"Mit der Kasse geht uns Lebensqualität verloren" - Dorfbewohner enttäuscht Schließung von Banken

Ayl/Trassem/Taben-Rodt · Die Sparkasse Trier schließt ein Drittel ihrer Filialen. Betroffen sind in der Verbandsgemeinde Saarburg die Geschäftsstellen in Ayl und Trassem. Aber auch in Taben-Rodt schließt die Bank. Dort wird es in Zukunft auch keinen Geldautomaten geben.

Ayl/Trassem/Taben-Rodt. Die Kunden der Bäckerei Meier in Trassem sprechen derzeit fast nur über ein Thema. Und das ist die Tatsache, dass am 30. September die Sparkassen-Filiale in der Ortsmitte geschlossen werden soll. "Damit stirbt auch ein Stück von Trassem", sagt eine Kundin, die am Stehtisch mit ihrer Freundin Cappuccino trinkt.
Doch nicht nur die Filiale in Trassem steht auf der Streichliste der Sparkasse Trier. Auch die Geschäftsstellen in Ayl und Taben-Rodt haben keine Zukunft. Ein Drittel ihrer Filialen will die Sparkasse in der gesamten Region schließen. Das hat der Vorstandsvorsitzende Günther Passek am Montag im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund bestätigt. Damit wolle die Bank etwa 1,2 Millionen Euro einsparen.Zu wenige Kunden


Als Gründe für die Schließungen nennt Passek die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank sowie die Tatsache, dass viele Kunden die Filialen nicht mehr nutzten und bereits auf Onlinebanking umgestiegen seien. Jedoch sollen in Trassem und Ayl zumindest Geldautomaten stehen bleiben, in Taben-Rodt zieht sich die Sparkasse hingegen ganz zurück.
Dort gibt es den Friseursalon Britz, direkt neben der Sparkassen-Geschäftsstelle. "Mit der Kasse geht uns auch ein Stück Lebensqualität verloren", sagt eine Kundin, während die Friseurin ihr die Haare schneidet. "Ich kann dann ja nichts mehr selbst erledigen, wenn ich kein Auto habe." Wegen allem müsse sie dann ihre Kinder fragen.

Gegenüber der Bankfiliale wohnt Marga Düren. Sie hat kein Problem damit, dass die Geschäftsstelle verschwindet: "Wir müssen ja sowieso wegen allem nach Saarburg fahren." Auch dass es keinen Automaten geben soll, stört sie nicht: "Wir hatten hier ja noch nie einen."
In der Gemeinde Ayl bleibt wie in Trassem ein Automat stehen. Trotzdem ist der Ortsbürgermeister Siegfried Büdinger enttäuscht von den Plänen der Sparkasse: "Das läuft dem Gedanken der Dorferneuerung zuwider." Die Ortschaften würden im Kern aussterben, wenn dort kein Leben mehr sei. Auch um die älteren Leute macht sich Büdinger Sorgen. Die hätten oft kein Auto oder könnten aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr fahren. Die Geschäftsstelle in Ayl hat derzeit noch an drei Tagen in der Woche geöffnet.

Der Ortsbürgermeister von Trassem, Roland Konter, ist der Meinung, dass auch der Erhalt eines Bankautomaten die Sache nicht unbedingt besser macht. Gerade ältere Menschen hätten oft Berührungsängste mit der neuen Technik."Es wird immer weniger"


Außerdem würde mit der Schließung der Sparkasse auch die Ortsmitte von Trassem aussterben: "Es wird immer weniger: erst die Schulen, dann die Geschäfte und jetzt eben die Bank." Die hat in Trassem zurzeit noch dienstags und donnerstags geöffnet. Trotz allem haben die beiden Ortsbürgermeister auch Verständnis für die Sparpläne der Sparkasse. Die Bank müsse schließlich wirtschaften.

In der Bäckerei Meier in Trassem wird derweil weiter diskutiert. Noch kämen oft Menschen aus Kelsen, Meurich oder Portz nach Trassem, meint eine Kundin. Die erledigten dann bei der Sparkasse ihre Bankgeschäfte und kämen anschließend noch in die Bäckerei, um Brötchen und Brot zu kaufen. Ob das in Zukunft noch so sein werde, sei fraglich. "Noch können wir mit Automat und Onlinebanking umgehen und Auto fahren, aber was wird, wenn wir mal alt sind?", fragt ein anderer Kunde. Ob die Sparkasse Trier mit den Sparmaßnahmen ihr Ziel erreichen werde, stehe noch nicht fest, sagt Vorstandsvorsitzender Günther Passek. Dass es in den Dorfmitten der betroffenen Ortschaften ruhiger sein wird, das hingegen ist für die Menschen der betroffenen Gemeinden klar.

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