Mit dem Verlust leben

SAARBURG. (red) Das Schlimmste, was Eltern passieren kann, ist, ihr Kind zu verlieren. Dabei spielt es keine Rolle, welches Alter dieses Kind erreichen durfte und durch welche Umstände es zu Tode kam. Auch Geschwisterkinder sind kein wirklicher Trost, denn Eltern trauert um dieses eine, ganz besondere Kind.

Ein Sinnspruch lautet: "Sterben die Eltern, so stirbt die Vergangenheit; stirbt der Partner, so stirbt die Gegenwart; stirbt ein Kind, so stirbt die Zukunft." In ein Kind investieren Eltern all ihre Liebe, Kraft und Hoffnung. Wenn auf einmal dieser Mensch fehlt, der ihnen mehr am Herzen liegt als das eigene Leben, bricht eine ganze Welt zusammen. Das musste auch Familie Rothhaar aus Saarburg im vergangenen Jahr erfahren. Die Mittlere ihrer drei Töchter, damals 15 Jahre alt, kam bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Seither ist nichts mehr so, wie es früher war. Die Familie musste plötzlich lernen, mit der Lücke, die ihre Tochter hinterließ, zu leben. Diese Lücke wird sich nie wieder schließen, und die Trauer um dieses Kind wird immer bleiben. Schon recht bald nach dem Tod ihres Kindes hat Familie Rothhaar sich vorgenommen, an diesem Schicksalsschlag nicht zu zerbrechen, sondern mit der Trauer leben zu lernen. Die Gesellschaft gibt den Familien verstorbener Kinder wenig Raum zum Trauern - oft wird aus Hilflosigkeit heraus lieber geschwiegen. Über das verstorbene Kind zu reden, kann Trost bringen. Ellen Rothhaar suchte und fand Hilfe unter anderem beim Verein "Leben ohne Dich". Dieser Verein ist aus einer lokalen Selbsthilfegruppe in Mülheim/Ruhr entstanden. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, trauernden Eltern und Geschwistern durch ihre existenzielle Lebenskrise zu helfen. Dazu wird ein Internet-Forum betrieben ( www.leben-ohne-dich.de), werden Treffen und Seminare für betroffene Eltern und Geschwister angeboten. Ein wichtiges Thema ist die Öffentlichkeitsarbeit, um die Tabuisierung des Todes eines Kindes in der Gesellschaft zu überwinden. Nach und nach entstehen lokale "Leben ohne Dich"-Selbsthilfegruppen. In Saarburg soll nun ein offener Gesprächskreis für betroffene Eltern entstehen. Eingeladen sind alle Eltern, die ihr Kind verloren haben. Dabei spielen weder das Alter des verstorbenen Kindes noch die Todesursache eine Rolle. Der Besuch der Gruppe verpflichtet zu nichts. Es darf geschwiegen, geweint, zugehört und geredet werden. Nur Menschen, die vergleichbare Erfahrungen gemacht haben, können einander in ihrer Trauer wirklich verstehen und sich gegenseitig unterstützen, meinen die Initiatoren. Das erste Treffen der Gruppe ist am Montag, 4. Oktober, um 20 Uhr in den Räumen der Lebensberatungsstelle Saarburg, Schlossberg 3. Künftig finden die Treffen an jedem ersten Montag im Monat statt. Je nach Bedürfnis der Gruppe sind auch Abende mit speziellen Referenten und verschiedenen Fachleuten geplant. Kontakt: Ellen Rothhaar, 06581/95270, oder E-Mail: shg-saarburg@lebenohnedich.de

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