Mit der Sparbüchse durch den Wald

WASSERLIESCH. Das Land will die Forstwirtschaft neu ordnen und die Kosten senken. Das stößt nicht überall auf Begeisterung. Im Ortsgemeinderat Wasserliesch überwogen Skepsis und sogar Ablehnung.

Es war einer der Momente in Ortsgemeinderats-Sitzungen, in denen sich die mal streitige, mal einvernehmliche Routine unversehens verflüchtigt und das Gefühl entsteht, die Luft sei elektrisch geladen. Dabei hatten Helmut Lieser, Leiter des Forstamts Saarburg, und Martin Bee vom Forstbezirk Oberemmel, zu dem auch die Wasserliescher Wälder gehören, dem Rat nur die Vorteile des neuen TPL-Konzepts erläutern wollen. TPL - der "Technische Produktionsleiter" - ist das Rückgrat der neuen Bewirtschaftungsstruktur, die jetzt in den rheinland-pfälzischen Wäldern eingeführt werden soll. Mehr Leistung mit weniger Personal

Auf eine Formel gebracht bedeutet es: Die Reviere werden vergrößert und die Förster von technischen Aufgaben entlastet. Die werden in der TPL-Abteilung zusammengefasst und können von den Revierleitern abgerufen werden. Auf diese Weise verschmelzen die derzeit 14 Reviere im Bereich des Saarburger Forstamts zu neun - mit den entsprechenden Einsparungen beim Personal - wobei der Abbau sozialverträglich erfolgen soll. All das war indes nicht dazu angetan, die Stimmung im Ortsgemeinderat Wasserliesch positiver zu gestalten. Vorteile des Konzepts sollen unter anderem eine "Anpassung der Ablauforganisation an den modernen Holzmarkt" sein, aber vor allem die "Absenkung der Beförsterungskosten", wie es in einem Papier der Forstbehörden heißt - also ein Sparprogramm, dessen finanzieller Effekt für Wasserliesch gleich mit ausgerechnet worden war. Gut 500 Euro könnte die Gemeinde im Jahr sparen, wenn das TPL-Konzept Realität würde. Die beiden Förster hatten eine Vorlage mitgebracht und präsentierten die mit werbenden Worten. Dass auf dem letzten Blatt der Unterlagen schon eine Beschlussvorlage ausformuliert worden war, dürfte indes das Misstrauen der Ratsmitglieder weiter geschürt haben. Schließlich brach der Ärger offen aus. Ex-Ortsbürgermeister Josef Reinert sprach aus, was wohl einige dachten: "Mein Gefühl sagt mir: Sie haben sich die größte Mühe gegeben, was Ihnen da aufgedrückt wurde, zu verkaufen." Und stellte danach die provokante Frage, was wohl passiere, wenn man alles so lasse, wie es ist. Das wiederum brachte Helmut Lieser in Rage, was zu einem heftigen Wortwechsel führte. Reinert: "Ich verstehe, wenn Sie nichts sagen wollen." Lieser: "Ich bin schon den ganzen Abend am Reden." Martin Bee deutete an, dass er als Beamter seinem Dienstherrn gegenüber zur Loyalität verpflichtet sei und die Einführung des TPL-Konzept kaum mehr rückgängig zu machen ist. Bee wörtlich: "Der Zug fährt, die Kommune kann mitfahren oder einen eigenen Förster einstellen." Eine Zustimmung stand an diesem Abend außerhalb jeder Diskussion. Auch der Hinweis, dass der Ortsgemeinderat Nittel bereits grünes Licht zum neuen Konzept gegeben habe, verfing da nicht. Auf Vorschlag von Bürgermeister Herbert Rausch und des SPD-Fraktionsvorsitzenden Carsten Hagemüller wurde die Angelegenheit in die Fraktionen verwiesen. Ergebnis offen. Die übrigen Tagesordnungspunkte waren mehr oder minder Routine - was nicht bedeutet, dass die Beschlüsse unwichtig gewesen wären. Eine Broschüre zum Orchideengebiet "Perfeist" und Hinweisschilder, beides entworfen von Biotop-Betreuerin Annette Schäfer, passierte den Rat nach eingehender, engagierter Diskussion. Dass die notwendige Entbuschung im Orchideengebiet danach einstimmig beschlossen wurde, versteht sich. Ohne regelmäßige Pflege verwildert das Biotop und die Orchideen ersticken im Gestrüpp. Schließlich nahm Bürgermeister Rausch auch noch zum unerfreulichen Thema "Vandalismus" Stellung. Die Gemeinde werde jetzt bei Beschädigungen, wie sie kürzlich am Markplatz verursacht worden waren, Anzeige erstatten - "ohne Ansehen der Person."

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