Mit Bewegung gegen den Infarkt
Hermeskeil · Am ersten Advent feiert im Hermeskeiler Mehrgenerationenhaus ein Verein, der nicht nur dabei hilft, eine schwere Krankheit überwinden, sondern auch Lebensqualität zurückbringen kann. Die Mitglieder des Herzsport-Vereins Hermeskeil treiben Sport für ihre Gesundheit und haben Spaß dabei.
Hermeskeil. Bloß nicht anstrengen und das kranke Herz nach einem Infarkt belasten. "So habe ich das als Medizinstudent in den 1960er Jahren auch gelernt", erinnert sich Dr. Wieland Scholz. Der Internist ist der Gründervater des Herzsport-Vereins Hermeskeil, der am Sonntag, 2. Dezember, im Mehrgenerationenhaus sein 30-jähriges Bestehen feiert.
In den Reha-Kliniken begann damals das Umdenken. "Sportphysiologen fanden heraus, dass mit einer wohldosierten Belastung nach einem Infarkt große Erfolge zu erzielen sind", erklärt der ehemalige Chefarzt im Hermeskeiler Krankenhaus.
Mit acht Patienten hat alles begonnen. "Zurzeit hat unser Verein 189 Mitglieder im Alter von 50 bis 90 Jahren, von denen immer rund 100 aktiv mitmachen", sagt der erste Vorsitzende Reiner Roth mit Stolz. Er ist selbst Betroffener und weiß, wie wertvoll Sport für das kranke Herz ist: "Ich habe damals in der Reha bereits nach sieben Tagen Sport getrieben. Das hilft unheimlich."
Die ärztlich betreute Gymnastik wirkt gezielt kreislaufstabilisierend. Bewusste Atemtechniken wirken sich positiv auf das Kreislaufsystem aus. "Das ist nicht nur körperlich eine Wohltat, sondern stabilisiert auch die Psyche", weiß der Vorsitzende. Der Sinn des Lebens kehre zurück, und die meisten Betroffenen können wieder ihren Beruf ausüben. Auch die Angst vor einem Rückfall schwinde, so Roth.
Wandertage und Ausflüge
Vier Übungsleiterinnen hat der Verein. Eine davon ist Hedi Hens. Sie sagt: "Die Geselligkeit und der Spaß sind genau so wichtig wie der Sport." Deshalb bietet der Verein auch Wandertage und Busausflüge an. Auf dem Plan stehen Wirbelsäulengymnastik und Nordic Walking, im Thalfanger Hallenbad wird Wassergymnastik betrieben. Demnächst soll das Angebot noch auf Powergymnastik ausgedehnt werden, denn, so Roth: "Das ist für Leute, die gar nicht erst einen Infarkt bekommen wollen."
Ob Menschenleben mit dem Coronarsport gerettet wurden, kann Scholz nicht sagen: "Gestorben sind aus unserem Verein schon ein paar ältere Mitglieder, aber keiner an Herz-Kreislaufversagen." Immer hat der Internist seinen Notfallkoffer dabei. Darin befindet sich neben Medikamenten, einem EKG- und Blutdruckmesser auch ein Defibrillator. Damit kann das stillstehende Herz mit Stromstößen wieder in Gang gesetzt werden. "Gebraucht haben wir den Koffer noch nie", beruhigt Scholz. doth
Nach einem Gottesdienst um 10.45 Uhr in St. Martinus, zelebriert von Dechant Clemens Grünebach, gibt es um 11.30 Uhr im Mehrgenerationenhaus einen Sektempfang und ein Mittagsmenü. Die Feierstunde beginnt um 13.45 Uhr. Ehrenpräsident Dr. Wieland Scholz lässt die Geschichte des Vereins Revue passieren. Präsidentin Dr. Martina Wagener referiert zum Thema Herzsport heute und morgen. Als Ehrengast spricht Prof. Dr. Bernd König vom Landesverband für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauf-Krankheiten.
Extra
Übungszeiten in der kleinen Sporthalle des Gymnasiums Hermeskeil sind montags von 17.30 bis 19.45 Uhr, dienstags von 17.30 bis 19 Uhr, donnerstags von 17 bis 18 Uhr und freitags von 17.30 bis 19.45 Uhr. Im Sommer wird auch Nordic Walking angeboten. Ärztliche Leitung: Martina Wagener (Telefon 06503/477); Dorothea Schätzer-Klotz (06503/ 800591). Der Vorsitzende Reiner Roth ist unter 06504/1438 erreichbar. Der Beitrag des Vereins zur Volksgesundheit wird von den Krankenkassen gefördert. doth