Merkur & Co. werben für Tawern

TAWERN/TRIER. Die gute Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde Tawern und dem Rheinischen Landesmuseum Trier trägt weitere Früchte: Band 34 der Schriftenreihe "Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier" dokumentiert den neuesten Stand der Forschungen über Tawerns römische Vergangenheit.

Als Gemeinde-Wahrzeichen hat die rekonstruierte Tempel-Anlage dem alten Kirchturm den Rang abgelaufen. Erstaunlich, denn der vom Abriss verschont gebliebene Turm der mittelalterlichen Pfarrkirche steht weithin sichtbar seit anno 1280, die Überreste der antiken Kultstätte auf dem Metzenberg erblickten erst sieben Jahrhunderte später das Licht der neuzeitlichen Welt. "Das war 1986/87 und meine erste Grabung nach der Promotion", sagt Landesmuseums-Archäologin Sabine Faust. Und für Tawern ein "absoluter Glücksfall", wie Ortsbürgermeister Josef Weirich feststellt; viele Leute, die zu uns kommen, kommen wegen des Tempels."Der erste Blick aufs römische Trier

Künftig könnten es noch einige mehr werden, denn der frisch erschienene Band 34 der Landesmuseums-Schriftenreihe "Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier" befasst sich ausgiebig und anschaulich mit dem gallo-römischen Ort Taberna beim heutigen Tawern und dem Gebäudekomplex auf dem Metzenberg. Der Umschlag weckt Neugier. Die Titelseite zieren eine Tempel-Ansicht und ein Merkur-Kopf; auf der Rückseite ist das Relief der Isis und des Serapis abgebildet, ein weiteres Prunkstück aus dem reichhaltigen Fundmaterial. 30 der rund 150 Buchseiten sind Tawern gewidmet. Landesmuseums-Dendrochronologin (datiert Funde nach Holz-Jahresringen) Mechthild Neyses-Eiden berichtet über ihre Untersuchungen der Holzbauten im römischen Vicus (Dorf). Sabine Faust ist mit zwei Beiträgen mit von der Partie: Einer über die Steindenkmäler, die im Tempelbrunnen gefunden wurden, der andere - in Co-Produktion mit dem Saarbrücker Künstler Frank Schneider - über die vor einem Jahr aufgestellte Merkurstatue im großen Tempel.Die Kapitel-Trilogie dokumentiert, auch für Laien verständlich, den neuen Forschungsstand in Sachen Saargau-Antike. Das ließen sich die Tawerner 1500 Euro kosten: 500 Euro steuerte die Gemeinde, 1000 Euro der Verein Römisches Tawern zum Druck bei - aller Voraussicht nach eine rentierliche Investition, denn im Gegenzug erhielten Verein und Gemeinde Bücher, die sie nun selbst verkaufen. Ortsbürgermeister Weirich und Ortschronist und Vereins-Schriftführer Rudolf Rosenkränzer zeigen sich mit dem Produkt sehr zufrieden. Tenor: eine gelungene Bestandsaufnahme und eine attraktive Werbung für den örtlichen Fremdenverkehr.Eine Zugnummer war der Tempel schon vor zwei Jahrtausenden und sein Standort direkt an einer römischen Fernstraße mit Bedacht gewählt: Vom Metzenberg hatte der aus Süden kommende Reisende den ersten Blick ins Moseltal und nach Augusta Treverorum (Trier). Merkur, der Gott des Gewerbes, des Handels und des Verkehrs, war der Hauptgott des Tempelbezirks Anno 392 verbot Kaiser Theodosius die Ausübung heidnischer Kulte endgültig. Die verwaisten Tawerner Heiligtümer zerfielen.Jeden Sonntag Führungen auf dem Metzenberg

In den folgenden Jahrhunderten wuchs viel Gras über die einst stattliche Anlage - ehe 1986 Sabine Faust und ihre Landesmuseums-Kollegen damit begannen, die Überreste auszugraben und die Grundlagen für die Rekonstruktion der größten römischen Tempelanlage in der Region zu schaffen.Wer mehr erfahren will, sollte sonntags zwischen 14 und 16 Uhr auf den Metzenberg kommen. Bis Anfang Oktober bietet der Verein Römisches Tawern Führungen an (Anmeldung bei Annemie Greif, 06501/16661).Band 34 der "Funde und Ausgrabungen" enthält u.a Beiträge von Hans Nortmann, Hans-Peter Kuhnen, Karl-Josef Gilles und Jürgen Merten. Er kostet 8 Euro und ist erhältlich im Buchhandel, im Landesmuseum und in Tawern (Gemeindeverwaltung, Läden, Vereinsmitglieder).

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