Mini-Kran mit 1400 Dachschiefern

TRIER/KENN. Ein lange erwogener Gedanke ließ Harald Pollmer nicht mehr los: Er entschloss sich, den älteren der beiden noch erhaltenen Moselkräne nachzubauen. Nach 600 Stunden war das Modell fertig.

Seit vier Jahren ist Harald Pollmer Vorsitzender des Schiffsmodellbau-Clubs Trier. Von daher ergeben sich für den gebürtigen Trierer, der seit 35 Jahren in Kenn lebt, unzählige Berührungspunkte mit Schiffen und deren Miniatur-Ausgaben. Prächtige Stücke schmücken sein Reich im Hobbykeller des schmucken Eigenheims. "Ich wollte schon immer mal etwas bauen, das zwar mit Schifffahrt zu tun hat, aber kein Schiff ist", erklärt der 67-Jährige. Wie es der Zufall wollte, fielen ihm auf seinen Fahrten entlang der Mosel die historischen Moselkräne auf. Da war auf einmal die Idee geboren, und bis zum "Baubeginn" dauerte es auch nicht lange.Mühevolles Aufmaß mit Zollstock und Kamera

Auf was sich der Pensionär eingelassen hatte, wurde ihm erst später klar: "600 Stunden gingen insgesamt drauf." Auf Baupläne oder Zeichnungen konnte Pollmer nicht zurückgreifen. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als sich mit Zollstock, Bleistift und Block zu bewaffnen und das Bauwerk an Ort und Stelle aufzuzeichnen. Den Rest besorgte sein Fotoapparat. Zu Hilfe kam ihm seine jahrzehntelange berufliche Erfahrung als Bautechniker. Pollmer wählte den Maßstab 1:50. Sein Modell des alten Trierer Landkrans sieht nicht nur von außen perfekt aus, sondern es verfügt darüber hinaus über ein intaktes Innenleben. Das heißt, der Modell-Kran ist voll funktionsfähig: Laufräder, Kettenrolle, Lager und Spindel bewegen sich - vielleicht besser als beim großen Vorbild. Sogar im Innern der Ausleger bewegt sich was, nämlich die Ketten, die vom Antrieb zum Haken am Ende des Auslegers führen. Hauptsächlich ein und drei Millimeter starkes Sperrholz und drei mal drei Millimeter dicke Holzleisten waren die Rohmaterialien für das Modell, dessen Kegeldach sich drehen lässt. Mehrfach auf die Geduldsprobe gestellt wurde Harald Pollmer bei den sechs mal sechs Millimeter großen "Schieferplatten" fürs Dach. Sage und schreibe 1400 Stück klebte der Hobbybauer, der großen Wert auf detailgetreue Nachbildung legt, fein säuberlich nebeneinander. Doch nicht nur dieses Merkmal besticht an dem Modell: Die aufwändige Technik im Inneren kann begutachtet werden durch einen zehn Zentimeter großen Ausschnitt im Mauerwerk, der mit Plexiglas gefüllt ist. Selbst bei den schwierigen Details wie Laufräder, Aufhängekonstruktion, Türen zum Öffnen oder dem Gesimskranz legte der Pensionär penibel Wert auf sauberes Arbeiten. Wohin Pollmer mit seinem Modell auch kommt - sein Moselkranmodell wird bestaunt und hoch gelobt.

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