Kommunalpolitik Bürgermeister Michael Hülpes im TV-Interview: Erfolgsprojekte versüßen ihm den Abschied

Hermeskeil · In 25 Tagen ist Schluss: Dann räumt Bürgermeister Michael Hülpes den Chefsessel im Hermeskeiler Rathaus. Im TV-Interview blickt er zurück auf schöne und schwierige Momente seiner 16-jährigen Amtszeit. Und freut sich über Überraschungen auf der Zielgeraden.

 Die Grundschule in Hermeskeil wird von Grund auf saniert. Bürgermeister Michael Hülpes ist froh, dass das Großprojekt noch vor Ende seiner Amtszeit angepackt wurde. Am 31. März geht er in den Ruhestand.

Die Grundschule in Hermeskeil wird von Grund auf saniert. Bürgermeister Michael Hülpes ist froh, dass das Großprojekt noch vor Ende seiner Amtszeit angepackt wurde. Am 31. März geht er in den Ruhestand.

Foto: Christa Weber

Chef der Verwaltung, Moderator und Entscheider bei den wichtigen politischen Themen in der Verbandsgemeinde Hermeskeil: 16 Jahre lang hat Michael Hülpes (CDU) diese Aufgaben erfüllt. Am 31. März geht er in den Ruhestand. Mit TV-Redakteurin Christa Weber hat er über gelungene Projekte, Enttäuschungen und kritische Phasen seiner Bürgermeister-Zeit gesprochen. Und er verrät, warum er doch etwas Bammel vor dem neuen Lebensabschnitt hat.

Herr Hülpes, Ihre Amtszeit endet in knapp vier Wochen. Räumen Sie schon langsam den Schreibtisch aus?

Michael Hülpes Ja, durchaus. Ich gehe gerade die Akten durch, damit ich alles in einem geordneten Zustand übergeben kann.

In der letzten Phase Ihrer Amtszeit wurden noch einige Projekte angepackt oder umgesetzt, die Ihnen besonders wichtig waren. Fällt da der Abschied nach 16 Jahren vielleicht etwas leichter?

Hülpes Es freut mich sehr, dass ich noch Verschiedenes abschließen konnte. Am wichtigsten war mir die Generalsanierung der Hermeskeiler Grundschule. Gott sei Dank konnten wir die Mittel dafür aufbringen, auch durch einen Sonderzuschuss vom Bund. Schön ist auch, dass das Rathaus endlich barrierefrei wird und wir mit der Stadt die Besitzverhältnisse bei der Hochwaldhalle regeln konnten.

Bei einem anderen wichtigen Thema, der Kommunalreform, lief es bislang weniger gut. Die VG Hermeskeil hat Wachstumsbedarf, aber die Nachbarn in Kell wollen sich lieber Saarburg anschließen als Teil einer VG Hochwald zu sein. Haben Sie da eine Chance verspielt?

Hülpes Das ist eine große Enttäuschung, auch für mich persönlich. Aber ich glaube eher, dass die Keller hier eine Chance verspielt haben. Wir haben alle Voraussetzungen geschaffen, um eine wirklich leistungsstarke Verbandsgemeinde im Hochwald zu bilden. Wir konnten aber nie ernsthaft über Themen verhandeln wie die Saarburger. Ich denke, es haben vor allem sachfremde, emotionale Dinge im Hintergrund eine Rolle gespielt. Enttäuscht bin ich auch von der Landesregierung, die ihre eigenen Gutachten nicht umsetzt. Obwohl diese Hermeskeil klar als ersten Fusionspartner sehen.

Ein Dauerthema war die Flächenplanung für die Windkraft. Da gab es immer neue Anforderungen und Verzögerungen. Haben Sie irgendwann ans Aufgeben gedacht?

Hülpes Wir hatten zwischendurch den Punkt, an dem wir dachten, wir könnten die Akten jetzt schließen. Aber ich bin froh, dass wir dank massiver Unterstützung unseres Rechtsbeistands die Hindernisse überwunden haben. Der Flächennutzungsplan wurde kurz vor Weihnachten vom Kreis genehmigt. Wenn die Einnahmen aus der Pacht und dem Solidarfonds kommen, dann werden unsere Ortsgemeinden ganz gut da stehen.

Als Chance für die VG Hermeskeil haben Sie von Beginn an den Nationalpark Hunsrück-Hochwald gesehen. Mit ihrer Zustimmung haben Sie sich auch gegen die eigene Partei, die Landes-CDU, gestellt. Hat sich der Einsatz gelohnt?

