Mit der Seilbahn durch den Wald

SAARBURG. (hpü) Hochwasserschutz fängt schon im Wald an – dessen sind sich die Männer vom Forstamt Saarburg sicher. Im Rahmen eines EU-Projekts betreiben die Forstleute nahe dem saarländischen Weiskirchen deshalb eine bodenschonende Holzernte. Das Ziel: Wasserrückhaltung durch angepasste Landnutzung.

An einem klirrend kalten Tag in einem Waldgebiet nahe dem saarländischen Weiskirchen: Das Knattern von Motorkettensägen schallt durchs Unterholz, ab und zu ist das Geräusch eines umstürzenden Baumes zu hören. Scheinbar schwerelos "schweben" die soeben gefällten Fichten durch eine schmale Schneise zu einem Waldweg, wo sie auf ihren Weitertransport warten. Beim genauen Hinsehen ist einige Meter über dem Boden ein Stahlseil zu erkennen, das eine "Laufkatze" trägt, an der die Nadelbäume befestigt sind. Das knapp 1000 Meter lange Seil ist zwischen einem rund 17 Meter hohen Kran auf der einen und einer Motorwinde auf der anderen Seite gespannt. Dass im zum Forstamt Saarburg gehörenden Forstrevier Klink bei der Holzernte eine Art "Seilbahn" zum Einsatz kommt, hat seinen Grund. Dazu Oberforstrat Martin Gallus von der Forstlichen Anstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft: "Auf diese Weise können wir Bäume aus dem Wald befördern, ohne dass sie den Boden berühren. Ziel ist, den Moorboden und die moortypische Vegetation zu erhalten." Im Normalfall werden bei der Holzernte Schlepper oder Vollernter eingesetzt. Das Problem: Die schweren Maschinen hinterlassen tiefe Spuren oder regelrechte Gräben. Durch sie kann das Oberflächenwasser schneller abfließen - dort in den "Holzbach" bei Weiskirchen. Forstwirte sprechen da von "linearen Abflüssen", und die gilt es zu vermeiden. Denn: "Moore in Einzugsgebieten von Flüssen oder Bächen spielen im Hinblick auf die Wasserrückhaltung und damit die Verminderung von Überschwemmungen und Dürren eine große Rolle", erklärt Gallus. Noch bis in die 50er-Jahre habe man Moorböden sogar trockengelegt, um Waldgebiete forstwirtschaftlich nutzen zu können. Um den Moorboden im Forstrevier Klink schützen zu können, musste eine Transportmethode für das Holz her, die keine Spuren hinterlässt. Eine Lösung versprach der Seilkran. Das Spezialgerät gehört einem europaweit operierenden Unternehmen aus Baden-Württemberg. "Unsere Technik setzen wir gewöhnlich im Hochgebirge ein, um Bäume aus schwer zugänglichen Gebieten zu bergen", erläutert Josef Resch von der Firma Hochleitner. "Lasten mit einem Maximalgewicht von viereinhalb Tonnen können so transportiert werden." Die Erprobung der Seilkrantechnik im Bereich des Forstamts Saarburg ist Teil eines Projektes der Europäischen Union (EU) mit der Bezeichnung "WaReLa" (Water Retention by LandUse - Wasserrückhalt durch angepasste Landnutzung). Ziel des seit 2002 laufenden Projekts ist die Entwicklung eines länderübergreifenden Instrumentariums zur Verminderung von Hochwasser durch eine vorsorgende Landnutzung in Einzugsgebieten von Flüssen. Eines der speziellen Testgebiete ist das Forstrevier Klink, das als Wassereinzugsgebiet des "Holzbaches" Bedeutung hat. Neben Deutschland sind auch Frankreich, Luxemburg und die Schweiz am Projekt WaReLa beteiligt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort