Saarburg. Da stehen sie, in Reih und Glied: Die Hacken zusammen und die Arme angelegt. Es sind Männer mit blauem Rock und Pickelhaube, die während der Dreißigerjahre in Saarburg bereitstehen, um die Stadt vor den hungrigen Flammen großer Feuer zu bewahren. Es sind Helden mit akkurat gezogenen Scheiteln und gezwirbelten Schnauzbärten. Es sind Männer, die den Militarismus der soeben zu Ende gegangenen Kaiserzeit verkörpern. Ein Schwarz-Weiß-Bild von 1932 zeigt Saarburger Feuerwehrleute, wie sie aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der Wehr posieren. Und eine Chronik von 1982 zeigt alte Porträts.
Am morgigen Samstag stoßen Wehrleute mit den Saarburgern auf den 180. Geburtstag der Feuerwehr an. Diesmal in Farbe. Es gibt ein buntes Programm mit Jugendwettkampf, Technikausstellung und historischer Schauübung (siehe Extra). Die Brandbekämpfer zeigen auch Ausrüstung, die bereits 1932 im Einsatz war.
Gegründet 1832: Die Saarburger können mit Stolz auf eine lange Tradition ihrer Wehr blicken. Sie ist möglicherweise sogar die älteste Deutschlands. Die Freiwillige Feuer wehr im sächsischen Meißen wurde erst 1841 gegründet, ist aber nach eigenen Angaben vom Deutschen Feuerwehrverband als älteste anerkannt. Die Wehr Saarlouis besteht schon mehr als 200 Jahre, war in ihrer Gründungszeit aber eine paramilitärische Organisation.
Nachdem lange Zeit die Zunftbruderschaften für die Brandbekämpfung zuständig waren, taten sich am 20. Januar 1832 13 namhafte Saarburger zusammen, um einen Löschverein ins Leben zu rufen. Die Gründungsurkunde ging wohl im Zweiten Weltkrieg verloren. Es existiert lediglich ein Foto des unteren Teils, das die Unterschriften der Gründer zeigt.
Die Retter kämpften damals mit Eimern, Handpumpen und Schläuchen aus Hanf gegen die Flammen. 1938 bekam die Feuerwehr einen Mercedes Benz L 2000 (siehe Extra). Der liebevoll Santa Maria oder kurz Santa genannte Wagen ist bis heute der ganze Stolz der Saarburger. Im Zweiten Weltkrieg musste das Fahrzeug im Laurentiustunnel versteckt werden. Heute rückt der Wagen bei Notfällen aber nicht mehr aus.
Von der Gleichschaltung im Dritten Reich waren auch die Brandbekämpfer betroffen. Hakenkreuze waren auf der Santa. Eine Festschrift aus dem Jahr 1982 erwähnt die Rolle der Feuerwehr während der Naziherrschaft mit einem einzigen knappen Satz: "Die Feuerwehr hatte sich in dieser Zeit nicht nur mit feuertechnischen Problemen zu befassen, sondern musste auch politische Interessen wahr nehmen." Obwohl noch kaum jemand von Emanzipation sprach, kamen 1944 auch Frauen zur Feuerwehr - weil die Männer an der Front waren. Als erste Wehr in der Region gründete sie eine Frauenabteilung. Nach dem Krieg war löschen wieder Männersache. Heute gibt es bei den Einsatzkräften 30 Frauen - in der ganzen Verbandsgemeinde.
1979 entstand das Gerätehaus an der Heckingstraße. Dort sind die Wehrleute auch heute noch stationiert.Extra