jetziges Zuhause mit keinem anderen in der Welt mehr tauschen. Menschliche Wärme bestimmt den Alltag im ehemaligen "Hotel zur Post".

Die Idee von Alexa Stiebeler reifte bei ihrer Tätigkeit in der Altenpflege. "Das war eine enorme Arbeitsbelastung. Für Menschlichkeit war immer weniger Zeit", erinnert sich die gelernte Krankenschwester. Gemeinsam mit Ehemann Jörg und Schwager Harald gründete sie eine neue Existenz, die heimelige Gemütlichkeit in einer familienähnlichen Atmosphäre zur Grundlage hat.

Die Idee war verblüffend, gerade auch für die Fachleute von der Kreisverwaltung in Trier. "Für dieses Zwischending von Heim und Hotel gab es keine gesetzliche Grundlage", beschreibt Stiebeler das Problem. Ihr "Businessplan" passte einfach in keine Schublade. Doch die Idee setzte sich durch. Kürzlich unterzeichnete die Betreiberfamilie mit dem Kreis eine Leistungs- und Vergütungsvereinbarung (der TV berichtete). Bereits nach wenigen Monaten soll jetzt, zusätzlich zum ebenerdigen oberen Zugang, ein Treppenlifter eingebaut werden, und der ehemalige Saal wird zu vier weiteren Wohneinheiten umgebaut. Die zehn Bewohner kommen aus Hochwald und Hunsrück, aber auch aus der Eifel und von der Mosel. Sie sind meist über 80 Jahre alt und gehören allen Pflegestufen an. Mit ihren Angehörigen haben sie sich bewusst für dieses Modell des betreuten Wohnens entschieden.

Der rührende Umgang mit den Mietern - denn das sind die Menschen hier - fällt dem Besucher sofort ins Auge. Über die zwischenmenschliche Atmosphäre und die Arbeit des Personals wacht ein Wohngemeinschafts-Beirat, der aus zwei Bewohnern und vier Angehörigen besteht.

Langeweile ist ein Fremdwort in dieser Wohngemeinschaft. Gerade wird das Sommerfest vorbereitet, das am 23. August um 14 Uhr beginnt. Jeder Bewohner, dem das möglich ist, hilft mit. Ein richtiges Unterhaltungsprogramm wird für die Besucher einstudiert. Selbst beim Bau des "Old-People-Ports" auf der Terrasse wurde mit Hand angelegt. Regelmäßig gibt es Ausflüge zur geistigen Anregung, kognitives Training und Gymnastik. "Abgeschoben" fühlt sich hier niemand.

Am leichtesten fiel der Wechsel in die WG Rosa Backes (82) aus Greimerath: "Zu Hause saß ich nur rum, hier ist immer was los." Der 70-jährige Peter Schausten urteilt: "Das ist ein gutes Konzept. Noch besser ist das Essen."

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