"Mit 97 will ich gesund sterben"

KONZ-OBEREMMEL. Sie hat Chemie studiert, Psychologie und Pädagogik, kam über Trier und Konz-Krettnach nach Oberemmel und liebt es, den Menschen und sein Gedächtnis zu erforschen: Birgitt Schemann ist Management-Trainerin und fühlt sich in Oberemmel richtig wohl.

 In sich ruhend, Einstein-Fan und auf der Suche nach dem Ursprung des menschlichen Gedächtnisses: Birgitt Schemann. Foto: Julia Kalck

In sich ruhend, Einstein-Fan und auf der Suche nach dem Ursprung des menschlichen Gedächtnisses: Birgitt Schemann. Foto: Julia Kalck

Das Schild, das in Konz-Oberemmel den Weg zu ihr zeigt, mag auf den ersten Blick gar nicht recht passen zwischen die anderen Schilder, die meist den Weg zu Weingütern weisen: Management-Training, das klingt nach Großstadt, aber nicht nach einem Winzerort - und nach einer Frau, die sich ganz bewusst für das Leben und Arbeiten in Oberemmel entschieden hat. Wer ist diese Frau, die sich mit einem im Vergleich zu anderen eher exotischeren Beruf in Oberemmel niedergelassen hat? Studiert hat Birgitt Schemann in Bonn und Köln - zunächst Chemie und Mathematik. Wissen wollen, wie Denken und Lernen funktionieren

"Ich habe dann aber noch einen Magister in Psychologie gemacht und ein Pädagogikstudium abgeschlossen", ergänzt sie. Der Mensch habe sie immer schon fasziniert, sie hat das Lernen erforscht, war in Ungarn, Jugoslawien, in den USA, hat promoviert über Hirnphysiologie. "Ich wollte immer schon wissen, wie das Denken und Lernen funktioniert", gesteht Birgitt Schemann. In Trier, wo die gebürtige Westfälin aufgewachsen ist, hat sie zunächst in der Autobranche gearbeitet, ist schließlich 1985 nach Krettnach gezogen. Dort hat sie mit ihren drei Söhnen gelebt, zwischendurch auch den Pilotenschein gemacht und von da aus schon Lerntraining-Seminare für Erwachsene veranstaltet. "1985 - das war ein Schnitt in meinem Leben", blickt sie heute zurück. Einer, der sie weiterbrachte, sie letztlich zu dem führte, was sie heute macht: Management-Training, so genannte Soft Skills (soziale Fähigkeiten) ausbilden, und, wie sie erklärt, "den Menschen zu vermitteln, das, was sie machen, mit Freude zu machen." Seit 1996 lebt Birgitt Schemann mit ihrem Ehemann und Hund Max in Oberemmel, hat zum Ort eine ganz besondere Beziehung: "Wir bringen auch schon mal unsere Trainingsteilnehmer hier im Ort unter", erzählt sie. Zusammenarbeit gab es auch schon mit den Winzern im Ort. Gern blickt sie auch auf die erste Zeit in Oberemmel zurück: "Die Leute waren neugierig, wollten wissen, was das ist, was ich mache. Sie haben sich gefragt: Was passiert hier oben? Da kam der Gedanke, einfach mal Leute einzuladen." Die Idee ging auf, Birgitt Schemann fühlt sich wohl unter den Oberemmelern, möchte nicht mehr weg. "Es ist ein richtig tolles Miteinander geworden", sagt sie strahlend und fügt lächelnd hinzu: "Und das, obwohl ich aus Krettnach hierher zog. Hier zu leben, das ist Luxus pur."Andres sein als die anderen

Nach anfänglichen Schwierigkeiten ist sie heute viel beschäftigt. Und auch die Freizeit widmet sie ihrer großen Leidenschaft, dem Erforschen der Kommunikation und einer ganz bestimmten Suche, die sie auch schon ihr Leben lang begleitet: "Ich gehe der Frage nach, wo der Mensch sein Gedächtnis hat." Anders als die anderen sein, das suchen, was man noch nicht kann, das sind Dinge, die sie immer wieder antreiben. Und positiv zu denken, das sei für sie sehr wichtig. Die Freude, die ihr die Arbeit macht, merkt man ihr wirklich an, man spürt, dass sie ihren Weg gefunden hat, davon überzeugt ist, das Richtige zu tun. "Mein Lebensziel ist es, den Menschen zu vermitteln, was sie fühlen und eigentlich schon wissen. Ich erinnere sie nur daran." Sie möchte noch lange so weiter machen, dies weitergeben. Sich zur Ruhe zu setzen, das kann sich Birgitt Schemann, die zur Zeit auch an einem Buch schreibt und als großes Ziel hat, "mit 97 gesund zu sterben", nicht vorstellen - im Gegenteil: "Manchmal fragen mich Freunde, wann ich denn aufhöre. Da sage ich immer: Ich fange gerade erst an."

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