Hülpes Auf jeden Fall, und ich stehe noch immer voll dazu. Die Einrichtung des Nationalparks war für unsere strukturschwache Region eine wichtige Entscheidung, eine Jahrhundert-Chance. Entscheidend war, dass wir unsere Zustimmung mit der Zusage eines Entwicklungsprogramms für die Region verknüpft haben. Den Masterplan haben wir vor kurzem verabschiedet. Auch die zugesagte besondere Förderung wird durchweg eingehalten. In Neuhütten gab es zusätzliche Mittel für den Hochwasserschutz, in Muhl wird der Umbau des Bürgerhauses zur Nationalpark-Servicestelle gefördert, und der Ausbau der Züscher Ortsdurchfahrt wird vorgezogen.

In den 16 Jahren als Rathaus-Chef – was war Ihr schönster Moment?

Hülpes Eine freudige Überraschung war sicher, dass unser Windkraftplan jetzt doch so schnell genehmigt wurde. Das war ein schönes Weihnachtsgeschenk. Ein besonderer Moment war auch die Unterzeichnung des Nationalparkvertrags, weil ich von Anfang an zutiefst überzeugt war, dass das richtig für uns ist.

Und was war die schwierigste Situation? Als Ende 2008 die Schadstoffbelastung am Schulzentrum Hermeskeil bekannt wurde, mussten Sie für Ihren Umgang mit dem Thema viel Kritik einstecken ...

Hülpes Das war wirklich schwierig und eine große Belastung für die VG als Schulträger. Ich habe die Sorgen der Eltern und Lehrer damals sehr ernst genommen. Aber wir standen vor einem großen Problem: Wie sollten wir kurzfristig sechs Millionen Euro für eine Sanierung aufbringen? Kritisch war lange Zeit auch das Thema Konversion. Das Ergebnis finde ich aber letztlich gelungen, die Gemeinden hat es fast nichts gekostet. Die Stadt profitiert von der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende in der Kaserne. Hermeskeil, Reinsfeld und Gusenburg können selbst entscheiden, was sie mit dem Truppenübungsplatz anfangen.

Ihre Bürgermeister-Karriere startete während einer politischen Krise. Der VG-Rat wollte das Freibad in Hermeskeil schließen, eine Bürgerinitiative kämpfte für den Erhalt. Wie hat dieser Einstieg Ihr weiteres politisches Handeln geprägt?

Hülpes Das war damals eine grundlegende Erfahrung, der erste Bürgerentscheid in der Region. Es war gut, dass wir das Anliegen der Bürger aufgegriffen und uns um die Badsanierung bemüht haben. Generell zum Thema Bürgerentscheide: Da bin ich überzeugt, dass die repräsentative Demokratie gestärkt werden muss. Die gewählten Vertreter in den politischen Gremien haben den Auftrag, die öffentlichen Angelegenheiten zu regeln. Bei ihnen müssen Verantwortung und ein gewisses Entscheidungsrecht bleiben, wenn man in Zukunft noch Leute für diese Ämter finden will.

Die Wahl Ihres Nachfolgers/Ihrer Nachfolgerin wurde verschoben, weil die Folgen der Kommunalreform noch nicht absehbar sind (siehe Info). Der erste VG-Beigeordnete Hartmut Heck übernimmt Ihre Aufgaben nun übergangsweise. Was kommt da auf ihn zu?

Hülpes Er soll als Beauftragter bis Juni 2019 die Geschäfte führen. Ich gehe davon aus, dass nach dieser Frist auch ein neuer Bürgermeister gewählt werden kann. Bis dahin ist wichtig, dass unsere Großprojekte, die Grundschulsanierung und der Rathaus-Umbau, gut zu Ende gebracht werden. Und es gibt neue Aufgaben: Der Ausbau für schnelles Internet auf Kreisebene steht bevor. Da muss in allen Dörfern, Gewerbegebieten und Schulen ein optimaler Standard erreicht werden, damit wir nicht den Anschluss verlieren.

Sie sind in den Fördervereinen Burg Grimburg und Züscher Hammer aktiv. Werden Sie sich da als Ruheständler noch mehr einbringen?

Hülpes Ganz bestimmt, das sind nette Teams, wo es richtig Freude macht, sich für die schöne Sache zu engagieren. Im Grimburger Burg- und Hexenmuseum steht bald der Ausbau eines neuen Seminarraums an, da werde ich mitarbeiten.

Am 23. März werden Sie mit einer Feier in der Hochwaldhalle verabschiedet. Wie sehen die letzten Tage im Rathaus aus?

Hülpes Ich genieße noch jeden Tag, den ich hier sein kann. Wo es möglich ist, mache ich noch eine Runde durch die Gemeinderäte. Ich habe schon etwas gemischte Gefühle, wenn ich an den neuen Lebensabschnitt denke. Einerseits freue ich mich, andererseits fällt es schwer, wenn man einen so strukturierten Tagesablauf gewöhnt ist. Mein Vater hat immer gesagt: Wenn man irgendwo weggeht, muss man zurückschauen können und etwas geschafft haben. So geht es mir auch. Ich muss etwas zu tun haben. Ich bin froh, dass ich hier ein ordentliches Feld hinterlasse.

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