Mit acht Jahren in der Todeszone

Mit acht Jahren wurde sie als Kindersoldatin eingezogen und musste elf Jahre lang für die sogenannte Befreiungsarmee in Ruanda kämpfen. Heute verarbeitet China Keitetsi ihr Trauma mit Hilfe der Literatur. Ihr erstes Buch "Sie nahmen mir meine Mutter" stellte sie kürzlich in der Regionalen Schule in Zerf vor.

 China Keitetsi berichtete und las vor den zehnten Klassen aus ihrem Buch „Sie nahmen mir meine Mutter“ über ihre Zeit als Kindersoldatin in Ruanda. TV-Foto: Hans Muth

China Keitetsi berichtete und las vor den zehnten Klassen aus ihrem Buch „Sie nahmen mir meine Mutter“ über ihre Zeit als Kindersoldatin in Ruanda. TV-Foto: Hans Muth

Zerf. (hm) Lehrer Markus Häußler engagiert sich für die Probleme der Dritten Welt und war vor wenigen Jahren selbst als Entwicklungshelfer ein Jahr lang in Peru. In Zusammenarbeit mit dem multikulturellen Zentrum in Trier und der Heinrich-Böll-Stiftung organisierte Häußler eine Lesereise für China Keitetsi, die heute in Dänemark lebt.Keitetsi berichtete und las vor den zehnten Klassen der Regionalen Schule Zerf aus ihrem Buch "Sie nahmen mir meine Mutter" über ihre Zeit als Kindersoldatin in Ruanda. "Kinder fragen nicht, Kinder gehorchen. Sie kosten nicht, und sie sind einfacher zu befehligen." Bereits mit acht Jahren sei sie eingezogen worden und habe für die sogenannte Befreiungsarmee elf Jahre lang kämpfen müssen, hörten die Zehntklässler in der Übersetzung von Realschullehrerin Anne Gehlen. "Ich habe nie die Chance gehabt, Kind zu sein", sagt die heute 31-Jährige, die bereits mit 13 Jahren zum ersten Mal Mutter wurde und mit 17 Jahren ihr zweites Kind bekam, beide als Ergebnis von Vergewaltigungen. Beide Kinder, die sie kürzlich erst nach langer Suche wiedergefunden habe, leben heute in einem Internat in Ruanda, berichtete sie den ergriffenen Schülern.Prominente sind hilfreiche Kontakte

Auch über ihre Kontakte zu namhaften Persönlichkeiten berichtete Keitetsi, deren Eltern und Geschwister im Krieg umgekommen seien. Nelson Mandela habe ihr vorgeschlagen, nach Dänemark zu gehen, was sie mit Hilfe der Vereinten Nationen auch geschafft habe. "Ich musste vieles neu lernen, zum Beispiel, wie man regelmäßig isst und wie man sich in einem fremden Land anpasst."50 000 Kinder hätten derzeit nicht die Chance, die sie bekommen habe, sie lebten immer noch in Armut und kämpften in Bürgerkriegen. Keitetsi baut derzeit ein Projekt mit Unterstützung von Missio auf, bei dem sie ein Begegnungszentrum für Kindersoldaten in Ruanda errichtet. In diesem Haus der Begegnung soll es ärztliche Unterstützung und Ausbildungsmöglichkeiten geben. Auch Lobbyarbeit für die Rechte von Kindern auf der ganzen Welt habe sie sich auf die Fahnen geschrieben. Kontakte zu Bill Clinton, Whoopie Goldberg und anderen bedeutenden Persönlichkeiten seien ihr dabei eine große Hilfe. Auch eine Audienz bei Papst Benedikt sei schon terminiert. "Ich möchte damit die Aufmerksamkeit auf das Problem der Kindersoldaten in Afrika lenken."

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