"Mir geht es gut wie nie"

SAARBURG. Ein bekanntes Gesicht weniger in der Volksbank Saarburg: Vorstandsmitglied Klaus Müller hat seinen Vorruhestand angetreten. 45 Jahre Bankgeschäft liegen hinter ihm.

"Blank geputzt" ist der Schreibtisch des ehemaligen Vorstand-Mitglieds Klaus Müller in der obersten Etage der Volksbank in der Saarburger Graf-Siegfried-Straße. Nur die Schränke sind noch gefüllt mit Ordnern und Unterlagen, und an den Wänden hängen die beiden Stadtansichten des von Müller geschätzten verstorbenen Saarburger Malers Josef Kochems. "Das war wirklich ein schönes Büro hier, und ich kannte die Anwohner von gegenüber, die von ihren Fenstern zu mir herüber schauen konnten", erzählt Müller lachend. Kundenkontakt über Jahrzehnte

Gekannt hat er aber auch "halb Saarburg und Umgebung": Nicht allein, dass Müller "ein echter Saarburger Jung" ist - Kundenkontakt über Jahrzehnte prägten seine Arbeit bei der Bank. "Dadurch lernt man natürlich eine Menge Leute und ihre Geschichten und Schicksale kennen" , sagt Müller. Von der Pike auf hat der heute 60-Jährige seinen Beruf erlernt und am 1. April 1961 bei der Volksbank Saarburg eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann begonnen. Neun Jahre später sattelte er den Bankkaufmann drauf und arbeitete anschließend in der Innenrevise. "Bis 1981 habe ich alles durchlaufen, was es hier gab." Den ersten großen Sprung schaffte der Saarburger 1981, als ihm die Verantwortung als Prokurist übertragen wurde. 1996 folgte die nächste Beförderung: Klaus Müller wurde Vorstandsmitglied. Zwischenzeitlich absolvierte er in Montabaur die Ausbildung zum Diplom-Bankbetriebswirt. "Ich hatte immer vor, mit 61 oder 62 in Altersteilzeit zu gehen", erzählt der 60-Jährige. "Ich bin froh, dass mir das gelungen ist." Offiziell seit Ende Juni, krankheitsbedingt jedoch bereits seit einigen Monaten, hat Müller die Bank verlassen - und sich an diesen Zustand gewöhnt. "Das war eine tolle Zeit bei der Bank, und ich bin immer noch stolz auf dieses Haus. Aber für mich ist das vorbei, ich habe abgeschlossen." Folgenreiche Entwicklungen habe er während seiner 45-jährigen Berufstätigkeit miterlebt. "Früher gab es gerade mal das Girokonto und das Sparbuch, auf das die Kunden eingezahlt haben. Dieser ganze Aktienboom, und was sich noch alles aufgetan hat, war eine immense Entwicklung." Gewandelt habe sich auch eine grundlegende Sache: "Früher haben wir quasi abwarten können, die Kunden kamen zu uns. Das ist längst vorbei. Heute geht es darum, wie wir auf die Kunden zugehen und wie sich Neukunden gewinnen lassen. Das ist ein völlig verändertes Spielfeld." Für ihn habe der Aufstieg in den Vorstand der Bank die größte Umstellung mit sich gebracht. "Bis dahin hatte ich immer vor dem Schreibtisch gesessen, wenn es darum ging, Kredite zu fordern. Plötzlich saß ich dahinter und musste sie genehmigen." Fasziniert habe ihn an seinem Posten die Menschenführung. "Das ist 'ne tolle Sache", sagt der Vater zweier erwachsener Kinder. Er habe großen Wert auf einen guten Kontakt mit den Mitarbeitern gelegt. "Morgens habe ich immer erst einen Rundgang durchs Haus gemacht, unsere Leute begrüßt und ein kurzes Schwätzchen gehalten. Das Klima ist extrem wichtig für die Motivation des Personals." Seine eigene Motivation sei nun auf die gewonnene freie Zeit gerichtet. "Ich möchte viel reisen, aber auch meinen Garten nutzen und mich auf mein Fahrrad setzen und die Gegend genießen." Ein wenig auf der "Bank-Schiene" bleibt Klaus Müller dann doch über das Ehrenamt: Als Kassierer in Vereinen wird er auch weiterhin mit der harten Währung zu tun haben. "Das reicht aber auch. Ich werde im Ruhestand nicht als Vermögensberater auftreten. Ich bin zufrieden. Mir geht es so gut wie nie."

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